Prokesch Josef

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Biografie:
Seff Prokesch am Berg verschollen!
Gelegentlich einer Wienerwaldwanderung sagte Seff, er wolle morgen, Sonntag (15. November 1981), den Schneeberg über den Faden ersteigen. Entgegen seiner Gewohnheit meldete er sich nicht zurück.
Mit Polizei- und Feuerwehr-Assistenz wurde über Veranlassung seiner Freunde seine Wohnung geöffnet, da ihm ja auch zu Hause etwas zugestoßen hätte sein können. Hiebei wurde das Fehlen seiner schweren Bergausrüstung festgestellt, er mußte demnach seinen Vorsatz ausgeführt haben.
Der Gendarmerieposten in Puchberg wurde unverzüglich informiert und veranlaßte umgehend eine Suche mit Hubschrauber und Mannschaft am Freitag (20.11.), der sodann Samstag und Sonntag eine intensive Nachsuche der Bergrettung aus Puchberg und Wien, welcher Mannschaft viele seiner jungen Freunde angehörten, folgte. Auch der Einsatz von Suchhunden brachte kein Ergebnis. Es konnte lediglich festgestellt werden, daß Seff in der Fischerhütte gesehen wurde, da ihn die Bewirtschafterin nach vorgezeigtem Foto zu erkennen glaubte.
An diesem Unglückstag war dichter Nebel und heftiger Wind. Bei weiteren Aktionen wurden alle denkbaren Wege, darüber hinaus aber auch Lahningries, Breite und Krumme Ries, Saugraben, Schneidergraben und der Herminensteig begangen.
So herrscht die erschütternd traurige Gewißheit, daß Seff, der immer Vorsichtige, der, ungeachtet seiner Jahre, in bester Form war und der seinen Schneeberg wohl weit über hundert Male bestiegen hatte, verunglückt sein muß. — Wir werden weiter suchen!
H.L.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1982, Jänner/Februar, Folge 1441, Seite 7

Seff Prokesch
aber ist nicht mehr; seine geliebten Berge haben ihn behalten. Seit Jahresfrist ist er, einer der Getreuesten des Klubs, von einer Fahrt im Gebiet des Wiener Hochschneeberges nicht mehr zurückgekommen; alle Suchunternehmungen waren erfolglos, Prokesch konnte bis heute nicht gefunden werden. Tiefes Leid wohnt im Herzen aller, die ihn kannten. Seine engsten Freunde haben ihm folgende Worte des Gedenkens gewidmet.
Eswe
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1982, November/Dezember, Folge 1446, Seite 112

