Lackner Alois

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Biografie:
gestorben an der Bischofsmütze (Österreich)

Alois Lackner
* 1. Oktober 1908, (+) 17. August 1961
Am 17. August 1961 ist Dr. Alois Lackner auf der Bischofsmütze tödlich verunglückt.
Ein nur kleiner Sturz — ein plötzlicher Tod. Wohl viel zu früh und doch ein schöner Tod, ohne jedes Siechtum, plötzlich aus seinen geliebten Bergen gerissen. Ein hartes aber schönes Bergsteigerschidcsal. Ja, so für ihn selbst, grausam und hart für seine tapfere Frau und die drei Kinder, und dies ausgerechnet auf dem leichtesten Anstieg der Bi￾schofsmütze, die er so oft auf schwersten Wegen bestiegen hat; das kann nur Schicksal, Bestimmung sein.
Als ich aus der Zeitung von dem Unglück erfuhr, trieb es mich sofort über alle Pässe nach Filzmoos, doch ich konnte nicht mehr helfen, auch der Abtransport war schon vorbei; ich konnte nicht mehr helfen meinem letzten Freund und Kameraden aus froher stürmischer Jugendzeit.
Mit Lois hat mich viel verbunden, so manche schöne große Bergfahrt, aber auch viel gemeinsames der Kriegs- und Nachkriegszeit.
Aus den gemeinsamen Touren Leuchten wohl zwei Fahrten in der Erinnerung besonders hervor. Frühjahr 1937 — Ortlergruppe. Bei strahlendem Wetter spurten wir auf dem tiefverschneiten, unberührten Wächtengrat zum Zebrugipfel. Tags darauf hackten wir uns bei wütendem Eissturm auf den damals recht schwierigen Thurwieser Ostgrat. Verbissen kämpften wir uns zum Gipfel, der Händedruck und der kurze Blick in unsere Augen war der Schwur einer tiefen Verbundenheit. Der Abstieg war ernst, der Sturm zerrte am Seil und drohte uns aus dem harten Eis zu schleudern.
Ein freudiges Steigen auf die Königsspitze war für Lois der Abschluß dieser Frühjahrsfahrt.
Sommer 1939. Tagelang tobte der Sturm mit immer neuen Schneemengen um die Turiner Hütte. Aus Verzweiflung machten wir einen Wettlauf bis hinunter nach Entre￾ves und dann am gleichen Tag wieder mit neuem Proviant zur Hütte zurück.
Am ersten schönen Tag litt es uns nicht mehr in der Hütte. Bald turnten und schwin￾delten wir uns auf riesigen Neuschneewächten über den schönen Rochefort-Grat. Als dann zu Mittag die heiße Sonne die zarten Gebilde total aufweichte, da ward aus dem lustigen Balgen mit den duftigen Wächtengebilden ein gefährlicher langsamer Kampf geworden.
Bald darauf träumten wir abends vom luftigen Adlerhorst der Biwakschachtel am Col della Fourche hinaus in den gewaltigen Kessel der Brenva-Flanke, aber auch hinaus in die vergehende Weite des Aostatales. Es war eine Stunde seltenen Gleichklanges zweier Menschen, wie es nur wenige Freunde fühlen können. Am nächsten Tag das Stürmen durch die grandiose Brenva-Flanke, das langsame Stapfep auf die Kalotte des Monarchen, die Rast oben, fernab allen Menschengetriebes, hoch über den Gewittern, gehörte sicher zu unseren beiden tiefsten Erinnerungen unseres Bergsteigerlebens. Es war meine letzte große Tour mit Lois.
Wenige Tage nach unserer Heimkehr fing der Krieg an mit all der Begeisterung, mit Leid, Elend und Enttäuschungen. Nach Kriegsende, auf der großen Flucht, konnte ich noch helfen, Lois mit seiner Familie sich wiederzufinden. Dann kam für ihn eine harte Zeit, durch die er sich mit seltenem Geschick tapfer durchschlug. Der ehemalige Richter von Reichenau wurde endlich zum öffentlichen Notar. Aus diesem Wirken, zum Schluß in St. Peter in der Au, hat ihn nun der Tod gerissen.
Dr. Lackner war dank seiner Persönlichkeit im Deutschen Turnverein durch lange Zeit führend, in der Akademischen Sektion Wien des Alpenvereins begeistert tätig und seit 1944 im Österreichischen Alpenklub Mitglied.
Mit seinem Hinscheiden hat nicht nur seine Familie einen treuen Gefährten und Vater, sondern seine vielen Freunde einen wahren Kameraden verloren.
Dipl. Ing. Kurt Geißler
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1963, Folge 1331, Seite 167-168

Geboren am:
01.10.1908
Gestorben am:
17.08.1961

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