Simony Friedrich

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Biografie:
geboren in Hrochowteinitz (Tschechoslowakei)
gestorben in St. Gallen/Steiermark (Österreich)

Zum 80jährigen Jubiläum des Alpenforschers Hofrath Dr. Friedrich Simony.
Am 3o. v. M. vollendete der hochverdiente und allseitig verehrte Alpenforscher Herr Hofrath Dr. Friedrich Simony sein 8o. Lebensjahr. Als einer der eifrigsten Pionniere der Alpenkunde hat derselbe wie wenige Andere dazu
beigetragen, die Liebe zur Bergwelt zu popularisiren, indem er stets bemüht war, das Verständniss der vielseitigen Erscheinungen der Gebirgswelt und damit das Interesse an den Alpen und deren Bereisung zu erhöhen. Die Verdienste, die sich Hofrath Simony in dieser Hinsicht und insbesondere auch um die detaillirte Erforschung des Dachstein-Gebirges erworben, sind allen Alpenfreunden zu bekannt, um besonders angeführt werden zu müssen. Der Ausschuss des Oesterreichischen Alpen-Club hat beschlossen, dem Jubilar den Ausdruck seiner herzlichsten Glückwünsche zu übermitteln, und betraute zu diesem Zwecke die Herren Adolf Holzhausen und Georg Geyer mit der Aufgabe, dem hochverdienten Alpenforscher eine Adresse nachstehenden Inhalts zu überreichen:
Hochverehrter Herr Hofrath!
Der Ausschuss des Oesterreichischen Alpen-Club in Wien kann die Feier der Vollendung Ihres achtzigsten Lebensjahres nicht vorübergehen lassen, ohne Ihnen die Gefühle seiner Hochachtung und Verehrung, sowie seine innigen Wünsche für Ihr ferneres Wohlergehen zu unterbreiten. Die Erinnerung an die grossen Verdienste, die Euer Hochwohlgeboren sich seit mehr als fünf Decennien um die Erschliessung und Popularisirung der Alpen erworben haben, legt allen Alpenfreunden die Pflicht aufrichtiger Anerkennung und Dankbarkeit Ihnen gegenüber auf. Sie haben nicht nur als einer der Pionniere der Alpenkunde durch Ihre Arbeiten eine werthvolle Grundlage für die wissenschaftliche Erforschung unseres Hochgebirges gegeben, sondern auch allen gebildeten Freunden der Alpenwelt in Ihrer Monographie des Dachsteingebietes eine reiche Quelle ästhetischen Genusses sowie vielseitiger Anregung und Belehrung eröffnet.
Möge es Ihnen, hochverehrter Herr, beschieden sein, dieses grosse Werk noch selbst zum Abschlusse zu bringen und sich noch lange der verdienten Anerkennung und jener seltenen Rüstigkeit zu erfreuen, die Sie noch vor einigen Jahren bei der Ersteigung des Berges bewiesen haben, dessen Name mit dem Ihrigen durch Ihre Forschungen für immer verknüpft erscheint.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
Für den Ausschuss des österreichischen Alpen-Club:
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1893, Folge 389, Seite 300-301

(+) Dr. Friedrich Simony.
In St. Gallen in Steiermark starb am 20. d. M. Hofrath Prof. Dr. Friedrich Simony, der in diesem idyllischen Orte seit längerer Zeit Aufenthalt genommen hatte und nun dort sein thätiges und an Erfolgen reiches Leben beschloss. Was Dr. Friedrich Simony als Gelehrten berühmt machte und ihm in alpinen Kreisen die grösste Verehrung eintrug, war seine Hingebung an das Studium der Dachstein-Gruppe, dem er sein ganzes Leben widmete, und dessen Ergebniss das in seiner Art ganz einzig dastehende Werk ist, welches zu Ende vorigen Jahres abgeschlossen wurde und nun als ein unvergängliches Denkmal ehernen Fleisses und geistvoller Naturanschauung vorliegt. Das Schicksal liess dem greisen Gelehrten die Freude erleben, sein seit dem Jahre 1840 vorbereitetes Werk zu vollenden; noch einmal blühten und grünten rings um ihn die geliebten Berge, dann senkten sich die Schatten des Lebensabends über ihn, und ein sanfter Tod entriss den hochverehrten Meister der grossen Zahl seiner Freunde und Bewunderer.
Der Österreichische Alpen-Club erfreute sich stets der ehrenden Gönnerschaft des Verstorbenen, die „Österreichische Alpen-Zeitung"; zählte ihn mit Stolz zu ihren Mitarbeitern und genoss bis in allerletzter Zeit seine Unterstützung in munificenter Weise; in ihren Spalten werden wir auch den Verdiensten Dr. Simony's jene Würdigung zutheil werden lassen, die ihnen gebührt.
H. W.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1896, Seite 195

Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1896, Seite 309 ff
Quelle: DÖAV Mitteilungen 1896, Seite 174 ff

Quelle: Berge und Heimat 1949, Seite 261
Quelle: Berge und Heimat 1951, Seite 121 ff

Friedrich Simony
Wenn wir vom Dachstein reden, verbinden wir damit unwillkürlich den Namen Friedrich Simony.
In der Tat ist nur selten ein Forschername so sehr mit einem Gebirgsstock verknüpft wie in diesem Falle. Am 30. November 1813 als Sohn eines Arztes geboren, verliert er schon sehr früh seine Eltern und muß darum das Gymnasium unterbrechen. Nach einer Zeit als Apothekerlehrling kann er durch die Vermittlung des großen Botanikers und Gelehrten Josef v. Jacquin das Studium fortsetzen. 1840 zeichnet der junge Geograph vom Hohen Gjaidstein aus erstmals den Dachstein mit Dirndln und Hallstätter Gletscher. 1842 steht Simony mit dem Bergführer Wallner aus Hallstatt erstmals auf dem Dachsteingipfel (der 1834 von Prof. P. K. Thurwieser und den Bergführern Peter und Adam Gappmayer erstmals erstiegen worden war). Im Dezember des gleichen Jahres verbrachte er drei Tage auf dem Dachsteinplateau, stieg bis zum Karl-Eisfeld (das nicht mehr besteht) auf und drang durch das wasserlose Tor in den Gletscher ein. Das war der Beginn seiner nimmermüden Erforschung des Dachsteins, als deren Ergebnis 1895 die letzte Lieferung seines großen Werkes „Das Dachsteingebiet. Ein geographisches Charakterbild aus den österreichischen Nordalpen"; erschien.
Nach einem kurzen Zwischenspiel als Kustos der naturwissenschaftlichen Abteilung des Kärntner Landesmuseums in Klagenfurt ernennt ihn Kaiser Franz Josef 1851 zum Professor für Physikalische Geographie an der Universität Wien. In dieser Stellung wird er 1862 einer der Mitbegründer des Österreichischen Alpenvereins und Mitglied des ersten Ausschusses. Simony's wissenschaftliches Werk ist so vielgestaltig, daß es in wenigen Zeilen nicht richtig beleuchtet werden kann. Gletscher- und Eiszeitforschung, Studien an Quellen, die Auslotung der Salzkammergutseen und anderer Alpenseen, als deren Ergebnis er Tiefenkarten anfertigte, pflanzen-geographische und meteorologische Studien, viele angestellt im Dachstein und Salzkammergut, das sind nur ein Paar Hinweise auf die Fülle seines Lebenswerkes. Mit 77 Jahren besuchte Prof. Simony zum letztenmal das Karl-Eisfeld. Im gleichen Jahre (1890) hielt er vor der S. Austria, deren Ehrenmitglied er war und die das Dachsteingebiet seit 1874 betreut, seinen letzten Vortrag über „das Schwinden des Karl-Eisfeldes nach fünfjährigen eigenen Beobachtungen und Aufnahmen";.
Am 20. Juli 1896 verschied der Forscher. Seine letzte Ruhestätte fand er am Friedhof von St.Gallen im Gesäuse. Adalbert Stifter, mit dem er befreundet war, hat ihm in seinem „Nachsommer", in dem der Naturforscher Heinrich unverkennbar die Züge Simony's trägt, ein unvergängliches literarisches Denkmal gesetzt. (Die biographischen Daten und viele andere Hinweise zu dieser Skizze hat mir Herr Ludwig Bergh, Wien, in freundlicher Weise zur Verfügung gestellt.)
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1964, Heft 1/2, Seite 4