Zum Gedenken an Josef Prokesch
* 22. Mai 1906 — vermißt seit 15. November 1981 1) im Schneeberggebiet
Als langjähriger Seilgefährte habe ich in den folgenden Zeilen versucht, meine Erlebnisse mit Seff in Erinnerung zu rufen. Sie können nur Ausschnitte eines reichen Lebens sein, das in den Bergen, die ihn nun behalten haben, seine Erfüllung fand.
Seff war unserem Trio, das Freund Otto Steinmann in glückhafter Stunde anregte, unvergleichlicher Gefährte und darüber hinaus herzlich zugetaner Freund für ein ganzes Leben.
Es war am Südgrat des Grimming im Mai 1954, als uns zum erstenmal ein Seil verband. Seither trennten wir uns niemals mehr. In all den langen Jahren besuchten wir auf Kletterwegen das Gesäuse, die Dolomiten und natürlich die Wiener Hausberge. Aber wir hatten unser Verlangen nach den „Großen" nicht vergessen, es zog uns alle mehr auf die hohen Eisberge, die uns gegenüber den Felsbergen erstrebenswerter erschienen, deren blendender Glanz uns immer wieder anzog. So ging es gleich in diesem ersten Sommer ins Dauphine. Am Rückweg vom Pelvoux blieb uns der Col du Säle in heiterer Erinnerung als Hungermarsch, denn es fehlte damals an festen und flüssigen Lebensstoffen, und der Weg war lang! Wie war der Abend im Refuge de I'Aigle nach Rückkehr von der Meije einmalig herrlich. Als einzige Gäste des Hauses zog es uns immer wieder in den Mondschein hinaus.
Im Wallis folgten — wenn auch nicht in dieser Reihenfolge — und oftmals auch nur zu zweit — Rimpfischhorn, Obergabelhorn, Dent Blanche, Zinalrothorn, Matter-horn, Dom, Alphubel, Dent d'Hérens, der Nadelgrat und Weißmies. Ja, dann ging's ins Montblanc-Gebiet. Zuerst einmal auf die Dent du Géant und den entzückenden Rochefortgrat. Das größte Erlebnis war die Brenva-Flanke des Montblanc, denn aus einer an und für sich langen Besteigung wurde, da die Cabane Vallot infolge ihres erbärmlichen Zustandes zur Nächtigung ungeeignet war, eine Überschreitung mit Abstieg zur Gonella-Hütte (3072 m), die wir in abendlichem Gewitter bei völliger Finsternis erreichten.
Mit Seff allein glückte mir später einmal die Aiguille Verte im Auf- und Abstieg durch das Whymper-Couloir.
Einmal wollten wir aus Zermatt über das Weißtor nach Macugnaga, um nach der Ostwand zu schauen. Das richtige Weißtor (es gibt deren mehrere) erwischten wir aber nicht, und so kam es zu einem unfreiwilligen Biwak. Aber wir hatten eine gute Stelle wählen können und eine leise murmelnde Quelle behütete unseren Schlaf.
Es kam damals nicht eimal zu einem Versuch der Begehung der Ostwand des Monte Rosa, aber gesehen hatten wir sie, und sie schlug uns in ihren Bann.
Wir kamen im folgenden Jahre wieder. Seff hat über dieses Erlebnis einen großen Bericht im Jahrgang 1960 des ÖAV unter dem Titel „Licht und Schatten über der Monte-Rosa-Ostwand" veröffentlicht. Er hat bei diesem Erlebnis seine Meisterschaft in Eis und Fels und seine Kameradschaft gegenüber einer italienischen Seilschaft, die den Absturz ihres Bergführers erleben mußte, und — da ziemlich ungeübt — hilflos in den Dufourfelsen verzweifelte, bewiesen. Seff wuchs damals über sich hinaus, seine Anordnungen waren klar und bestimmt, er nahm den Vortritt und brachte die Gesellschaft nicht ohne erhebliche Schwierigkeiten auf den Gipfel und dann zur Betemps-Hütte hinab. Ich bin stolz darauf, daß ich damals mithelfen konnte, aber die Hauptlast trug Seff. Wie tief menschlich ihn das Schicksal der geretteten Seilschaft bewegte, zeigt sich in den Schlußworten seines Berichtes, als der Gipfel erreicht war.
„Für Hans und mich hat zwar ein großer Wunsch Erfüllung gefunden, doch fehlte die Freude am Erfolg. Daß diese drei jungen Menschen am Beginn eines nahezu sicheren Heimweges stehen, scheint uns in diesem Augenblick wichtiger als unsere Ostwandfahrt."
Im Engadin erlebten wir den himmelstürmenden Bianco-Grat, dann einige Palü-Gipfel, machten der Jungfrau und dem Mönch unsere Referenz. Ungünstiges
Wetter verhinderte in den Berner Alpen größere Vorhaben. Ja, eines etwas abseits stehenden Berges, des Monte Viso, möchte ich noch gedenken, ob seines unübertrefflichen Blickes in südliche Gefilde.
All diese Jahrzehnte bescherten uns Winter und Frühjahr die Freuden des Schilaufes, nicht nur in den heimischen Gefilden; besonders die Aufenthalte im so abwechslungsreichen Engadin brachten Seff und mir große Freude. Seff war meist voran, kaum zu schlagen, denn da war er sehr ehrgeizig, auch zog er oft mit jüngeren Kameraden in die Ötztaler und Stubaier Gletscher-Regionen, ehe wir mit der Breiten Ries des Schneeberges die letzte Abfahrt des Jahres genossen. Im Erwerbsleben hatte sich Seff eine geachtete Stellung in einem Gießereibetrieb erworben, und es ist bezeichnend für seine Beliebtheit in diesem Unternehmen, daß er auch nach seinem Ausscheiden mit einigen seiner Mitarbeiter lebhaften Kontakt pflegte.
Mit seiner Frau Gretl verstand er sich prächtig, hatte sie doch Verständnis für seine Bergverbundenheit, liebte die Natur und begleitete ihn auf Wegen, die ihren Möglichkeiten entsprachen. Ich erinnere mich der gemeinsamen Tage in Zermatt, wobei sich unsere Frauen gut verstanden, obgleich es Gretl versagt war, mich mit meiner Frau auf die Dufourspitze des Monte Rosa zu begleiten.
Seff reiste mit ihr öfter in Berggebiete Südtirols, besuchte aber auch die Kunststätten Italiens. Als er vor sieben Jahren von ihr für immer Abschied nehmen mußte, haben ihn die Berge als Freunde getröstet und gestärkt, das Alleinsein zu ertragen.
Das Verlangen, mit der Bergnatur allein zu sein, muß die Ursache für Seffs manchmal einsame Wege gewesen sein. Denn immer wieder zog er in all den Jahren einmal ohne Gefährten hinaus. Das bemerkenswerteste Unternehmen mag wohl die Durchsteigung der gewaltigen Watzmann-Ostwand auf dem Salzburger Weg gewesen sein. Da war er schon hoch in den „Sechzigern".
Unseren Freundschaftsbund störte das sich nähernde Alter nicht, wir blieben ihm treu, wenn auch unsere Wünsche bescheidener wurden. Ging es eben nicht mehr ganz so hoch hinauf, so erfreuten wir uns der lieben Vorberge und des Wienerwaldes. Doch ... „einen letzten Viertausender müssen wir schon noch machen", das war gemeinsamer Wunsch. Unsere Wahl fiel auf das wenig bekannte Bieshorn, das mit seinen 4159 m versteckt liegt. Wir hatten es nicht zu bereuen, denn schon die Tracuit-Hütte darf sich einer einmaligen Schau auf viele uns vertraute Walliser Größen rühmen. Hier harrten wir aus, bis uns ein blauer Himmel einen guten Tag versprach. Als wir vor nunmehr vier Jahren am Gipfel die Hände ineinander legten, voll des Dankes für die Jahrzehnte währende Kameradschaft, waren wir glücklich, noch einmal so nahe am Himmel zu sein.
Nochmals grüße ich Dich lieber Seff, Du wirst bei mir sein, solange mein Herz schlägt.
Hans Laurer
1) ÖAZ Nr. 1441
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1982, November/Dezember, Folge 1446, Seite 113-114

