Südostwand - "Steinkarwand"

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Routen Details:
Hochtor, 2365 m. 1. Begehung der Südostwand („Steinkarwand") gegen P. 2301 durch Hubert Peterka und Ferdinand Martin am 26. Juli 1956.
Allgemeines: Die Südostwand bzw. Südsüdostwand, das Steinkar nordwestlich über dem Oberen Koderboden überhöhend, wird in ihrem Mittelstück durch eine lange
Schluchtbildung durchzogen, die bei P. 1882 der AV-Karte beginnt und an der Wandhöhe endet, an welcher der Ostsüdostgrat („Gugelgrat") verläuft, sobald dieser nach dem Vorgipfel, 2233 m, in der Südwestflanke dieses Grates (unterhalb von P. 2301) zu queren beginnt. Diese Südostschlucht vermittelt den bisherigen Anstieg (H. Peterka u. K. Fischer, 23. September 1934, ÖAZ 1935/170, Gesäuseführer ÖAK 1954/223); sie wird rechts von der gratartigen Südwestrippe eingefaßt, die direkt vom Vorgipfel, 2233 m, zum Steinkar abfällt, links von einer Wandfläche begleitet, die sich zur Höhe des Südgrates („Steinkargrat", F. Kolb u. H. Püchler, 13. September 1921, Gesäuseführer ÖAK 1954/222) aufbaut, der selbst in der Steinkarscharte, 2049 m, fußt und entschieden Steinkar (über dem Oberen Koder-boden) und Schneekar (über dem Rinnerstein) sehr scharf trennt. Innerhalb der Südostwand, zwischen Südostschlucht rechts und Südgrat („Steinkargrat") links, erheben sich pfeilerartige Türme, deren oberster als größter charakterisiert ist; bei ihm liegt links ein schräger Hochkessel, rechts vom Turmbau fallen Bandstufen und eine glattwandige Gratrippe gegen die mittlere Südostschlucht ab. Über dem schrägen Hochkessel verlaufen die Schrofenstufen zwischen Vorgipfel, 2233 m, und P. 2203 (AV-Karte), der am einfassenden Südgrat -(„Steinkargrat") liegt. Vom schrägen Hochkessel im Abfall ein gratartiger Sporn, der zuletzt mit senkrechtem Abbruch westlich vom P. 1882 im Steinkar endet. Der Einstieg befindet sich in diesem linken (höchsten) Karwinkel, noch ein bedeutendes Stück von der Steinkarscharte entfernt, wo eine schräge, links abstreichende Plattenrampe gegen den gratartigen Sporn aufsteigt, der den obersten, auffallenden Felsturm, rechts vom schrägen Hochkessel, trägt. Diese Geländeeinzelheiten werden vom Aufstieg benützt; die Südostschlucht befindet sich durchwegs rechts von ihm und hat für diesen keinen Zusammenhang. Zugang zum Steinkar vom Oberen Koderboden (Heßhüttenweg vom WH Kölbl) durch enge Latschengassen, zuletzt über das Schneefeld und P. 1882 der AV-Karte, oder im Abstieg von der Heßhütte am Ennseck mit seitlichem Queren auf schlechten Gamssteigleins über P. 1829 der AV-Karte zum Steinkar hinein; 3 Stunden vom WH Kölbl, 1 Stunde von der Heßhütte bis Einstiegsschneefeld 1882 m.
Einzelheiten: Im unteren Steilabbruch zwei kleine, gelbe Höhlen, zu welchen von links nach rechts eine schräge Plattenrampe zieht, die den Beginn vermittelt. Etwas
unterhalb der Höhlen schwach absteigend nach rechts und Plattenquergang in einen herabreichenden Kaminwinkel, über dem rechts der gratartige Sporn beginnt, welcher zum markanten Pfeilerturm in der Wandmitte und davon zum oberen Pfeilerturm drängt. Der Kaminwinkel selbst wird rechtsseitig über einen kleinen Überhang erklettert. Nach einer glatten Platte, dicht unter senkrechtem Fels, kurzer Quergang und weiter Spreizschritt nach links in besseres Gelände und gerade aufwärts in die Kaminverengung. Unmittelbar
über prachtvollem Steilfels empor, den kurzen Kamin rechts verlassend und sohin auf den gratartigen Sporn (der nun ober seinem Abbruch in den Kaminwinkel betreten wird). Am einfachen Gratsporn aufwärts, bis nach abnehmender Steilheit ein scharfes Schartl gewonnen ist, hinter dem (links) der Auslaufbereich des schrägen Hochkessels einsetzt, rechts aber der lotrechte Pfeilerturm aufbaut. Im beginnenden Hochkessel (Steinmann und Karte) durch den sichtbaren, flachwirkenden Kamin links vom Pfeilerturm weiter; Einstieg über eine Platte und einem Überhang. Zwei Seillängen im Kamin hinan (einige Stemmstellen) und überhangender Ausstieg über ein Wandl in die schluchtartige Fortsetzung des verlassenen Kamins. Das offene Schluchtgelände geradeaus verfolgend zu Karren-schliffen und Platten in ein Schartl, nochmals über einen kleinen Steilaufbau empor und erst nach ihm bei abnehmender Neigung zum höchsten Punkt der „Steinkarwand", wo nahe die Versicherungen des „Gugelgrates" sind.
Teilweise schwierige Kletterei (III-), Kletterzeit 2-2 1/2 Stunden vom Einstieg, Felshöhe rund 350 m; genügend Steinmänner bezeichnen den Anstieg, der eine prächtige Felsfahrt in durchwegs festem Gestein ergibt; sie ist schwieriger als die benachbarte Südostschlucht und kann bestens empfohlen werden.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1970, November/Dezember, Folge 1374, Seite 159-160

Datum erste Besteigung:
26.07.1956
Gipfel:
Hochtor - Südwest (Haupt) gipfel
Erste(r) Besteiger(in):
Ferdinand Martin
Peterka Hubert