Kleinhans Franz

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Biografie:
Franz Kleinhans
Ein Bergsteigeroriginal, ein alpiner Ritter ohne Furcht und Tadel mit dem Wappenschild der drei silbernen Edelweiß auf rotem Grund, ein Alpinist alter Schule von hohem Können in Eis und Fels und Pionier der alpinen Schneeschuhfahrt ist mit Franz Kleinhans in die Ewigkeit eingegangen. Im 78. Lebensjahre versagte ihm sein tapferes Herz den Dienst, ein Bergsteigerherz, das zeitlebens der Bergwelt entgegenschlug. Er starb begnadet im Verlöschen seiner Kräfte. Was sterblich an ihm war, ging in die geliebte Heimaterde Mürzzuschlags zur letzten Ruhe ein.
In einem Nachruf für unseren Gustl Schmidt schrieb ich vor einem Jahrzehnt — die alpine Welt hat uns immer um solche Bergsteigeroriginale beneidet. Von den Zsigmondys bis zu den Achttausenderkämpfern der Gegenwart zog die glänzende Reihe dahin — Franz Kleinhans nahm darin seinen Ehrenplatz ein! Er trat um die Jahrhundertwende in den ÖAK ein. Als Ingenieur der Südbahn stand ihm die alpine Weite offen und damit die Möglichkeit, der umwälzenden Idee der skibewehrten Bergsteigerei seines Mürzzuschlager Freundes Toni Schruf zum Durchbruch zu verhelfen. Seine steirische Gipfelsammlung der Jahre 1902/03 ist wahrhaft erstaunlich. In Vervollkommnung seiner Fahrtechnik gelangen ihm dann 1906 die ersten Winterersteigung en des Ankogels, des Similauns und der Finailspitze. So gerüstet, schwang er 1908 in die Ehe ein und heiratete eine tüchtige Bergsteigerin und Skifahrerin — meine Schwester Willi. Damit begründete er eine Bergsteigerfamilie — sein 1909 geborener Sohn Herbert wurde in den dreißiger Jahren als erfolgreicher Alpenflieger und Hochtourist viel genannt —, die dem ÖAK alle Ehre machte. Vater Kleinhans Lehrmeister im Fels war Franz Zimmer, der ihn auch dem Klub zuführte. Eine dreimalige Durchkletterung der Hochtor-Nordwand mit Zimmer, Krempel, Pfannl und Greenitz und jene der Festkogelnordwand mit Pichl und Zimmer gaben dem „Schüler" den ersten Schliff, der bereits 1903 im Hochschwabgebiet eine Reihe schwieriger Erstersteigungen ausführte. 1904 bis 1906 finden wir Kleinhans auf gipfelreichen Streifzügen durch die Dolomiten, 1907 auf dem Hochgolling, dessen Ostwand er eroberte. Im gleichen Jahre passierte dem schneidigen Brautpaar ein schwerer Sturz meiner Schwester auf der winterlichen Schneealm, der den Hochzeitern einen Eheaufschub erzwang. Doch dauerte es nicht lange, bis das Ehepaar wieder mobil und bergtüchtig war. Bis zum Kriegsbeginn vergingen einige Jahre, die ganz der Obsorge für den kleinen Herbert gewidmet wurden. Der erste Weltkrieg brachte den Oblt. Kleinhans im Eisenbahndienst-Einsatz bis nach Russisch-Polen und entließ ihn 1918 ohne Schaden zu seine Familie.
Schon im Jahre 1925 ging Kleinhans als Oberbaurat in Pension und teilte seinen Austrag zwischen seinem Familienheim in Mödling und dem Mürzzuschlager „Häusl", an dessen Gartentüre die Stuhleckfahrt bereits beginnen konnte. In diese Zeit fällt seine Bergkameradschaft mit Dr. Alois Wildernauer und Dr. Leopold Hintsteiner, die besonders in den Wiener Hausbergen Schneeberg, Fax und Hohe Wand zahlreiche Neutouren auf-zuweisen hatte. In den dreißiger Jahren gelang ihm in Begleitung seines bergtüchtigen Sohnes Herbert die Durchkletterung der Hochstadl-Nordwand und der Watzmann-Ostwand. Herbert, ein ausgesprochenes Fliegertalent, wählte den Beruf eines Alpenflug- und Langstreckenflug-Piloten, um schließlich kolumbianischer Flugkapitän zu werden. Sein Verehelichungsjahr fiel mit dem Sterbejahr seiner Mutter zusammen Die Familie Kleinhans erlitt 1937 den ersten schweren Schicksalsschlag — meine Schwester Willi starb nach kurzer, schwerer Erkrankung. Der vereinsamte Vater Kleinhans suchte in der Anthroposophie inneren Halt und erzwang noch einmal einen späten Lebensauftakt, als er 1939 