Richter Herbert

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Biografie:
Herbert Richter „König und Fliege“, * Meißen ,1961 Dresden, Sächsische Schweiz

Herbert Richter galt von Mitte der fünfziger bis Mitte der sechziger Jahre als der führende Kletterer und Erschließer im Elbsansteingebirge. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg begann er an den Pechsteinklippen im Triebischtal am Stadtrand von Meißen mit dem Klettern. Sein erster Klettergipfel in der Sächsischen Schweiz war im Sommer des Jahres 1950 der Daxenstein im Bielatal. Er war in den Folgejahren einer der erfolgreichsten Erstbegeher und gehörte in seiner besten Zeit zu den besten Klettersportlern der Welt und zu den bekanntesten Erstbegehern in der Sächsischen Schweiz. Herbert Richter war Erstbegeher zahlreicher Routen in der Sächsischen Schweiz und im tschechischen Klettergebiet Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt konnte er allerschwerste Touren erschließen. In den östlichen Hochgebirgen konnte er auch als Alpinist ebenfalls große Erfolge erzielen. Ihm gelangen schwierigste Routen in den Alpen und in der Hohen Tatra. Herbert Richter war in den 1960er-Jahren Mitglied der Nationalmannschaft Alpinistik der DDR und als solcher quasi Berufssportler. Seine schwerste Erstbegehung war der „Linksweg“ am Großen Halben in der Nähe von Hohnstein im sächsischen Schwierigkeitsgrad IXa. Viele seiner Routen gehörten damals zu den schwierigsten Anstiege am damaligen Leistungslimit. Er lehnte alle künstlichen Hilfsmittel, auch das Bauen von menschlichem Steigbaum, zur Fortbewegung ab.
Kletterpartner von Dietrich Hasse, Fritz Flötgen, Dr.Jensch,

1950 Beg.Daxenstein im Bielatal, (Sächsische Schweiz)
1955 2.Winterbeg.Triglav-Nordwand „Szalay-Prusik-Weg“,IV-V,1250 HM,2862m, (Julische Alpen)
1956 1.Beg.Nördliche Pfaffenschluchtspitze „Direkter Herbstweg“,VIIIc, (Sächsische Schweiz)
1961 1.Beg.Anders Ameisenberg „Rübezahl“, (Andersbach,Böhmische Schweiz)
1966 1.Beg.Wilder Kopf-Direkte Westkante „Strubichkante“,VIIIa,VII-, (Sächsische Schweiz)
1966 1.Beg.Kreuzturm-Westwandroute,VIIIb, (Bloßstock,Sächsische Schweiz)
1966 1.Beg.Flachsköpfen „Roberts Rippen“,VIIIc,IX, (Sächsische Schweiz)
1972 1.Beg.Großen Halben „Linksweg“,IXa, (Sächsische Schweiz)
1997 1.Beg.Litleidtinden-Ostwand,V,800 HM, (Norwegen)
2003 1.Beg.800-Meter-Wand im norwegischen Granit
1.Beg.Kalambakaturm „Hohe Wand“,VI+, (Meteora,Griechenland)
1.Beg.Kleines Häuselhorn-Nordspornsockel „Besuch aus Sachsen“,VI+, (Berchtesgadener Alpen)
1.Beg.Nördlichen Pfaffenschluchtspitze „Direkter Herbstweg“,VIIIc, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Sommerwand „Fledermausweg“,VIIIc, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Bloßstock-Nordwand,VIIIa,später von ihm frei geklettert,IXa, (SächsischeSchweiz)
1.Beg.Kreuzturm- Westkante,VIIIc, (Bloßstock,Sächsische Schweiz)
1.Beg.Kreuzturm-Nordwand, (Bloßstock,Sächsische Schweiz)
1.Beg.Flachsköpfe-Nordriss, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Königsspitze „Schwarze Kante“,VIIIa, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Großen Halben „Linksweg“,IXa, ( Hohnstein,Sächsische Schweiz)
1.Beg.Bürgermeister „Slunovrat“, (VIIIa), (Adersbach,Böhmen)
1.Beg.Domwänden „Fliegeweg“, VIIIa, (Wekelsdorf,)Böhmen)
1.Beg.Fläschchen „Cañon“,VIIIc, (Wekelsdorf,Böhmen)
1.Beg.Hohen Torstein-Südwand, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Hohen Torstein-Ostverschneidung, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Dreifingerturm-Südriss, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Dreifingerturm „Sieberkante“, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Dreifingerturm „Krämerriss“, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Amboss „Lange Kante“, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Hallenstein-Südwand, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Rauschenstein „Alter Südweg“, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Nördlichen Pfaffenschluchtspitze „Direkter Herbstweg“,VIIIc, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Bloßstock-Nordwand,VIIIa,frei IXa, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Frienstein „Rübezahlstiege“,VIIIc, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Bürgermeister „Slunovrat“,VIIIa, (Adersbach,Böhmische Schweiz)
1.Beg.Domwände „Fliegeweg“,VIIIa, (Wekelsdorf,Böhmische Schweiz)
1.Beg.Fläschchen „Cañon“,VIIIc, (Wekelsdorf,Böhmische Schweiz)

Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Herbert Richter
Vita *29. 1. 1935 in Meißen (Sachsen). Diplomgeophysiker, heute beim Wissenschaftlich-Technischen Betrieb Keramik in Meißen tätig. Verheiratet, zwei Söhne (* 1963 und 1965).
Chronik Von Mitte der fünfziger bis über die Mitte der sechziger Jahre hinaus galt Herbert Richter als der führende Mann im Elbgebirgsfels. Dort gelangen ihm über 25 große Neuanstiege und Direktvarianten. Mehrere seiner Routen gehörten zu den schwierigsten ihrer Zeit, was bis damals auch im Weltmaßstab zutraf. Mit dem Direkten Herbstweg an der Nördlichen Pfaffenschluchtspitze eröffnete er 1956 das erste Vlllc-Unternehmen (nach UIAA-Wertung mindestens VII+), und 1966 berührte er mit »Roberts Rippe« an den Flachsköpfen fast schon den IX. Elbsandsteingrad. Im tschechischen Sandstein konnte Richter ebenfalls bedeutende Erschließungen für sich buchen. Darüber hinaus unternahm er anspruchsvolle Touren in mehreren östlichen Hochgebirgen. Anfang der sechziger Jahre beging er in den gefrorenen Elbfällen des Riesengebirges extreme Eisrouten.
Stärker als bis dahin üblich, machte Herbert Richter die Eleganz als überzeugendes Merkmal gekonnten Steigens bewußt und somit zum wichtigen Inhalt klettersportlicher Zielsetzung. Wenn im seinerzeitigen sächsischen Bergsteigen nicht allein mehr die Frage des »Was«, sondern — über alles hilfsmittellose Steigen hinaus auch das »Wie« engagiert diskutiert wurde, so war das in erster Linie sein Verdienst. In diesem Sinne schlug er bereits 1965 im Elbsandsteingebirge wesentliche Elemente von dem vor, das sich später als »amerikanisches Klettern« oder »Rotpunktklettern« durchsetzen sollte, nämlich den grundsätzlichen Versuch, auf Bauen (menschlicher Steigbaum) sowie Ruhen zu verzichten, d. h. möglichst jede Seillänge so lang, wie es geht, und in einem Zug zu durchsteigen (siehe: Der Tourist 6/65, Seiten 16f.). Einem von ihm brillant und packend geschriebenen Bergbuchmanuskript blieb die DDR-staatliche Druckgenehmigung versagt.
-dh-
Quelle: Der Bergsteiger 1983, Heft 3, Seite 69-70


Geboren am:
29.01.1935