Bindel Karl

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Biografie:
geboren in Speiyer (Deutschland)
gestorben in Bamberg (Deutschland) nach qualvollem Leiden;
Gymnasialprofessor; Vorsitzender und Ehrenvorsitzender der DAV Sektion Bamberg
Erschließer der Sellagruppe
Der Höhenweg zum Bambergerhaus wurde in "Bindelweg" umbenannt.
Quelle: Archiv Proksch (Österr. Alpenklub)


Dr. K. Bindel (+)
Berge von Kränzen mit Schleifen in den Farben des Alpen-Vereins türmen im Friedhofe zu Bamberg sich über jenem Grabe, darein wir am Neujahrstage unseren unvergeßlichen, langjährigen I. Vorstand und Ehrenvorsitzenden, den kgl. Gymnasial-Professor Herrn Dr. Karl Bindel, betten mußten. Im kräftigsten Mannesalter hat ein tückisches Leiden binnen einem Vierteljahre den noch nicht 53 Jahre alten Riesen gefällt, der noch im letzten Sommer vom ersten Tag der Ferien bis zum letzten in seinen geliebten Bergen geweilt und hier die vielleicht größte Tour seines Lebens vollbrachte: über 20 Hochgipfel weist sein Tourenbericht auf. Wer von uns, seinen Reisegenossen, hätte das denken, wer, der auf der Generalversammlung in Wien ihn sah, solch einen Ausgang ahnen können!? Am 9. Februar 1857 als Sohn der sonnigen Pfalz zu Speier geboren, ward er 1889 Reallehrer in Kronach und kam 1891 nach Bamberg an das neue Gymnasium; er wurde 1899 zum Gymnasialprofessor befördert. Nicht nur als Schulmann, auch mit dem Schwert diente er dem Vaterlande und nahm erst vor 1 1/2 Jahren als Hauptmann d. R. im 1. Pionierbataillon seinen Abschied, nachdem eine bei Ableistung einer Übung erlittene Dienstbeschädigung vielleicht den Grund zu seinem Leiden gelegt hatte.
Am 28. Oktober 1891 trat er von der S. Thüringen-Saalfeld zur S. Bamberg über. In das frische Leben der jungen, 1886 gegründeten Sektion, die damals erst 128 Mitglieder zählte, aber doch schon an die Erbauung einer Hütte in der Sellagruppe dachte, paßte der junge Reallehrer mit dem Herzen voll glühender Begeisterung gerade hinein. 1893 und 1894 finden wir ihn schon als I. Schriftführer und Hüttenwart tätig und die Generalversammlung des Jahres 1895 wählte ihn dann zum I. Vorstande. Mit einer Unterbrechung von 1 1/2 Jahren
hatte er diese Würde bis zu seinem Tode inne. Noch am vergangenen 15. Dezember wählte die Generalversammlung den voll guter Hoffnung von der Operation in Würzburg Zurückgekehrten einstimmig zum I. Vorstand wieder und ernannte ihn, da er jetzt das seit 17Jahren geführte Hütten- und Wegbaureferat abgab, in Anbetracht seiner beispiellosen Verdienste zum Ehrenvorsitzenden. Die letzte Freude war's, die wir ihm im Leben bereiten konnten; Tränen der Rührung erpreßte sie ihm und genau 14 Tage später, am 29. Dezember, hörte sein Herz zu schlagen auf das nächst seiner Familie und seinem Berufe nur noch einen Lebensinhalt gekannt: den Alpinismus.
Der S. Bamberg ist Bindel alles gewesen, wie auch sie sein Alles war. Sein Geist erfüllte, sein Wille führte sie. Er hat Fehler gehabt wie die Starken alle; sie waren nicht imstande, seinen Einfluß abzumindern. Durch seine alpine Propaganda in Wort und Schrift, durch die Unternehmungen drunten in der Südmark, die teils unter seiner tatkräftigen Leitung gefördert wurden, teils, wie der «Bindelweg» und das märchenschön gelegene Fedajahaus, seiner weitausschauenden, rast- und ruhelosen, von keinem Hemmnis besieglichen Energie überhaupt erst ihre Entstehung verdankten, durch all das hat er dem Namen der Sektion wie der Stadt Bamberg in alpinen Kreisen volleren Klang erworben, als sonst eine Sektion mit nur 400 Mitgliedern ihn besitzt; ganz abgesehen davon, daß diese Mitgliederzahl selbst eine über die Norm hohe ist für eine Stadt von Bambergs Größe und bei solcher Entfernung vom Gebirge. Seine Arbeitskraft, die ihn befähigte, rasch und doch gründlich zu arbeiten, dazu seine im Laufe der Zeit gewonnene Erfahrung und sein gutes Gedächtnis ermöglichten ihm, eine Arbeit zu leisten, in die sonst Vier sich teilen, und dazu seit über 10 Jahren dem Gesamtverein zu dienen, im Weg- und Hüttenbau-Ausschuß sowie in ausgedehnter Korrespondenz auf ungezählte Fragen Rat und Auskunft zu geben. 1894 wurde die Bamberger Hütte eingeweiht, damals ein Ereignis mit ihrer Höhe von fast 2900 m, der Ausbau des Wegenetzes in der Sella schloß sich daran. 1893 folgte die Eröffnung der Pisciadusee-Hütte und schon hatte sein reger Geist ein neues Projekt gefunden, für das er begeistert agitierte. Von der Boe aus, die er nicht weniger als 57 mal erstiegen hat, verlor er sein Herz an die Königin Marmolata, und was Nürnberg mit seinem Contrinhause im Süden getan, das sollte Bamberg auf den Wiesen von Fedaja gleichfalls schaffen: an welscher Grenze eine Friedensburg, dem müden Wanderer zu gastlicher Stätte. Seine Begeisterung riß die Sektion mit fort; am 1. Juli 1903 genehmigte eine Generalversammlung die Mittel zum Baue eines großen Hauses und gab gleichzeitig dem im nämlichen Jahre am 4. August eröffneten Wege vom Pordoijoch nach Fedaja Bindel zu Ehren den Namen «Bindelweg».
Seines Lebens stolzester Tag war wohl der 5. August 1906, als das Fedajahaus feierlich eingeweiht und damit sein Lebenswerk gekrönt wurde, das Bambergs Namen verewigen sollte in der alpinen Welt. An jenem Tage hat darum die S. Bozen ihm die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Ein Erweiterungsbau der Bamberger Hütte folgte 1908.
Mit fast allen bedeutenden Alpinisten.war Dr. Bindel persönlich befreundet, mit vielen stand er in regem Verkehr. Seit Jahrzehnten fehlte er auf keiner Generalversammlung; er nahm von jeder neue Begeisterung mit nach Hause. Ein anderer Tag des Stolzes war darum für ihn der 23. Juli 1905, an dem er die Elite der Alpinisten in Bambergs gastlichen Mauern zur Generalversammlung des Gesamtvereins begrüßen konnte. Ein lang gehegter Wunsch war ihm erfüllt. Nach umsichtiger Vorbereitung konnte die Sektion ihren Gästen eine Tagung bieten, die keine ihrer Vorgängerinnen zu scheuen hatte und heute noch bei allen Teilnehmern unvergessen ist. Auf seine Initiative geht der auf der Generalversammlung in Stuttgart 1898 gegründete Kaiser-Franz-Josef-Jubiläumsfonds zurück, auf seine Anregung die seit 1901 bestehende jährliche Tagung der fränkisch-thüringischen Sektionen. Mit glühender Liebe hat er den Alpinismus geliebt als einen eminenten Kulturfaktor und als Lebensbejahung, die dem modernen Menschen durch Kontakt mit der großartigsten Natur ideale Werte erhalten will; ebenso glühend hat er die allerneueste Sportfexer ; gehaßt, die den wahren Alpinismus vielfach schädigt.
Eine aufrechte, in sich geschlossene Persönlichkeit, ein starker Charakter von wuchtiger Kraft und voll Begeisterung für alles Edle und Gute ist dahin, ein Mann in des Wortes strengstem Sinn. Bei seinem Hinscheiden kam diese Erkenntnis zu elementarem Ausbruch. Eine große Zahl ergreifender Beileidsbezeugungen sind der Sektion zugegangen und noch nie zuvor sah man, nach dem "Bamberger Tagblatt" (Nr. 1 vom 3. Januar 1910), bei einer Beerdigung die offizielle Welt so zahlreich vertreten. Kränze legten nieder die Rektoren der beiden Gymnasien, seine Schüler, die Aktivitas und das Philisterium des Corps Rheno-Palatia, der Corpsphilisterverband Bamberg, der Verwaltungsrat der höheren Töchterschule, der nationalliberale Verein. Namens des Hauptausschusses sprach H. Forcher-Mayr, derselbe auch für die S. Bozen, der II. Vorstand Dr. Rudolf für die verwaiste Sektion, Dr. Waldvogel namens der S. Coburg, H. Seyffert namens der S. Nürnberg und der Bergsteigervereinigung «Die G'stellten» in Nürnberg; ferner ließen Kränze niederlegen: das Mitglied des Hauptausschusses Herr Rockensteins-München sowie die Sektionen München, Hof und Kulmbach.
Nun ist's vorbei. Und dennoch, uns starb er nicht! In seinen Werken lebt er fort. Sein Name gehört der Geschichte; wo man die Besten aufzählt, da wird er genannt werden. In unser aller Herzen steht sein Denkmal und seines Erbes wollen wir uns wert zeigen!
H. Hamm - Bamberg.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1910, Seite 7-8

