Euringer Gustav

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Biografie:
geboren in Augsburg (Deutschland)
gestorben in Augsburg (Deutschland)


Herrn G. Euringer in Augsburg, dem bekannten Hochalpinisten, wurde vom Club Alpin Francais auf Vorschlag der Ausstellungscommission eine geschmackvolle Medaille mit Widmung durch ein liebenswürdiges Schreiben übermittelt, und zwar als Anerkennung für die Beschickung der Pariser Weltausstellung mit Schriften und Photographien.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1901, Folge 4, Seite 50


Quelle: Adolfo Hess: Saggi sulla psicologia dell'alpinista, 1914, Seite 235 ff (siehe Anhang)

Gustav Euringer
Am 6. Mai ist Gustav Euringer in seiner Vaterstadt Augsburg einer tückischen Krankheit im Alter von 68 Jahren rasch und unerwartet erlegen. Schmerzlich vermißt von den Angehörigen der Sektion Augsburg, der er durch 44 Jahre hindurch lhr treuer Eckart gewesen, tief bedauert von allen die ihn kannten.
Mit ihm ist wiederum einer der Pioniere des Alpinismus heimgegangen; einer von den wenigen, die als Vertreter des klassischen Alpinismus in einsamer Stätte noch in unsere Zeit hereinragten. Es kann im knappen Rahmen der "Mitteilungen" nicht meine Aufgabe sein, mich eingehend darüber zu verbreiten, was der Verstorbene seit 1877 in zäher Beharrlichkeit, in systematischer Forschung, in Tat und Wort und Schrift für die Erschließung, der West- und Ostalpen getan. Er selber hat noch in der von den Münchner Neuesten Nachrichten zur Hauptversammlung in Augsburg 1921 herausgegebenen Festnummer auf Ersuchen des verdienten Schriftleiters F. Keyfel einen frischgeschriebenen Überblick über sein Bergsteigerleben veröffentlicht. Eine Arbeit, die es wohl verdient, aus ihrem Ephemeridendasein herausgehoben und damit für die alpine Nachwelt bewahrt zu werden. Euringer kannte die Alpen von der Riviera bis hinunter zum Wiener Wald wie kaum ein anderer in deutschen Landen und stellt sich hierin den größten englischen Alpinisten würdig an die Seite. Nach einem festen, groß angelegten Plan bereiste er zunächst jahrelang die Ostalpen und dann, in der richtigen Erkenntnis, daß seine Manneskraft für die Westalpen späterhin wohl nicht mehr ausreichen würde, in sechzehn Jahren die Westalpen, um dann die unterbrochene Arbeit in den Ostalpen wieder aufzunehmen, bis dann der Krieg störend in seine letzten Pläne eingriff. Noch einige Tage vor seinem Tode besprach er mit einem Freunde sein Vorhaben, das Einzige, was ihm noch fehle, das Gesäuse zu besuchen u. dann in Ammerwald und in den nördl. Kalkalpen eine kl. Nachlese zu halten.
Noch im Spätherbst erkletterte er mit C. J. Wolfrum den Kölleschrofen in den Tannheimern. Tags zuvor hatten wir nach der Einweihung des Denkmals im oberen Raintal noch einen Spaziergang auf die Schlicke gemacht und das abendstille Alpenvorland zu unseren Füßen gesehen, wie es langsam in die Nacht hineindämmerte. Damals war er schweigsamer als je. Nur als wir zur Otto-Maryr-Hütte hinunterstiegen und drüben auf dem Karwendel ein letztes Leuchten lag, verklärte sich sein Antlitz in stiller, fast wehmütiger Freude. Nun ist er jenseits aller Erdenschönheit, die er im Leben so sehr geliebt.
Hand in Hand mit seiner bergsteigerischen Tätigkeit ging ein reiches literarisches Schaffen. Wir können ihm heute nicht dankbar genug sein, daß er alles, was er im Gebirge erlebt, auch anderen zugänglich gemacht. Zahlreich, vorerst leider noch allzusehr zerstreut, sind seine Aufsätze in der "Zeitschrift", den .Mitteilungen", dem Jahrbuch des Schweizer Alpenklub, der "Alpina". der "Österreichischen Alpenzeitung" u. a. Euringer hatte eine seine. künstlerische Beobachtungsgabe, einen scharfen Blick für das Wesentliche, Besondere jeder Hochgebirgslandschaft und jeden Berges. In seinen Schriften läßt er meist die Dinge zu uns sprechen, nur selten sich. In der ihm eigenen kristallklaren, gegenständlichen, nie von ihrer künstlerischen Höhe herabsteigender Darstellungsweise, läßt er die