Schicht Dominik

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Biografie:
Dominik Schicht
Am 1. Dezember, kurz nach Vollendung seines 70. Lebensjahres, hat unser Klubkamerad Dominik Schicht die Augen für immer geschlossen. Schicht war ein Bergsteiger aus innerem Verlangen, fern jeder Renommiersucht, nur der Bergfreude und des Naturerlebens wegen. Zur Naturliebe wurde er schon in den Kindertagen durch seinen Vater erzogen, der ihn mehrmals in das Schneeberg- und Hochschwabgebiet mitnahm. Später, schon als Mittelschüler, boten ihm unsere Wiener Kletterschulen, von den Gießhüblerwänden bis zum Peilstein, willkommene Gelegenheit, mitl dem Fels vertraut zu werden.
In den vielen Jahrzehnten seiner alpinen Laufbahn führten ihn seine Fahrten in fast alle Gebiete der Ostalpen; er war ein geschickter Kletterer und ein sehr guter Schifahrer. Im Jahre 1915 ist er freiwillig eingerückt und hat beim 3. Tiroler Kaiserjägerregiment sein Einjährigenjahr abgeleistet. Er war in Innsbruck stationiert und hat in seiner Ausbildungszeit eine harte bergsteigerische Schulung mitgemacht. Im Jahre 1916 wurde er zu einem Alpinkurs anl Falzaregopaß abkommandiert, und hat nach dessen Absolvierung dann im Raume um den Col di Lana als Alpinreferent gewirkt, bis ihn eine Ruhrerkrankung wieder nach Innsbruck, aber in ein Kriegsspital, brachte. Den Rest des ersten Weltkrieges verbrachte er im Etappendienst, der ihn bis nach Rumänien führte.
Die Zeit vom ersten bis zum zweiten Weltkrieg war angefüllt von reichem Bergerleben. Er hat seine Liebe zu den Bergen auch damit bekundet, daß er sowohl im Zentralausschuß des österreichischen Touristenklubs als auch später in der Sektion Wien ehrenamtlich tätig war; in letzteren zehn Jahren als Hüttenwart der Salmhütte, die er gewissenhaft, opferfreudig und selbstlos betreute. Daß ihn die vielen Besuche der Hütte, die er immer mit Touren in deren Bereich verband, zu einen guten Kenner der Glocknergruppe machten, ist naheliegend.
Sein militärischer Dienst gab ihm viele Gelegenheiten, sein Können als Schifahrer zu steigern; als ausgezeichneter Läufer war er oft Tourengefährte von Mano Friedl, Kropf und Kellner. Überquerungen des Dachsteinplateaus oder des Totengebirges waren seine Spezialitäten. Als Tourengefährte war er immer rücksichtsvoll und absolut verläßlich. Ich erinnere mich einer Begebenheit: Wir waren eine größere Gesellschaft, alle gute Fahrer, und bestiegen den Hirzberg. Wenn je ein Tag schön und der Schnee ideal war, so waren es beide an diesem Tag. Schon während des Aufstieges haben wir jeden Hang oder Graben besprochen, wie wir da hineinsausen werden; groß war die Vorfreude. Nach kurzer Gipfelrast rüsteten wir zur Abfahrt; es ging los. Keine 50 Meter unter dem Gipfel brach mir aber leider ein Schi unmittelbar unter der Bindung. Alle haben mich bedauert, alle sind aber auch davongestaubt. Nur Domi blieb, und wir zwei bemühten uns immer wieder, den Bruch zu reparieren; alles vergebens, keine Schraube hielt, kein Kupferdraht. Ich versuchte abzuschnallen, versank aber bis zu den Hüften im Schnee, also wieder anschnallen, auf einem Schi fahren, hinfliegen, und dies mehr als hundertmal. Wer das mitgemacht hat, weiß, wie billig da das Leben wird.
Schicht hat sich kaum eine Schußfahrt erlaubt, immer war er wieder da und munterte mich auf, bis wir schließlich im untersten Teil bei einer Jagdhütte vorbeikamen, von der wir eine Zaunlatte "entliehen", die wir unter den gebrochenen Schi banden. Nun konnte ich wenigstens damit tasten, so daß wir den Nachtzug noch erreichten und am Morgen in Wien waren. So war Domi, und alles tat er, ohne den Humor zu verlieren.
Und so wie in diesem Falle hat er sich auch in allen anderen Lebenslagen als treu und verläßlich erwiesen. Immer hilfsbereit, auch in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, der ihn durch Bombenschäden aller Existenzgrundlagen beraubte.
Er war und blieb "ein guter Kamerad"; so wollen wir ihn, die wir mit ihm gegangen sind, stets in Erinnerung behalten.
L. Sekirnjak
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1961, Folge 1315, Seite 37

Geboren am:
1890
Gestorben am:
01.12.1960