Pfaundler Leopold Univ.-Prof. von Hardermur

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Biografie:
Der berühmte Physiker, der zu den Bahnbrechern des Alpinismus und der Gletscherforschung zu zählen ist, der auch Gründer und erster Vorstand der 1869 entstandenen S. Innsbruck unseres Vereins war, starb kürzlich im patriarchalischen Alter von 81 Jahren zu Graz. Ein
nimmermüder, naturbegeisterter Wanderer ist damit zur Ruhe gekommen, dessen Bergfreude, von 1859 bis in die letzten Jahre rege, wissenschaftlichen und sportlichen Alpinismus mit Erfolg und Glück zu einen wußte. Einer alten Innsbrucker Familie entstammend, eine echte Tiroler Kerngestalt, begann er vor reichlich 60 Jahren seine Bergsteigertätigkeit, als noch kein Alpenverein bestand und das Eindringen ins Hochgebirge, zumal ins Gletschergebiet, polaren Expeditionen ähnlich war. Anfangs mit zwei Freunden in der Solsteinkette tätig, fesselten Pfaundler ab 1861 die Ötztaler und Stubaier Ferner, deren Gipfelumrahmung er zumeist, einzelne Gipfel sogar mehrmals, mit verschiedenen Kameraden bestieg und dabei Gletscherbeobachtungen vornahm, die den Grundstein zu diesem Wissenszweige legten, über seine Stubaier Bergfahrten, die er hauptsächlich mit seinem Freunde L. Barth unternahm, handelt das heute noch lesenswerte Buch und wichtigste Quellenwerk: „Die Stubaier Gebirgsgruppe", erschienen in Innsbruck 1865. Auch an der Alpenvereinskarte über dieses Gebiet hatte Pfaundler großen Anteil. Weitere, besonders hervorzuhebende Werke sind:,„Der Übeltalferner und seine Umgebung" in der „Zeitschrift" 1870/71 und die Ergebnisse seiner Forschungen am Alpeiner Ferner, „Zeitschrift" 1887, samt Kartenbeilagen.
Ab 1887 überwog sein Wandertrieb das Gipfelstürmen, der ihn ausgedehnte Wanderungen, gelegentlich sogar Gewaltmärsche ausführen ließ durch die gesamten Ostalpen zwischen Graz und Innsbruck, über den Apennin, in die Schweiz, nach Dalmatien und dessen Inseln, durch den ganzen Schwarzwald und in die Höhlen Krains, so daß er mit Recht von sich sagen konnte: „Ich käme an kein Ende, wenn ich alle Punkte, die mein Fuß berührte, aufzählen wollte."
Mit Leopold Pfaundlers Hingang wird wieder der Kreis jener verdienten Männer um einen lichter, die die Entwicklung des Alpinismus vom Anfang bis zur Gegenwart ein Menschenalter lang tätig mitgemacht und dazu beigetragen haben, daß der beispiellose Aufschwung des deutschen Alpinismus möglich "wurde, daß unser D. u. Ö. Alpenverein zum volkstümlichen Bindeglied aller Stammesbrüder sich auswirken konnte. Möge uns heutigen nie die Dankbarkeit und Achtung für die Begründer und Entwickler dieser Bewegung schwinden, die uns
und unserer Jugend die Heimatliebe und Daseinsfreude durch die Erkenntnis der Schönheit und des Wertes unserer Alpengaue erhalten soll, auf daß jeder gleich Pfaundler, dessen ehrenvolles Andenken als Mensch, Forscher und Bergsteiger in alpinen Kreisen lebendig bleiben wird, einst sagen könne, „daß die glücklichsten Stunden meines Lebens die waren, die ich auf der Wanderschaft zu Fuß zugebracht habe".
H. B.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1920, Seite 27



Geboren am:
14.02.1839
Gestorben am:
06.05.1920

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