Friedrich Simony zum 70. Todestag.
Univ. -Prof. Dr. Friedrich Simony, 1813 geboren, treffen wir im Jahre 1840 zum ersten Male im Dachsteingebiet, als er zum Eis ins obere Taubenkar aufsteigt. 1842 steht er zum ersten Male auf der Spitze des Hauptgipfels, die er über den Hallstätter Gletscher erreicht hat und nicht aus der Gosau, wie seine Vorgänger. Um seinen meteorologischen und Gletscherstudien über möglichst lange Zeiträume nachgehen zu können, errichtet er eine einfache Unterkunft, die Wildkarhütte, scherzhaft „Hotel Simony" genannt. In der gleichen Gegend errichtet später, 1876/77 die S. Austria die Simony Hütte.
Mit Prof. Simony beginnt die Zeit der Spezialisten, die eine Gruppe gründlich erforschen und ihre Ergebnisse in einer Monographie niederlegen. Prof. Simony ist im Sommer und Winter im Gebiet. Auch den Hohen Dachstein ersteigt er mehrfach im Winter und verbringt Nächte auf ihm. Mit Unterstützung Erzherzog Johanns sichert er den Weg zum Gipfel mit Eisenstiften und Drahtseilen, womit die erste Wegsicherung der Ostalpen entsteht.
Oft berichtet Simony in den Verhandlungen der Akademie der Wissenschaften und in der Zeitschrift des DuOeAV über Teilergebnisse seiner Forschungen. Wie alle seine forschenden Zeitgenossen ist er ein guter Zeichner. Dennoch befriedigt ihn die zwangsläufige Subjektivität dieser Landschaftsdarstellung nicht. In der sich entwickelnden Photographie findet er ein neues Instrument, das er als einer der ersten im Gelände zu nutzen weiß. In der Zeitschrift 1880 des DuOeAV erscheint seine Abhandlung: ,,Das Landschaftsbild als illustrirendes Element für eine wissenschaftliche Alpenkunde. Darin heißt es u. a. : „Es ist als ein nicht hoch genug anzuschlagender günstiger Umstand für die Ausbildung der landschaftlichen Darstellung in dem oben angedeuteten Sinn zu betrachten, daß derselben in unserer Zeit eine unschätzbare Gehilfin in der Photographie erwachsen ist, eine Gehilfin, welche in den Nachbildungen der Natur das Auge und die Hand des schaffenden Künstlers nicht nur ersetzt, sondern auch in Bezug auf Treue und Schärfe der Reproduction in einer Weise übertrifft, wie sie vollkommener kaum gedacht werden kann.'' Sein Hauptwerk aber erscheint ein Jahr vor seinem Tode: „Das Dachsteingebiet. Ein geographisches Charakterbild aus den österreichischen Nordalpen. Verlag E. Hölzel, Wien 1895, mit einem Atlasband."
Am 20. Juli 1896 stirbt Prof. Dr. Friedrich Simony in St. Gallen bei Admont, 83 jährig. Ein bleibendes Denkmal hat ihm sein Freund Adalbert Stifter im dreibändigen Roman „Nachsommer" gesetzt. 1844 waren Stifter und Simony einander im Hause des jungen Fürsten Mettermeli erstmals begegnet, im Sommer 1845 waren sie gemeinsam in Hallstatt. Im jungen Naturforscher Heinrich Drensdorf hat der große Dichter Adalbert Stifter den jungen Geographen Simony unverkennbar verewigt.
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1967, Heft 3/4, Seite 41