Dr. Karl Bindel (+)
Geboren 9. Febr. 1857. Gestorben 29. Dez. 1909.
Mit schrillem Missklang hat das alte Jahr geendet und die Glocken, die, verheissungsvoll den Anfang einer neuen Zeitenspanne kündeten, sie klangen einem Toten in die offene Gruft. Das Unerfassliche ist unser Schicksal. Den Riesen an Gesundheit und Arbeitskraft, der in sich die Garantie zu tragen schien noch für Jahrzehnte voller Manneskraft, ihn riss tückische. Krankheit binnen 3 Monaten aus dem Reiche der Lebenden.
Am ersten Tage des Jahres 1910 haben wir der Besten einen in das Grab gelegt, einen der bekanntesten Alpinisten, der in rastlosem Vorwärtsdrängen uns zu Unternehmungen begeistert hatte, wie sie. Flachlandssektionen gleicher Grösse sonst nicht eignen, der dadurch dem Namen der Sektion und der Stadt Bamberg in alpinen Kreisen hohen Klang gegeben.
Dr. Bindel kam im Herbst 1891 als Reallehrer von Kronach nach Bamberg und wurde am 20. Okt. des gleichen Jahres von der S. Thüringen-Saalfeld in unsere Sektion überschrieben. Schon im Dezember 1893 wählte ihn die Generalversammlung zum 1. Schriftführer und. Hüttenwart (der erst geplanten Hütte), 2 Jahre später ward er schon zum 1. Vorstand erkoren. Mit kurzer Unterbrechung in den Jahren 1899 und 1900 hatte er diesen Posten bis zu seinem Tode inne und vereinigte im Laufe der Jahre in sich eine Arbeitslast, in welche bei anderen Sektionen ein 1. Vorstand, drei Hüttenwarte und ein Wegbaureferent sich teilen.
Was Dr. Bindel an der Spitze der Sektion geleistet, vor unser aller Augen steht es gross und lebendig! Nur die Hauptdaten seien genannt:
1894 Einweihung der Bambergerhütte;
1895 ff. Ausbau des Wegenetzes in der Sella;
1902 Eröffnung der Pisciaduseehütte;
1903 des Bindelweges und Grundsteinlegung zum Fedajahause;
1905 Generalversammlung des Gesamtvereins in Bamberg;
1906 Eröffnung des Fedajahauses ;
1908 Erweiterung der Bambergerhütte.
Hiezu tritt noch seine 10 jährige Mitarbeit im Weg-und Hüttenbauausschusse und in der Führerkommission und eine ausgedehnte literarische Tätigkeit, die ausser vielen Aufsätzen, besonders in »Zeitschrift« und »Mitteilungen«, an selbständigen Schriften zutage förderte:
Die Sellagruppe in den Grödener Dolomiten«,
»Die schwierigen Touren in der Sella«, und
»Die Marmolata« (Alpine Gipfelführer N. 17).
Einige einfache Daten sind das nur. Eine eingehende Würdigung von Dr. Bindels Wirken muss der Festschrift zum Silberjubiläum vorbehalten bleiben.
An Ehrungen für sein verdienstreiches Wirken durfte nicht gedacht werden, solange er selbst noch das Ruder führte. Erst als er in der letzten Krankheit das' Weg-und Hüttenreferat abgab, konnte die Generalversammlung vom 15. Dezember 1909 Anerkennung und Dank ihm dadurch bekunden, dass sie ihn zum Ehrenvorsitzenden ernannte. Es war die letzte Freude, die wir ihm bereiten konnten. Freudenzähren entlockte sie dem Auge, das gerade 14 Tage später sich für immer schloss.
Uns indessen starb er nicht! In seinen Werken lebt er fort. Und seines Geistes wollen wir Erben sein, seiner unbesieglichen Energie und seiner erfolgessicheren Zuversicht !
Er aber ruhe in Frieden!
Quelle: 23. Jahrebericht der DÖAV Sektion Bamberg, pro 1909, Seite 1-2