bei einem Besuche Herberts in Bogota den 5080 m hohen Eisriesen Tolima in der Zentralkordillere erstieg. Die Heimkehr Herberts und dessen Kriegseinsatz 1941 als militärischer Einflieger brachten ihm schwere Sorgen. Das Unausweichliche, der Sturztod Herberts im Februar 1943, traf den alten Mann bis ins Mark. Trotzdem er, durch die Witwe Herberts aufopfernd betreut, ein stilles, zurückgezogenes Leben führen konnte, blieb von dem eisernen, willensstarken Bergkämpfer nur noch ein Schatten über. 1952 erschien er scheinbar noch recht rüstig bei unserem Klubtreffen in der Austriahütte. 1953/54 fehlte er bereits in Admont und bei unserer Jubelfeier in Wien. Alljährlich besuchte er im Sommer das Grab seines Sohnes in Weßling bei München, das letztemal im August 1954. Heimgekehrt, ging es im Kräfteverfall dem Ende zu. Am 15. November nachts entschlief er in einem Grazer Sanatorium kampflos in Frieden.
Man begrub ihn in seiner Mürzzuschlager Heimat als Bergsteiger, würdig geehrt durch die Vertreter des Ortes und der alpinen Vereine DAK und ÖTK, deren angesehenes Mitglied er durch viele Jahrzehnte war.
Die Namen seiner Begleiter im Hochgebirge sprechen für die Art seiner Geistes-haltung und bergsteigerischen Tüchtigkeit. Vor allem seine Freunde Dr. Alois Wildenauer und Dr. Leopold Hintsteiner, ferner Zimmer, Wolf-Glanvell, Pichl, Hacker, Baumgartner, F. König, v. Saar, Greenitz u. a.
Unser Ehrenmitglied, Domprälat Dr. Alois Wildernauer, widmet seinem verewigten Tourenkameraden im Rahmen dieses Nachrufes folgende Gedenkworte:
„Ing. Franz Kleinhans war einer der, edelsten Menschen, die ich kennenlernte.
Es ist für mich schwer zu sagen, was ich an ihm am meisten rühmen soll: seine Bescheidenheit, seine Hochherzigkeit oder seine Mäßigkeit. Er war ferne von aller Ruhmredigkeit und sprach darum auch höchst selten von sich selbst. Allen seinen Mitmenschen ließ er Gerechtigkeit, Milde und Schonung wiederfahren. Ich hörte ihn niemals ein abfälliges Urteil über irgend jemanden aussprechen — im Gegenteil, er redete von allen Menschen mit größter Hochachtung und verkleinerte niemals ihre Leistungen.
Der Verkehr mit ihm war ein stärkendes Seelenbad für jeden, der mit ihm
ging, und ich kann wohl sagen, daß jeder, der ihn kennenzulernen das Glück hatte, besser von ihm wegging, als er gekommen war. Sein Andenken ist in des Wortes schönster Bedeutung gesegnet. Er war eine Zierde des Österreichischen Alpenklubs in natürlich-menschlicher und in bergsteigerischer Hinsicht."
Franz Kleinhans' literarische Tätigkeit im Rahmen der ÖAZ erfaßte eigene alpine
Erlebnisse und einschlägige Polemiken im lebendigen Stil des Wahrheitssuchers. So 1905 Skitouren im Gebiete des Arlberges.
1923 Ein Bergerlebnis (sein dramatischer Nervensieg bei einem gefahrvollen Abenteuer im Stellungsgewirr des M. Coglians).
1925 Die Hochtor-Nordwand.
1927 Über den Mut.
1928 Alpinismus und Bewußtseinsentwicklung.
1940 Tolima (5080 in), kolumbianische Kordillere (sein Bericht über die letzte große Bergfahrt von Vater und Sohn).
Kleinhans Tod ist für den Klub und für die Gesamtheit der Bergsteigerschaft ein harter Verlust. Ein Verlust, der die Grundsubstanz des ÖAK empfindlich trifft. An uns liegt es — wie schon so oft —, zusammenzurücken und der nachrückenden Jugend zu vertrauen.
Otto Langl.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1955, Folge 1279, Seite 24-26

Ing. Franz Kleinhans (+)
Am 15. November 1954 ist in Münzzuschlag Oberbaurat Dipl.-Ing. Franz Kleinhans gestorben. Er zählte zur alten Gilde österreichischer Bergsteiger und zu den bedeutendsten Männern des Österreichischen Touristenklubs, dessen Bergsteigergruppe er gründete und leitete. 12 Jahre redigierte er die ?Österreichische Touristenzeitung".
Quelle: DAV Mitteilungen 1955, Heft 1, Seite 11



Gestorben am:
15.11.1954

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