Hasse Dietrich

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Biografie:
Hasse Dietrich "Dieter" * Dresden, später Schöna- Bad Schandau, Sebnitz und Freiberg,
ab 1955-1963 Westberlin u. München, 1963-1965 München,
1965-1967 in Stuttgart-Münster,
ab 1968 Ruit, ab 1974 in München, Griechenland und Holzkirchen
Dietrich Hasse ist ein deutscher Kletterer und Buchautor, der vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren durch extreme Klettertouren bekannt wurde.
Hasse, der aus in Sachsen stammt, zählte in den 1950er Jahren zu den besten Bergsteigern im Elbsandsteingebirge. Er wuchs in Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz auf. Zahlreiche Erstbegehungen konnte er dort durchführen. Zu seinen bekanntesten Erstbegehungen im Klettergebiet Sächsische Schweiz zählen der Talweg am Höllenhund,VII-,der Westgrat am Falkenstein und der Rudolf-Fehrmann-Gedächtnisweg am Bloßstock. 1955 verließ er die Sachsen und siedelte nach West-Berlin und später nach Süddeutschland um. Nach dem Studium der Geographie, Politik und Biologie an der Bergakademie Freiberg und der FU Berlin war er als Lehrer im Schuldienst an Gymnasien in Stuttgart und München tätig.
Schon in den 1950er Jahren eröffnete er Kletterführen im dem noch nicht offizellen 7.Grat.
Seinen internationalen Durchbruch erlebte Dietrich Hasse 1958 durch die Erstbegehung der Nordwand-Direttissima,VII, der Großen Zinne in den Sextener Dolomiten. Die "Hasse-Brandler-Führe", die er zusammen mit Lothar Brandler, Jörg Lehne und Sigi Löw begangen hatte, galt lange als die schwerste Felskletterei in den Alpen. Er wiederholte auch zahlreiche extreme Routen und führte weitere Erstbegehungen durch, wie z. B. in der Südwestwand der Rotwand im Rosengarten zusammen mit Lothar Brandler oder am Innerkoflerturm den Südwandpfeiler die "Hasse-Schrott-Führe". Hasse nahm auch an einigen außereuropäischen Expeditionen teil,so z. B. 1960 in den Hindukusch, 1969 in die Anden und 1971/72 ins Hoggar-Gebirge in der Sahara. Ab 1975 fuhr er immer wieder zu den berühmten griechischen Metéora-Felsen,wo er ca.200 Klettererführen klettertechnisch miterschloss. Er machte weitere Erstbegehungen am Nordkap, im Hoggargebirge,auf Capri,im Belogradschik (Bulgarien), in Tailand,in Australien, in Andersbach (Nordböhmen) und im Hindukusch.
Dietrich Hasse ist Autor einiger geographischer,alpinistischer und anderer Publikationen. Seit 1990 ist er Ehrenmitglied des Sächsischen Bergsteigerbundes.
Dietrich Hasse ist im Alter von 89 Jahren in Prien am Chiemsee gestorben.

1948 Alleinbest.Kirnitzschturm, (Sächsische Schweiz)
1948 Alleinbeg.Kleine Hunskirche-Nordostwand "Nordostweg", (Sächsische Schweiz)
1948 Alleinbeg.Großer (Vorderer) Lorenzturm-Südwand "Südwandweg",IV, (Sächsische Schweiz)
1949 Alleinbeg.Falkenstein "Hoher Riß",V, (Sächsische Schweiz)
1949 Beg.Wildensteinwand-Gipfel "Alter Weg",III, (Sächsische Schweiz)
1949 Beg.Obere Winterbergspitze,V, (Sächsische Schweiz)