Bindel Karl Dr., * Speiyer (Pfalz,Deutschland),1889 Kronach,1891 Bamberg
+ Bamberg (Deutschland) nach qualvollem Leiden
Mehrere Erstbegehungen am Sellastock.Besteigung über 20 Hochgipfel.
1889 1.Beg.Neuner (Sass dals Nü)-Südostwand „Bindel-Junghanns",2904m,
(Sellastock,Dolomiten)
1894 1.Best.Bambergerspitze (Bec de Mesdi),2964m, (Sellastock,Dolomiten)
1897 1.Best.Piz Lasties,2875m, (Sellastock,Dolomiten)
1897 1.Beg.Mittagsspitze (Daint de Mesdi)-Westwand „Normalweg“, (Sellastock,Dolomiten)
1898 1.Winterbest.Piz Boe (Boèspitze),3152m, (Sella,Dolomiten)
1900 1.Beg.Piz Ciavazes von Südosten,2828 m, (Sellastock)
1900 1.Beg.Piz Ciavazes „Lorenz-Schlucht",2828m, (Sellastock,Dolomiten)
1900 1.Best.Gamsburg durch die westl. Eisrinne,ca 2960m, (Sellastock Dolomiten)
1901 1.Beg.Le Mesules - Les Meisules von Nordwesten „Bindel",2999m, (Sellastock,Dolomiten)
1904 1.Beg.Holzgauer Wetterspitze (Lechtaler Wetterspitze) „Variante Gipfelriß",2895m,
(Lechtaler Alpen)
1.Beg.Sass da Lec-Südgipfel-Südkamin „Bindel",2936m, (Sellagruppe)
Gerd Schauer, Isny




Geboren am:
09.02.1857
Gestorben am:
29.12.1909

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