Aichinger Josef

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Biografie:
geboren in Mödling (Österreich)
gestorben in Villach (Österreich)

Auszeichnung. Herr J. Aichinger in Villach, Vorstand unserer S. Villach und früher Mitglied des Hauptausschusses, wurde wegen seiner Verdienste um die Armee von Sr. Maj. Kaiser Franz Josef I. durch Verleihung des Goldenen Verdienstkreuzes am Bande der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1916, Seite 84

Josef Aichinger
Am 14. April wurde zu St. Martin bei Villach einer unserer Besten zur letzten Ruhe gebettet: der vieljährige, verdienstvolle Vorstand unserer S. Villach, Josef Aichinger. Mit Aichinger, der im 63. Lebensjahre verschied, ist einer jener Männer von uns geschieden, die ihre Jugend in der Zeit des mächtigsten Aufschwunges der alpinen Sache verlebt und die zugleich nie den lebendigen Zusammenhang mit der Gegenwart verloren haben, so daß sie auch für die modernen Vertreter der Bergsteigers als vollwertig gelten können.
Als Sohn des Apothekenbesitzers Aichinger in Mödling bei Wien unterzog sich Aichinger dem Studium der Pharmazie an der Wiener Universität, und in Wien wurde er ganz in den Strom des damals übersprudelnd pulsierenden bergsteigerischen Lebens der Wiener Kreise gezogen. Von der Natur für alle sportliche Betätigung vorzüglich ausgestattet, ward Aichinger alsbald einer der allertüchtigsten, ausdauerndsten und unternehmendsten Bergsteiger, der in rascher Folge sämtliche nennenswerten Berggruppen der Ostalpen besuchte und schon zu einer Zeit in die Westalpen ging, als dies, noch ein Vorrecht ganz Vereinzelter war. Als ein Beweis seiner bergsteigerischen Tüchtigkeit mag angeführt sein, daß Aichinger zu jenen gehört, die für die Besteigung des Montblanc die kürzeste Gehzeit benötigten.
Daneben war Aichinger begeisterter Musikfreund, selbst ein Klavierspieler und Orgelspieler von hervorragender Leistungsfähigkeit und eine ausgesprochene Künstlernatur. Der künstlerische Drang war wohl die Ursache, daß er sich zeitweilig vom Beruf eines Apothekers zurückzog, um ganz seinen Neigungen leben zu können. Aber er dachte nie daran, seine Kunst berufsmäßig auszuüben, und schließlich, als 1888 die Apotheke in Bleiberg am Fuße des Dobratsch frei geworden, erwarb er diese und kehrte wieder zum Apothekerberufe zurück, hier fand er reiche Gelegenheit, im Interesse des Alpenvereins, und zwar für dessen S. Villach, tätig zu sein. Als die Sektion die Alpenhäuser auf dem Dobratsch erworben hatte, wurde Aichinger als Hüttenwart bestellt, welchem Amte er mit größter Umsicht und Opferwilligkeit oblag. Als seine Söhne in die Mittelschule mußten, verließ Aichinger Bleiberg, dessen Bürgermeister er inzwischen geworden. war, und zog 1900 nach Villach, wo er 1903 Präfekt des Widmanneums wurde. In dieser Eigenschaft errichtete er später auch ein Knabenkonvikt, dem er sich bis in seine letzten Tage mit allem Eifer widmete.
Die S. Villach hatte Aichingers große alpine Erfahrung und seine unermüdliche Arbeitskraft und Opferwilligkeit schon früh erkannt und gewürdigt. Seit 1901 war er zum Vorstand-Stellvertreter, ab 1907 zum Vorstand der Sektion berufen worden und als solcher hatte er zuerst die Eröffnungsfeier des neuen Zubaues auf der Villacher Alpe (Dobratsch) zu leiten. Unter seiner Vorstandschaft und Leitung wurde auch der kühne Felsensteig aus der Seisera auf den Montasch erbaut.
Auch die Leitung unseres Gesamtvereins hatte die umfassenden Erfahrungen und die ungewöhnliche Arbeitskraft Aichingers gewürdigt, indem sie ihn als Mitglied in den Hauptausschuß berief und ihm nach Ablauf dieses Amtes die neugeschaffene und so wichtige „Wegeaufsicht" übertrug.
Wie Aichinger ein sehr guter Redner war, führte er auch eine ausgezeichnete Feder, und die Zahl seiner alpinen Arbeiten, die er in verschiedenen touristischen Zeitschriften, größtenteils aber in den Schriften unseres Vereins, veröffentlichte, ist eine sehr große, und unsere Leser werden sich mit Vergnügen der lichtvollen, durch Ruhe und Klarheit ausgezeichneten Darstellungen Aichingers erinnern. Ein rühmliches Denkmal seiner großen Sachkenntnis wird für immer die im Verlage des Hauptausschusses erschienene Schrift „Die Technik des Bergsteigens" bilden. Noch die „Zeitschrift" 1918 brachte eine ausgezeichnete Arbeit aus seiner Feder über die Kärntner Front, die Aichinger noch vor dem großen Zusammenbruch im Interesse des Alpenvereins begangen hatte. Auch für die „Zeitschrift" 1919 liegt eine ausgezeichnete Arbeit des Verblichenen bereit, die der gewissenhafte und begeisterte Alpenfreund zum Teil schon im Krankenbette fertiggestellt hat.
Aber nicht nur als Bergsteiger, auch als Schneeschuhläufer war Aichinger hervorragend tätig. Die S. Villach der „Schiläufer Kärntens" hatte ihn zum Obmann gewählt und ihm zu Ehren ihre Schihütte auf dem, Dobratsch „Aichingerhütte" benannt. Das 10. Armeekommando hatte Aichinger im Winter 1915—1916 die Leitung der militärischen Schikurse auf dem Sonnblick übertragen und hiefür wurde er mit dem goldenen Verdienstkreuz am Bande der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.
Im Herbste des Vorjahres wurde der sehnige, athletische Mann von einem tückischen inneren Leiden befallen, das sich aber nach längerer Zeit zu Aller Freude wieder zu bessern schien. Allein es trat ein Rückschlag ein, von dem der früher nie krank Gewesene sich nicht mehr erholen konnte. Nun ruht er nach einem taten- und erfolgreichen Leben in Kärntens Erde, tief betrauert von seiner schwer getroffenen Familie, aber auch von unzähligen Alpenfreunden sowie von seinen Sportgefährten und Schülern und auch von den Turnern, denen er ebenfalls treu angehörte.
L. Walter,
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1919, Seite 50-51

Geboren am:
30.11.1855
Gestorben am:
12.11.1919