1949 Best.Bergfried, (Sächsische Schweiz)
1949 Best.Erster Zerborstener Turm, (Sächsische Schweiz)
1949 Best.Hinterer Lorenzenturm, (Sächsische Schweiz)
1949 Beg.Vorderer Leuchterweibchen, (Sächsische Schweiz)
1949 Beg.Leuchterweibchen-Vorkopf, (Sächsische Schweiz)
1949 Beg.Fluchtwand "Emporweg", (Sächsische Schweiz)
1949 Beg.Heringsgrundnadel "Alter Weg", (Sächsische Schweiz)
1949 Beg.Schrammtorwächter "Alter Weg", (Sächsische Schweiz)
1949 Beg.Wehlnadel "Alter Weg", (Sächsische Schweiz)
1949 Alleinbeg.Ostervorturm "Alter Weg",VIIa, (Sächsische Schweiz)
1950 1.Beg.Bloßstock-Südwand "Rudolf Fehrmann-Gedächtnisweg",VIIb, (Sächsische Schweiz)
1950 1.Beg.Bloßstock-Südwestwand "Hasse-Führe",VIIIb, (Sächsische Schweiz)
1950 1.Beg.Märchenturm-Geisterkante,VIIIb, (Sächsische Schweiz)
1950 Beg.Falkenstein-Westgrat,VIIIb, (Sächsische Schweiz)
1951 1.Beg.Kleiner Falknenturm-Nordkante,VIIIb, (Sächsische Schweiz)
1951 3.Beg.Höllenhund-Südseite "Strubich-Führe", (Elbsandsteingebirge)
1951 1.Beg.Bloßstock-Sdwestkante,VIIIb, (Sächsische Schweiz,Elbsandsteingebirge)
1951 1.Beg.Falkenstein-Westgrat,VIIIb, (Sächsische Schweiz,Elbsandsteingebirge)
1951 1.Beg.Falkenstein "Sommersonnenwende", (Sächsische Schweiz,Elbsandsteingebirge)
1951 1.Beg.Großer Prebischkegel "Talweg",VIIc, (Elbsandsteingebirge)
1955 2.Beg.Falkenstein-Südwand,VIIIb, (Sächsische Schweiz,Elbsandsteingebirge)
1955 1.Beg.Höllenhund-Südwand "Talweg",VIIIa,VII-, (Sächsische Schweiz,Elbsandsteingebirge)
1955 Beg.Kleine Zinne-Gelbe Kante,VI,350 HM,2857m,2857m, (Sextener Dolomiten)
1956 Beg.Rosengartenspitze-Ostwand,VI,2981m, (Rosengarten)
1956 1.Beg.Torre Trieste-Südwand "Direktausstieg von Carlesso-Sandri",VI/A0,2458m, (Civetta,Dolomiten)
1957 1.Beg.Großer Zschand Sommerwand-Nordwestwand,VIIIb, (Sächsische Schweiz,Elbsandsteingebirge)
1957 Best.Rimpfischhorn,4199m, (Walliser Alpen)
1957 Beg.Große Zinne Nordwand "Comiciführe",VI+/A0,400 HM,2999m, (Sextener Dolomiten)
1958 1.Beg.Große Zinne-Nordwand (Direttissima) "Hasse-Brandler",VI+/A3,500 HM,2999m, (Sextener Dolomiten)
1958 1.Beg.Rotwand-Südwestwand "Hasse-Brandler-Hermann Buhl Gedächtnisweg",VI+/A3,2806m, (Rosengarten)
1959 3.Beg.Santnerspitze-Direkte Westwand "Abram-Schrott?,VI,500 KM,2414m, (Schlern,Dolomiten)
1959 1.Beg.Innerkoflerturm-Südwandpfeiler "Hasse-Schrott",VI+/A3,400 HM,3098m, (Langkofelgruppe)
1959 4.Beg.Westliche Zinne-Nordwand "Schweizerweg",450 HM,2973m, (Sextener Dolomiten)
1959 1.Beg.Vajolettürme-Delagoturm-Direkte Nordwestwand "Hasse-Schrott",VI+/A3,500 HM,2790m, (Rosengarten)
1963 1.Beg.Naunspitze-Nordkante,V+/A1,250 HM,1633m, (Wilder Kaiser)
1963 Beg.Cima del Bancon-Ostwand,VI,2346m, (Civetta,Dolomiten)
1964 Best.Wotanskegel, (Elbsandsteingebirge,Böhmen)
1965 Beg.Petit Dru-Südwestpfeiler "Bonattipfeiler",VI/A2,1100 HM,3733m, (Montblancgebiet)
1966 1.Beg.Cima d'Ambiez-Ostwand "Ostwandüberhänge",VI+/A3,400 HM,3102m, (Brenta)
1967 Beg.Punta Tissi-Nordwestwand "Philipp-Flamm",VI/A1,1130 KM,2992m, (Civettagruppe)
