Sassmann Steffi

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Biografie:
geboren in Troppau (Polen)
gestorben in Wien (Österreich)

Steffi Sassmann
* 28. November 1899 - (+) 8. Oktober 1984
Eine geborene Schlesierin (Troppau) und ab 1912 eine famos gewordene Wienerin, lernte ich Frau Sassmann, damals noch ein Fräulein Steffi Weinlich, vor ungefähr 60, 61 Jahren im Ersten Wiener Turnverein kennen. Behend wie ein Wiesel und mit ausgelassene Fröhlichkeit, wurde sie bald eine bekannte und tüchtige Turnerin, die schon nach kurzer Zeit an den Ausflügen in den Wienerwald und auch an Kletterfahrten auf die Rax und den Schneeberg teilnahm, die damals mein erster Tourenkamerad Fritz Wöll und ich regelmäßig unternahmen. Ich erinnere mich noch an eine solche Fahrt zur Stadelwand; wir wollten damals (31. August 1919) die Rot-Weiß-Route begehen, fanden aber den Einstieg nicht und kletterten dann im Hintersten Teil der Wand im Fels und teilweise auch im Wald zur Stadelwandwiese hinauf; zum Scherz haben wir dann diesen Weg ,,Drei-W-Weg? getauft (Weinlich-Walcher-Wöll). Später sind dann Fritz Wöll und Steffi Weinlich, Mann und Frau geworden. Dieser Ehe-Seilschaft waren viele und schöne Fahrten beschieden; in vielen Gruppen der Ostalpen bestiegen sie dabei 137 Zweitausender und 60 Dreitausender, und begingen unter anderem den Pichl-Weg in der Dachstein-Südwand. Etwas später folgte eine Überschreitung des Zebrü mit Abstieg zum Ortler-Hochjoch, Aufstieg zum Ortler und Abstieg auf dem Hintergrat. Bei einem Besuch des Montblanc zeigte es sich, daß Frau Steffi die Höhen um Viertausend nicht vertrug, und so folgten dann viele Kletterfahrten, die sie mit Hans Sassmann, ihrem zweiten Mann, ausgeführt hat. Darunter fast alle Anstiege im Gesäuse bis zum Schwierigkeitsgrad Roßkuppenkante, weiters Dachstein (Pichl-Weg, Steiner-Weg), Marmolata-Südwand, Langkofel-Nordkante, Schleierkante, Gugliadi Brenta, Vajolettürme-Überschreitung und so weiter. Meist ging das Ehepaar abwechselnd führend. Schwer- und Schwerstarbeit war nicht ihr Fall; Steffi Sassmann liebte das leichte, beschwingte Klettern im Steilfels und überließ harte Arbeit lieber ihrem männlichen Gefährten.
Daß sie auch eine begeisterte Skiläuferin war, erübrigt sich zu sagen. Da war sie wieder in ihrem Element, beim Schwingen und Wedeln und sausender Abfahrt. Restliche Freizeit war ihrem Wochenendhaus an der Alten Donau gewidmet, wo sie eine fürsorgliche Hausfrau gewesen ist.
Mit nahezu 900 verschiedenen Bergen, von welchen sie sehr viele oftmals auf verschiedenen Wegen erstieg und besonders liebgewordene Wege gerne mehrmals ging, wurde sie nie müde, auch im Einfachen immer das Schönste zu suchen. So begann ihr Weg im Wienerwald und endete, fast 85-jährig, im Garten an der Donau. Auch im Berufsleben, sie arbeitere als Angestellte in einer Großfirma, war ihr Erfolg beschieden. Über alles aber ging ihr der "Berg und der Ski"; und so wollen wir Frau Sassmann, die auch im großen Leid, das ihr in den letzten Lebensjahren ein Augenleiden bereitete, den Mut nicht verlor, als tüchtige Frau, Gefährtin und frohen Menschen stets im Gedächtnis behalten.
Walche
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1985, Folge 1459, Seite 15 f.

Geboren am:
28.11.1899
Gestorben am:
08.10.1984