Karwendelspitze - Westliche

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Höhe:
2.385 m
Infos:
Vermutlich schon früh von Einheimischen erstiegen.

Eine "führerlose" Besteigung der Westlichen Karwendelspitze (2385 m.) im Jahre 1654.
Als Beitrag zur älteren Erforschungsgeschichte der Alpen dürfte nachfolgende Stelle nicht ohne Interesse sein, welche sich in dem Werke des kurfürstlichen Leibarztes Dr. Christian Mentzel in Berlin: "Pugillus rariorum plantarum", Anhang zu "Jftvag ßoravävv/uos noXijyXtaTTos, index nominum plantarum multilinguis" etc., Berlin 1682, Fol. (ohne Seitenzahlen), unter dem Pflanzennamen Dentaria Buguloides radice globosa squamulis myodontoideis Alpina (Tozzia alpina li.) vorfindet, nämlich:
"Collegi eam Anno 1654 mense Majo in Alpium quodam excelsissimo et praerupto jugo, dimidium Milliare germanicum al Oppido Mittenwalde dicto, mediâ via inter Insprug et München (ubi fluvius Iser dictus exoritur et in Danubium praeceps ruit) distante; sed Oppido propter altitudinem quasi incumbente.
Mediâ nocte surgens ex diversorio me contuli ad montem nemine comitatus, totumque diem priüs ascendendo insumpsi, quäm ad summum pervenissem. Hie circumspiciens reliquorum Alpium cacumina nivibus teeta cernebam, Damas hinc inde salientes, caprarum instar voces exiles edentes, oppidum sub pedibus meis vix cognoscens, nubes fulguribus, tonitribus immixtas infra me praeteruntes despiciebam, quod phaenomenon alias mihi pluries apparuit."
Wie aus dieser Darstellung, insbesondere aus der Distanzangabe "eine halbe deutsche Meile von Mittenwald entfernt", dann aus den Worten "excelsissimo et praerupto jugo", "oppido propter altitudinem quasi ineumbente" und "oppidum sub pedibus meis vix cognoscens" mehrfach mit aller Sicherheit hervorgeht, war das Ziel der Excursion des offenbar auf einer Reise von Deutschland nach Italien begriffenen Verfassers die Westliche Karwendelspitze, welche, wie auch in der "Erschliessung der Ostalpen" I. Bd., p. 197 ausdrücklich hervorgehoben wird, die Thalfläche von Mittenwald beherrscht und, den Kreuzen nach zu schliessen (von denen eines bereits 1704 bestanden hat), schon früh als ersteigbar erkannt wurde. Wenn Mentzel, nach seinem Berichte, um Mitternacht im genannten Orte aufbrechend, einen ganzen Tag zum Anstiege benöthigt hat, während jetzt (Trautwein, Das bayrische Hochland etc., 8. Aufl., 1897, p. 83) die hiezu erforderliche Zeit auf 5 St. beziffert wird, so liegt dies ohne Zweifel in der damaligen Unwegsamkeit des Gebirges, den Schneeverhältnissen und in dem Umstande, dass Mentzel führerlos (?nemine comitatus") gegangen ist, vielleicht auch des Botanisierens halber Umwege gemacht hat. Wird erwogen, dass diese Tour in ihrer oberen Hälfte auch heute noch Schwindelfreiheit voraussetzt (Trautwein, a. a. O.), dabei die Schneebedeckung zu der frühen Jahreszeit erhebliche Beschwerden verursacht haben musste und überdies von Blitz und Donner die Rede ist, so wird man nicht umhin können, diesem Unternehmen eines Bewohners der Ebene, ausgeführt zu einer Zeit, in welcher nachweisbare Ersteigungen höherer Gipfel überhaupt zu den grössten Seltenheiten zählen, die vollste Bewunderung zu zollen.
Ludwig Graf v. Sarnthein-Innsbruck.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1900, Folge 11 Seite 131-132

Der Förster Schöttl (berühmt aus dem Bauernkrieg 1704/05) ließ zu Anfang des 18.Jahrhunderts ein Kreuz auf dem Gipfel errichten.

Bild:
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Gebirgsgruppe:
Karwendel

Routen:
durch das Dammkar
Nordostkante
Ostwand
über die Mittelwalder Hütte (Karwendelsteig)
von der Bergstation der Karwendelbahn

(Route Neu)