Geschehnisse in ruhiger Größe und edler Einfachheit an uns vorüberziehen. Wie Hermann von Barth, mit dem er auch sonst manches gemeinsam hat, so spricht auch Euringer nicht allzuoft von dem, was auf einer Bergfahrt sein Innerstes erfüllte und bewegte. Eine gewisse männliche Scheu und Scham hielt ihn aber davor zurück, den letzten Schleier von seiner Seele zu streifen. Aber jedes Wort ist getragen von tiefer Ehrfurcht vor der Größe und Schönheit der Natur, demütig küßte auch er in dem Kleid dieser Erde den Mantelsaum des Höchsten. Bei aller Freude an der Schönheit dieser Welt war er eine viel zu gesunde Natur, um unfruchtbares Aesthetentum auch nur zu streifen. Er konnte nicht oft genug betonen, daß die Aussicht von einem schwierigen Hochgipfel wohl die Krönung einer Bergfahrt, nicht aber deren Ziel und Ende bedeutet. Schreibt er doch selbst:
"Die Berge gaben mir das Schönste, was die Welt zu bieten vermag. Sie schenkten mir Genuß und Freude, erquickten mir Herz und Sinne und stählten mir Gesundheit und Willenskraft. Des Menschen Wille aber ist sein Himmelreich und mein Wille war die Tat!"
Daß der ruhig-besonnene, kühl abwägende, geistig und ethisch gleich hochstehende Mann für das alpine Draufgängertum, für alpine Eitelkeit und ebenso auch für das brünstige Stammeln manches alpinen Neutöners nicht viel übrig hatte versteht sich bei seinen klaren, harmonischen, ernst und gerade gerichteten Wesen von selbst. Es läßt sich begreifen, daß manchem modernen Subjektivisten die Objektivität Euringers nicht immer zusagte. Allein das kann ihm den Ruhm, als einer der ersten in der Reihe, der deutschen Bergsteiger zu stehen nicht schmälern. Ebensowenig, daß er wegen hochgradiger Kurzsichtigkeit bei Hochtouren fast immer zu zweit ging. Stets gedenkt er mit Dankbarkeit der Männer, die ihn begleiteten, des alten Kederbachers, Hans Kerers, Joh. Innerkoflers, Al. Burgeners u. a.
Gerade auch hierin zeigt sich die edle Menschlichkeit Euringers und es berührt ungemein sympatisch, wie er in seinen Aufsätzen gelegentlich auch das rein Menschliche in den Vordergrund rückt. Es bleibt immer wahr: Nur ein ganzer harmonischer Mensch kann zu ein vollkommener Bergsteiger sein. Schon in früher Jugend hatte sich Euringer der Floristik zugewandt, der er sein ganzes Leben hindurch treu blieb. All die lieben Kinder Floras nannte er mit Namen und wußte, wo ein jedes von ihnen auf ihn wartete. Im Hochgebirge wie in der Ebene. Dem reifen Mann fehlte nie der Hammer des Geognosten und das geistige Rüstzeug des Geologen, während späterhin, wie auch bei anderen hervorragenden Männern, die Beschäftigung mit Kunst-, Landes- und Stadtgeschichte einen breiteren Raum in seinem Schaffen einnahm, bis dem Nimmermüden der Tod die Feder aus der Hand nahm. Auch für fremde Literatur eignete ihm feines Verständnis. Hatte er doch seine kaufmännischen Lehr- und Wanderjahre (er war später Bankdirektor) in England, London und Paris verbracht. Daß Euringer trotz aller äußeren Ehren, die ihm im Laufe seines an Erfolgen reichen Bergsteigerlebens zuteil wurden, stets der bescheidene, liebenswürdige, einfache und anspruchslose Mann blieb, das ehrt ihn wohl zu allermeist. Der Krieg und seine Folgen haben das Wesen des kerndeutschen Mannes aufs tiefste erschüttert. Ein tiefer Ernst lag wie ein Schatten auf ihm und ließ seinen goldenen Humor von ehedem nicht mehr aufkommen. Seiner Heimat hat er ein köstliches Wanderbuch „Auf nahen Pfaden" geschenkt. Natur, Kunst und Geschichte reichen sich hier die Hand, um seiner Liebe zur Heimat, die dem Vielgewanderten über alles ging, ein Denkmal zu errichten.
"Er war ein Mann, nehmt alles nur in Allem . . .!"
Was er der Sektion Augsburg als treuer Berater, am Vortragspult gewesen, das wird ihm nie vergessen. Sein Andenken bleibt in Ehren, bei allen, die ihn kannten! Uns aber, die wir ihn Freund nennen durften, läßt er in Schmerz und Trauer zurück.
Hans Kaiser. S. Augsburg
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1922, Seite 35

