Borde Josef

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Biografie:
geboren in Wien (Österreich)

Ist im Alter von 45 Jahren blind geworden.
beerdigt am Friedhof von Kalksburg
1897 - Erster Abstieg über die Nordflanke des Hochgolling (2863m - Schladminger Tauern) am 2. September 1897.
1898 - Touren in der Schobergruppe
1901 - Erste Ersteigung des tscharnakt mit H. Reinhard, Artelt und Moc.
1902 - Touren in den Hohen tauern
1906 - Alös Erschließer im Gesäuse
1912 - Touren in der Brentagruppe
1916 - Touren in der Dachstein-Gruppe

Josef Borde führte 1897 den ersten Abstieg über die Nordwand des Hochgolling aus. 1898 bestieg er die Große Rothspitze unmittelbar von der Tscharnaktscharte aus, 1906 den Zwerfenberg mit erster vollständiger Begehung des Nordgrates (mit Fritz Hinterberger), führte die teilweise Durchkletterung der Nordostwandschlucht des Kleinen Buchsteins mit F.A. Artelt und 1909 ihre vollständige Begehung mit Heinrich Herz und Fritz Hubatschka aus. Mit Kraut und Schönbeck bestieg er 1923 den Hohen Prijakt erstmalig auf Schneeschuhen.
Quelle: Archiv Proksch (Österr. Alpenklub)

Josef Borde
Wenn ich auch als sein ältester Freund ? uns verband eine 65 Jahre lange, treue Freundschaft ? berufen bin, einen Nachruf zu schreiben, fällt es mir doch schwer. Einerseits liegt die Zeit unserer gemeinsamen Bergtouren schon über 30 Jahre zurück, denn mein Freund Borde war seit dieser Zeit mehr oder weniger erblindet, und andererseits sind sehr wenige noch am Leben, denen er als ausübender Bergsteiger in Erinnerung ist.
Josef Borde, 1876 in Wien geboren, war Beamter der Firma Siemens-Halske und mußte schon, nachdem er seit seiner frühesten Jugend nachtblind war, im 45. Lebensjahr wegen eines schweren Augenleidens in den Ruhestand treten und damit seinen lieben Bergen, zumindest größeren Bergtouren, entsagen.
Er hat sein Schicksal wirklich mit stoischer Ruhe an der Hand einer aufopfernden Gemahlin und seines, ihn als Arzt in den letzten Jahren besonders liebevoll betreuenden, Sohnes ertragen.
Borde war ein typischer Bergsteiger aus der Zeit unserer alten alpinen Garde des
Österreichischen. Alpenklubs, aus der Zeit eines Dr. Pfannl und Maischberger, den es damals, im Besitze einer Jahreskarte, an Sonntagen, oft unter den Strapazen zweier durchfahrener Nächte, ins Hochgebirge, insbesondere ins Gesäuse zog. Von den Bergen der Nähe war Borde begeisterter Verehrer des Peilsteins, wo er, wie in den Gießhübler Felsen und in den verschiedenen Klettergebieten des Wienerwaldes, zu Hause war, und in diesen Felsen verschiedene Varianten von Kletterrouten entdeckte. Die Berge, die er als Kletterer oder Schifahrer besuchte, waren wirklich sein alles, denn er hatte wenig andere Interessen. Wir beide begannen frühzeitig, im Jahre 18.96 mit dem Schilaufen, Den Anlaß gab bei einer Wintertour auf das Hocheck bei Weißenbach an der Triesting die Umkehr X Stunde unter dem Gipfel, und zwar bei herrlichem Sonnenuntergang aber einer Unmenge von Schnee. Damals mußten wir uns die Bretter noch aus Norwegen kommen lassen, Borde gehörte viele Jahre einer privaten kleinen Schachrunde von ehemaligen Mitschülern an, welche auch eine aus 4 - 5 Bergsteigern gebildete alpine Riege umfaßte und von der nun außer mir nur mehr ein Freund lebt, Borde war zwar kein extremer Kletterer, aber der tüchtigste unserer Runde. Er ging am Seil stets als Erster, ebenso bei Schitouren im Hochgebirge.
im Sommer, zu den Urlaubsfahrten, zog es uns meist in einsame Gebiete, so auf Rat
unseres Vorbildes, Hans Wödl, in die Niederen Tauern, wo wir in einem verlassenen Jagdhaus am Zinkboden 8 Tage hausten und selten besuchte Berge erstiegen. 1898 fuhren wir in die Schobergruppe, bezogen die unbewirtschaftete Lienzer Hütte, von der wir fast alle erreichbaren Gipfel bestiegen. Einige Jahre später machte Borde mit uns für die damalige Zeit größere Schitouren. Schneeberg, Rax, Hochschwab, Lugauer, Zinödl, Tamischbachturm wurden mit Schiern erstiegen. Dann folgte der Sonnblick und viel später Bordes letzte Schitour mit mir im Jahr 1931 in die Sadniggruppe. Hier konnte mein Freund infolge Sehschwäche nur dadurch fahren, daß ich im weißen Hemd. vorausfuhr,
Im selben Jahr, 1962, im Herbst, bestieg unsere kleine alpine Riege unter Bordes Füh-
rung in den Hohen Tauern das Kitzsteinhorn, das Wiesbachhorn und den Bratschenkopf. In den folgenden Jahren erstreckten sich seine Kletterfahrten auf sehr viele Klettersteige des Schneeberges, der Rax und vor allem des Gesäuses; hier auf die Routen Dr. Pfannls, Maischbergers und Ing. Pichls,
1910 waren wir mit Borde als Führer in der Berninagruppe, biwakierten freiwillig auf
der Fuorkla prievlusa, mußten aber leider wegen Wettersturzes am oberen Biancograt umkehren. 1912 war er mit mir in der Brentagruppe, wo wir fast alle Hauptgipfel bei schönstem Wetter erreichten. 1916, im 1. Weltkrieg, konnten wir im Herbst noch verschiedene Gipfel im Dachsteingebiet besuchen; dann ging 'es aber mit seinem-Sehvermögen langsam bergab.
In den dreißiger Jahren mußten wir unsern fast blinden Freund von seinem Wohnort in Rodaun zu einzelnen, ihm gut bekannten Felsen in den Föhrenbergen führen, wo er dann am Seil, die Griffe kannte er, zu seiner großen Freude noch verschiedene Kletteraufstiege bezwang.
Seit dem 2. Weltkrieg kam er nicht mehr in die Berge, Wenn wir aber bei ihm zu Besuch waren, erzählte er, wirklich begeistert, oft von unseren gemeinsamen Bergfahrten aus längst vergangener Zeit. Borde wollte sich aber immer noch betätigen; vor ca. 3 Jahren konnte er noch, allerdings nur nach dem Gefühl, stundenlang Holz hacken.
Seither ging es aber mit meinem lieben Freund abwärts; sein Hinscheiden am 21. Juni d. J. war dann für ihn eine Erlösung.
Am 25. Juni, an einem sonnigen Nachmittag, wurde er am ruhigen Kalksburger Friedhof unter zahlreicher Beteiligung seiner Familie und alpiner Kreise zur Ruhe gebettet. Mir war es noch vergönnt, ihm im Namen seiner Familie, des Österreichischen Alpen-klubs, dem er 65 Jahre angehört hatte, und seiner geliebten Lehrersektion des Österreichischen Alpenvereins, dessen Gründungsmitglied er war, ein letztes Lebewohl zuzurufen.
Heinrich Reinhard
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1959, Folge 1308, Seite 192-193


Geboren am:
1876
Gestorben am:
21.06.1959

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