Müller-Partenkirchen Fritz

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Biografie:
geboren in München (Deutschland)
gestorben in Hausham (Deutschland)

München
Ein Freund der Berge und ihrer Menschen
Zum 65. Geburtstag von Fritz Müller-Partenkirchen (24. Februar)
In Sundham bei Miesbach, einer uralten Siedlung am Fuße des. Breitensteins, haust Fritz Müller-Partenkirchen — verwachsen mit Berg und Wald, mit Dorf und Bauernschaft, der Kenner, der Freund, der Sänger der Berge, seiner bayerischen Berge und ihrer eigenkräftigen, treuherzigen und bauernschlauen, einfachen und mutterwitzigen, rauhen und derben und gutmütigen ehrlichen und schalkischen, gutdeutschen Menschen. Hierhin, in die reine, starke Bergnatur, hat sich der Dichter geflüchtet: „Jetzt lebe ich in Hundham unter Bauern. Zehn Kilometer abgestemmt die nächste Villa." Hier lebt er, Bauer unter seinen Bauern, Nachbar mit den Nachbarn; hier ist er tätig, mit Rat und Tat, nachdem er endlich das Vertrauen seiner Bauern gewonnen hatte; hier hat er ihnen ins Herz geguckt, durch die rauhe Schale hindurch, hier hat er die großartige Kenntnis der Bergnatur und der Bergmenschennatur erworben, die ihn neben einen Rosegger, einen Ludwig Thoma stellt — eine Kenntnis, die, ihn befähigte, immer wieder aus unerschöpflicher Fülle heraus jene prachtvollen, kernigen, vollsaftigen, bodenständigen, nach Sitte und Sprache unverfälschten Gestalten hinzustellen — meist mit wenigen, markigen Strichen —, und jene Landschaftsbilder — wieder mit wenigen Pinselstrichen — hinzuwerfen, die uns immer aufs frische bannen.
Aber das meiste, das Schönste, das Packende, Dauernde, das hat des Dichters Phantasie und vor allem sein Herz hinzugetan. Und so sind jene Berggeschichten entstanden, von geringem Umfange zumeist, Geschichten, die sich uns unvergeßlich einprägen, Geschichten von unvergleichlicher Wucht des Geschehens, von einer herben Tragik der Handlung, die an alte Epen erinnert. Ich erinnere nur an Müllers Novelle „Die Hochzeit in Oberammergau", jener Pestgeschichte aus alter Zeit, die mit karger und doch großartig reicher Kunst in die Berge hineingedichtet ist. Ich erinnere an seinen — aus Einzelbildern mosaikartig zusammengesetzten — Roman „Das verkaufte Dorf", an die Berggeschichtenbücher „Berge" und „Fernsicht", aber auch an die prachtvollen Heimatbücher „Das andere Bayern", „München" und „München Zwei", worin er beredt und herzwarm beweist, daß der Bayer kein „Gaudibursch" ist. Freilich, auch in seinen anderen Erzählungen weilt er mit Vorliebe bei seinen Bergen und Bergbauern oder doch in der bayerischen Heimat. Unserem Dichter sind die Berge „Wesen", Wesen mit eigener Kraft, mit eigener Geschichte, mit eigenem Recht. Wie heißt's in dem „Verkauften Dorf": „Da sah ich's. Auch Berge waren Wesen, genau wie wir. Unter ihren Rippen schlug ein Herz wie meins. Ihre Adern kalkten mit der Zeit wie meine. In Millionenjahreswellen fluteten Freud und Leid durch ihren Felsenkörper wie durch mich in Tagen." Die ganze Entwicklung der Menschheit erzählt ihm der Kumpfberg. Und die Berge in ihrer Reinheit und Hoheit und Starkheit machen ihn still und freudig. Bergfriede — Bergfreude.
Und Fritz Müllers Bergführergestalten! Sie sind ein Geschlecht für' sich — der prächtige alte Dengg, der so selbstverständlich seine schwere Pflicht tut, der so herrlich grob sein kann, auch einmal „verrückt, wenn der Berg über ihn kommt", und der doch keinen Augenblick zaudert, sein Leben zur Rettung eines fast heillos Verstiegenen einzusetzen, und der dann nach der harten Arbeit so herzhaft lachen kann: „auf seiner Stirne lag die Heiterkeit der Berge". Oder der alte Bergführer Schmullnbartel, der die Zugspitze zum tausendsten Male erstiegen hatte und nur noch schweigsamer geworden war, der ein so drolliges Testament hinterlassen hatte: „Bergstill und im Herzen den Frieden, ging ich der abendlichen Hütte zu".
Eduard Stemplinger, auch ein Bayer, hat eine stattliche Reihe der schönsten Kurzgeschichten seines Bergfreundes zusammengefaßt in einem Buche, dem er den kurzen und doch so bezeichnenden Titel „Ja! Ein Fritz Müller-Buch" gegeben hat. Fritz Müller hat immer zum Leben ja gesagt; oft hat es ihn zerzaust; allerlei Leid ist durch seine Jahre gegangen, aber niemals hat er verzagt an sich, an seinem Volk, an seinem Deutschland. Am schönsten, am ergreifendsten hat er das wohl in dem letzten Stück des Buches „Ja!", wiederum einer Berggeschichte, mit dem abermals so knappen und abermals so eindringenden, so bannenden Titel „Du!" ausgedrückt, in der heldischen Gestalt jenes Bergsteigenden, der im Weltkrieg seine Füße eingebüßt hatte und dessen Bild zum Bilde des durch den Versailler Schmachvertrage zerstümmelten großen Vaterlandes wird.
Der Berge treuester Sohn ist auch Deutschlands treuesier Sohn!
F. Wippermann.
Quelle: Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins, Deutscher Bergsteigerverband im NS. Reichsbund für Leibesübungen 1939-40, Heft 5, Seite 87-88

Quelle: Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins, Deutscher Bergsteigerverband im NS. Reichsbund für Leibesübungen 1941-42, Seite 123

Geboren am:
24.02.1875
Gestorben am:
04.02.1942

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