Euringer war einer der Pioniere des Alpinismus und einer von den wenigen, die als Vertreter des klassischen Alpinismus herausragten. Er war an der Erschließung der West- und Ostalpen beteiligt. Euringer kannte die Alpen von der Riviera bis hinunter zum Wiener Wald wie kaum ein anderer in Deutschland. Noch im Spätherbst 1921 erkletterte er mit C. J. Wolfrum den Kölleschrofen in den Tannheimern.
Hand in Hand mit seiner bergsteigerischen Tätigkeit ging ein reiches literarisches Schaffen. Wir können ihm heute nicht dankbar genug sein, daß er alles, was er im Gebirge erlebt, auch anderen zugänglich gemacht hat. Zahlreich sind seine Aufsätze u.a. in der "Zeitschrift", den .Mitteilungen", dem Jahrbuch des Schweizer Alpenklub, der "Alpina". der "Österreichischen Alpenzeitung".
Seine Bergpartner waren Kederbacher, Hans Kerers, Joh. Innerkoflers, Al. Burgeners u. a.
Er hatte seine kaufmännischen Lehr- und Wanderjahre in England, London und Paris verbracht.
44 Jahre Mitglied der Sektion Augsburg.
546 Gipfelersteigungen.
1873 1.Best.Croda Grande,2847m, (Pala)
1883 3.Best.Cima Canali über Südgrat "Normalroute",II-III,2897m, (Pala,Dolomiten)
1884 1.Best.Euringer-Turm,III, (Schlern,Dolomiten)
1884 1.Best.Euringer-Spitze über Südwand,III,200 KM,2397m, (Schlern,Dolomiten)
1884 1.Best.Santnerspitze-Niedriger Zacken,2413m, (Schlern,Dolomiten)
1884 1.Best.Östliche Latemarspitze von Nordosten,II,2800m, (Latemar,Dolomiten)
1885 1.Best.Diamantiditurm über Südflanke (Mittlerer Latemarturm),2842m, (Latemar,Dolomiten)
1885 1.Beg.Tscheiner-Spitze-Nordwand „Normalführe“,II,250 HM,2791m, (Rosengarten)
1904 1.Beg.Große Fermeda-Westwand und Südwestgrat,III,2873 m, (Geislergruppe,Dolomiten)
1904 1.Beg.Große Fermeda-Nordwand,2873 m, (Geislergruppe,Dolomiten)
1921 Best.Schlicke,2059m, (Tannheimer Berge,Allgäuer Alpen)
1921 Best.Kölleschrofen,2091m, (Tannheimer Berge)
1922 1.Beg.Romariswandkopf-Hauptgipfel-Ostflanke,3508m, (Glocknergruppe)
Best.Bietschhorn,3934m, (Berner Alpen)
Best.Weishorn,4505m, (Walliser Alpen)
Best.Matterhorn,4478m, (Walliser Alpen)
Best.Dent Blanche,4357m, (Walliser Alpen)
Best.Montblanc,4807m, (Montblancgebiet)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Geboren am:
15.06.1854
Gestorben am:
06.05.1922
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