1968 1.Beg.Col Nudo-Nordwand,VI,600 HM,2472m, (Südliche Karnische Alpen)
1968 1.Beg.Cesare Augusto Pfeiler,VI-, (Insel Capri)
1968 1.Beg.Salto di Tiberio-Pfeiler,VI-, (Insel Capri)
1969 Teiln.Berliner Jubiläums-Expedition Cordillera Real u.Apolobamba, (Bolivien)
1969 1.Beg.Illampu-Südgrat,V,6368m, (Cordilliera Real,Anden,Bolivien)
1971 Beg.Triglav-Nordwand "Scala-Weg",IV+,2864m, (Julische Alpen)
1971 Beg.Trafnik-Nordwand "Aschenbrenner-Route",VI,900 HM,2864m, (Julische Alpen)
1971 Beg.Crozzon di Brenta-Nordostpfeiler "Franzosenpfeiler",VI-/A1,950 KM,3135m, (Brenta)
1971 Best.Berg Tahat,2908 m, (Hoggargebirge,Sahara,Algerien)
1971 Beg.Daouda-Nord-West-Verschneidung, (Hoggar-Gebirge, Algerische Sahara)
1972 1.Beg.Südlicher Teoulag (Tezouiag)-Westwand "Hasse-Huber", (Hoggargebirge,Sahara,Algerien)
1972 1.Beg.Cima d'Agola-Direkt Südostwand ?Hasse-Steinkötter-Hebestreit?,2959m, (Brenta)
1972 1.Beg.Cima Bassa d'Ambiez-Südturm-Südwand ?Hasse-Steinkötter-Führe?,3017m, (Brenta) )
1972 1.Beg.Punta dell' Ideale-Direkte Ostwand ?Steinkötter-Hasse-Führe?,2950m, (Brenta)
1975 1.Beg.Predigtstuhl-Nordgipfel-Nordwand-Direkte Nordwestrisse,2092m, (Wilder Kaiser)
1976 2.Beg.Östlicher Schoßkopf-Ostwand "Goedeke",VI,380 HM,2135m, (Mieminger Kette)
1976 2.Beg.Westlicher Schoßkopf-Südostwand "Goedeke",2200m, (Mieminger Kette)
1976 1.Beg.Mitterkaiser-Nordgipfel-Zentrale Ostwand "Haider-Hasse",VI-/A1,400 HM,1913m, (Wilder Kaiser)
1976 1.Beg.Ambaria-Südwestkante "Stutte-Hasse",VI-,155 KM, (Meteora,Griechenland)
1976 1.Beg.Ypsilotera-Fels-Westkante,VI,100 KM, (Meteora,Griechenland)
1976 1.Beg.Doupiani-Ostkante,VI,125 KM, (Meteora,Griechenland)
1976 1.Beg.Heiliggeistwächter-Nordostweg,V+, (Meteora,Griechenland)
1976 1.Beg.Heiliger Geist-Nordwestweg,V-/A1, (Meteora,Griechenland)
1977 1.Beg.Demetriusfels-Südkamin,III-, (Meteora,Griechenland)
1979 1.Beg.Heiliger Geist "Weg des Wassers",VI-/A1, (Meteora,Griechenland)
1981 1.Beg.Demetriusfels-Südweg,IV, (Meteora,Griechenland)
1981 1.Beg.St. Georgs-Fels a) Alter Weg II, A1, b) Atheistenstiege, V+, c) Ziegenrucken, d) Bourbon Street, V+,e) Schafspfad, III-, (Meteora,Griechenland)
1982 1.Beg.Demetriusfels "Klostertreppe",IV-, (Meteora,Griechenland)
1982 1.Beg.Demetriusfels Hohlenkamin,III, (Meteora,Griechenland)
1982 Beg.Predigtstuhl-Nordgipfel-Nordostverschneidung "Hoffmann-Schrank",VI+,2092m, (Wilder Kaiser)
1985 1.Beg.Sourloti "Linie des fallenden Tropfens",VI,180 KM, (Meteora,Griechenland)
1989 1.Beg.Heiliger Geist "Illusionsvariante",VI-/A0, (Meteora,Griechenland)
1990 1.Beg.Kastrakiturm "Pindoskante",V+,180 KM, (Meteora,Griechenland)
1992 1.Beg.Heiliggeist "Uber den Drachenzahn",VII/A1, (Meteora,Griechenland)
1.Best.Koh-i-Bandakor,6843m, (Hindukusch)
1.Beg.Lagazuoi-Südgipfel-Westwand "Barbier-Hasse-Führe",300 HM,2835m, (Fanes,Dolomiten)

Dietrich Hasse
Vita *24.3.1933 in Dresden; Studienrat an einem Münchner Gymnasium (Biologie, Geographie, Politik); verheiratet.