Prokesch Josef „Seff“, + Schneeberg vermißt

Josef Prokesch machte viele schwere Bergtouren im Gesäuse, in den Dolomiten,in den Westalpen und natürlich in den Wiener Hausbergen. Seine Berggefährten waren O.Umlauf,H.Kaser,H.Slezak F.Slezak,L.Flemisch.
Ihm gelangen die Erstbegehung der Zinödl Nordwand 1925 mit H. Kaser und H. Slezak,sowie die Kalbling Nordschlucht 1926 mit Hans Kaser,Hans und Franz Slezak. Am 30.Mai 1926 machte er die Erstbegehung der unteren Nordwestwand am Reichenstein mit Ludwig Flemisch. Seit 22. Mai 1981 wurde er am Schneeberg vermisst und im Herbst 1983 aufgefunden.

1923 1.Beg.Hochzinödl-Nordwand,2191m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1925 1.Beg.Hochzinödl-Nordwand,2191m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1925 1.Beg.Sparafeld-Ostturm-Nordostwand,2247m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1926 1.Beg.Hochzinödl-Nordwestgrat,2191m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1926 1.Beg.Plattenkogel-Ostgipfel-Ostsüdostgrat „Einstiegsvariante",1983m, (Ennstaler Alpen)
1926 1.Beg.Kalbling-Nordschlucht,2196m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1926 1.Beg.Reichenstein-Untere Nordwestwand „Flemisch Prokesch-Führe“,2251m,
(Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1926 1.Beg.Riffel-Nordschlucht,2106m, (Ennstaler Alpen)
1954 Beg.Grimming Südgrat,2351m, (Dachsteingebirge)
1960 Beg.Monte-Rosa-Ostwand,4609m, (Walliser Alpen)
Best.Rimpfischhorn,4199m, (Walliser Alpen)
Best.Obergabelhorn,4063m, (Walliser Alpen)
Best.Dent Blanche,4357m, (Walliser Alpen)
Best.Zinalrothorn,4221m, (Walliser Alpen)
Best.Matterhorn,4478m, (Walliser Alpen)
Best.Dom,4545m, (Walliser Alpen)
Best.Alphubel,4206m, (Walliser Alpen)
Best.Dent d'Hérens,4171m, (Walliser Alpen)
Beg.Nadelgrat,4327m, (Walliser Alpen)
Best.Weißmies,4023m, (Walliser Alpen)
Best.Pelvoux,3946m, (Dauphiné)
Best.Meije,3983m, (Dauphiné)
Best. Dent de Géant-Südwestwand,III/A0,4013m und Rochefortgrat, (Montblancgebiet)
Beg.Montblanc-Brenvaflanke „Mooresporn“,III-IV,bis 65°,1500 HM,4807m, (Montblancgebiet)
Beg.Aiguille Verte-Whympercouloir,47°-55°,4121m, (Montblancgebiet)
Beg.Piz Bianco-Bianco-Grat,3998m, (Bernina)
Best.Palü-Gipfel,3901m, (Bernina)
Best.Jungfrau,4158m, (Berner Alpen)
Best.Mönch,4107m, (Berner Alpen)
Best.Monte Viso,3841m, (Cottische Alpen)
Ged Schauer, Isny im Allgäu


Geboren am:
22.05.1906
Gestorben am:
15.11.1981

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