Quelle: Österr. Bergsteigerzeitung 1968, Nr. 10, Seite 1ff

Friedrich Simony
Vita *30.11.1813 Hrochowteinitz bei Pardubitz (Böhmen), (+) 20.7.1896 St. Gallen (Steiermark). In früher Kindheit verwaist, wurde von verschiedenen Verwandten großgezogen. Gymnasium, Apothekerlehre, zwanzigjährig Laborant in Znaim, dann in Wien Studium der Geographie und Botanik. Mit 38 Jahren Ernennung zum ordentlichen Professor für Erdkunde an der Wiener Universität. Ehe mit Amalia Katharina Krakowitzer, drei Kinder. Ab etwa 1840 wird der Dachstein für fast vier Jahrzehnte das Hauptziel seiner Forschungen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er, erblindet und an den Rollstuhl gefesselt, in St. Gallen.
Chronik Simony ist der eigentliche Erschließer des Dachsteingebietes in touristischer und wissenschaftlicher Hinsicht, ein Naturforscher, der unter schwierigen, damals oft völlig neuartigen und unbekannten Bedingungen vor Ort tätig war. Hunderte von Zeichnungen, Panoramen, Fotografien, Berichten über geologische, glaziologische und meteorologische Phänomene sind in seinem 1895 erschienenen Lebenswerk zusammengefaßt: »Das Dachsteingebiet, ein geographisches Charakterbild aus den österreichischen Nordalpen, nach eigenen photographischen und Freihandaufnahmen illustriert und beschrieben von Dr. Friedrich Simony, k. u. k. Hofrat und em. Universitäts-Professor.«
Er hat den Dachstein mehr als ein dutzendmal bestiegen, zuletzt 1885 als 72jähriger. Herausragend im alpinistischen Sinne sind: erste Überschreitung von Ost nach West (1842, 6. Erst.), zwei Übernachtungen auf dem Gipfel (16. und 21. 9. 1843), erste Winterersteigung (14.1.1847 mit Franz Aschauer und Josef Danner), der im selben Winter noch drei weitere Winterbesteigungen mit verschie¬denen Führern folgten — eine Pionierleistung des Winteralpinismus. Auf seine Initiative wurde auch mit der Versicherung des Randkluftweges 1843 der erste gesicherte Steig der Ostalpen geschaffen. Sein Name ist an zahlreichen Punkten des Dachsteinmassivs verewigt: So gibt es außer einer Simonyhütte auch eine Simonyscharte, -höhle, -warte, -spitze und -kapelle.
-am-
Quelle: Der Bergsteiger 1983, Heft 6, Seite 59-60

Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1986, Heft 4, Seite 19

Der Geograf und Alpenforscher Dr.Friedrich Simony war eine Erschließergestalt des Alpinismus und ist für die Erschließung des Dachsteingebietes bekannt geworden. Er wurde Dachsteinvater genannt. 1842 stand er schon auf dem Gipfel des Dachsteins, im Winter 1847 zum letzten Mal. Über ein Dutzend Mal wurde er von ihm bestiegen. Als Winterbergsteiger war Simony seiner Zeit voraus. 1843 besuchte er im Winter das Karlseisfeld und bestieg den Zwölferkogel in den Stubaier Alpen. Dreimal stand er im Winter 1843 auf dem Hohen Dachstein.
1843 ließ er das "Hotel Simony" nahe der heutigen Simonyhütte errichten.

1840 Best.Dachsteinplateau u.Hoher Gjaidstein,2792m, (Dachsteingebirge)
1842 6.Best.u.1.Überschr.Hoher Dachstein vom Karls Eisfeld-Nordostflanke-Westgrat,2996m, (Dachsteingebirge)
1843 Winterbest.Karlseisfeld, (Hallstätter Gletscher), (Dachsteingebirge)
1843 Winterbest.Hoher Dachstein,2996m, (Dachsteingebirge)
1843 1.Winterbest.Zwölferkogel,2988m, (Stubaier Alpen)
1847 1.Winterbest.Hoher Dachstein von Hallstätter Seite,2996m, (Dachsteingebirge)
1856 Best.Schneegipfel, (Venedigergruppe)
1885 Best.Hoher Dachstein,2996m, (Dachsteingebirge)
1891 Best.Hoher Dachstein,2996m, (Dachsteingebirge)
1914 Best.Hoher Dachstein,2996m, (Dachsteingebirge)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu


Geboren am:
30.11.1813
Gestorben am:
20.07.1896
application/pdf Simony Friedrich - BST 1961-62-12, Seite 830-832.pdf
application/pdf Friedrich_Simony_-_Bergauf_5_2013.pdf

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