Chronik Ende der fünfziger Jahre setzte Dietrich Hasse neue Maßstäbe im Klettern. Im sächsischen Elbsandsteingebirge groß geworden, waren er und Lothar Brandler an schwierigste Freikletterei gewöhnt und beherrschten sie perfekt (im sächsischen Sandstein wurden künstliche Hilfsmittel nie zur Fortbewegung benutzt!). Da die damals einzige Nordwandroute an der Großen Zinne (Comici) den zentralen Wandteil nicht berührt, sann Dieter, wie ihn seine Freunde nennen, nach einer Erstbegehungsmöglichkeit. Zusammen mit Lothar Brandler, Jörg Lehne (t) und Sigi Löw (t) gelang ihm ein Jahr später auch die Erstbegehung der Direttissima, von der Wiederholer (Desmaison, Maestri) sagten, »das ist der VII. Grad« (den Hasse und Brandler im Elbsandsteingebirge schon lange vorher geklettert hat-ten). Es kam damals nicht zur Erweiterung der sechsgradigen Schwierigkeitsskala, weil die Wiederholer eine ganze Reihe Haken hinzuschlugen und die vermehrten Haken auch als notwendig erachte-ten. Das Klettern steckte noch mitten im »Eisenzeitalter«. Dietrich Hasse und seine Kameraden benutzten dagegen nur die Sicherungs- und Fortbewegungshaken, die sie hinterließen. Der VII. Grad ist von den Erstbegehern damals schon geklettert worden. Nur— er konnte sich nicht halten. Die Zeit war noch nicht reif. Dietrich Hasse und Lothar Brandler durchstiegen in dieser Zeit auch erstmals die Südwestwand der Rotwand im Rosengarten auf einer neuen Direktroute (Buhl-Weg). Mit Sepp Schrott gelangen Dietrich Hasse ebenso schwierige Direktrouten an der Nordwestwand des Delago-Turms und am Südpfeiler des lnnerkofler-Turms. Es folgten Expeditionen mit Erstbegehungen und Erst-besteigungen im Hindukusch (1960) und in Südamerika (1969). Dietrich Hasses Unternehmungsgeist hielt weiterhin an. Es folgten wieder Erstbegehungen in den Dolomiten, dann im Hoggargebirge (1972) und am Nordkap (1974). Mitte der siebziger Jahre entdeckte er das Meteoragebiet in Griechenland als Klettergebiet und begann mit Freunden die Erschließung. Neben mehr als 100 (!) Erstbegehungen (einschließlich Erstbesteigungen) gelangen ihm zusammen mit Kameraden der Sektion Berggeist, der er auch angehört, zwei überragende Neutouren: die Ostwandroute am Alyssos und der Talweg am Kastrakiturm. — Die Begriffe »Rotpunkt« und »af« gab es in den fünfziger Jahren noch nicht. Vom sächsischen Sandstein an echte Freikletterei gewöhnt, durchstieg Dietrich Hasse schon 1955 (!) die Gelbe Kante an der Kleinen Zinne ohne künstliche Hilfsmittel zur Fortbewegung — im heutigen Sinne rotpunkt.
Dietrich Hasse setzte sich auch immer wieder für die alpine Sicherheit ein. Sein tollkühner Si-cherungsversuch auf der Schwä-bischen Alb ging in die Geschichte ein. Er erarbeitete viele Verbes-serungsvorschläge. So geht auch die Seilkennzeichnung 1/2 und ? auf ihn zurück. Siehe auch Bergsteiger 3/83, Seite 35.
Pit Schubert
Quelle: Der Bergsteiger 1984, Heft 9, Seite 85-86

Quelle: Österreichische Alpenzeitung 2022, Folge 1656, Seite 244-245


Geboren am:
24.03.1933
Gestorben am:
19.04.2022
application/pdf Hasse Dietrich - Bergsteiger 1983-3, Seite 35.pdf

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