Engelhardt Alfred

(Bearbeiten)
Foto gesucht!
Biografie:
Alfred Engelhardt.
Begeistert wie so viele unserer Freunde zog auch Alfred Engelhardt 1914 in den ersten Mobilmachungstagen hinaus gegen den Feind, trotzdem er sich an seiner Arbeitsstätte, der damaligen Kaiserlichen Werft in Kiel, zum Bleiben hatte vertraglich verpflichten müssen. Lieber war er vertragsbrüchig geworden, als dass er seiner Unabkömmlichkeit Rechnung getragen hätte. Sein Regiment, das 13. Res.-Inf.-Regt., dem er als Vizefeldwebel d. R. angehörte, wurde gleich in der großen Lothringer Schlacht eingesetzt und im ersten Angriffsgefecht gegen die Franzosen am 20. August 1914 starb er an der Spitze seines Zuges einen raschen schönen Soldatentod. Als er aufrecht und kühn, wie unsere jungen Führer damals gewohnt waren, mit erhobenem Degen vorstürmte, zerriss ihm ein feindliches Geschoß die tapfere Brust. Nur spärliche Nachrichten waren über seine letzten Minuten zu erhalten, der furchtbare Kampf riss seine Kameraden mit sich fort. Erst nach langem Forschen gelang es seinen Angehörigen, die Stätte seines schlichten Grabes bei Lauterfingen zu erfahren. Er wird wohl als das erste Opfer unseres Vereins zu bezeichnen sein, dem der unselige Krieg so viele seiner Besten raubte.
Alfred Engelhardt, geboren 1889 zu Nürnberg, weilte nicht sehr lange in unserem Münchener Kreise, nur vom Herbst 1909 bis Herbst 1911. Er war ein feiner stiller Mensch, der wenig Aufhebens von sich machte und sich niemals vordrängte, der aber durch die Zielstrebigkeit seiner Arbeit, wie seiner sportlichen Betätigung auf jeden, mit dem er verkehrte, tiefen Ein-druck machte. Durch seinen Bruder (den Unterzeichneten) in den Verein eingeführt, hat er sich besonders unter den damaligen jüngeren Mitgliedern treue Freunde erworben. Er war ein aus¬gezeichneter Kletterer und Skiläufer, eine Reihe schwerster Touren der damaligen Zeit hat er schon vor seinem Eintritt in den Verein als alpiner Autodidakt ausgeführt, nie aber hat er Reklame- oder Parforceturen geliebt, in einsamen Gebieten suchte er mit wenigen, aber guten Freunden seinen Tatendrang zu befriedigen. Wohl wenige haben so jung wie er mit dem Bergsteigen begonnen: Mit 9 Jahren machte er seine erste Tour, als 15Jähriger hat er bereits führerlos die bekannte Olperer-Fussteinüberschreitung ausgeführt. Seine große körperliche Ge¬wandtheit ließ ihn alle Schwierigkeit mit großer Eleganz über¬winden. Ihn klettern oder in schwierigem Gelände Ski laufen zu sehen, war eine wahre Freude.
So sehr das Leben in München ihm behagte, so zögerte er nicht, seinem Studium, dem Maschinenbau, zuliebe, nach Charlottenburg überzusiedeln. Dass er den Alpinismus deswegen nicht vergaß, beweist schon der Umstand, dass er längere Zeit erster Vorstand der Akademischen Sektion Berlin war. Mit einigen Münchener Kameraden zusammen hat er treue Freundschaft mit unserer norddeutschen Schwestersektion unterhalten. 1913 erwarb er sein Diplom an der Technischen Hochschule Charlottenburg und widmete sich dem höheren Marinebaudienst.
Ein Jahr später schon endete jäh sein junges Leben, welchem dank dem Eifer und Ernst, mit dem er sich seinem Berufe widmete, die schönsten Hoffnungen zuerkannt wurden. Ein Trost bleibt nur, dass er nicht ahnte, dass all die begeisterte Hingabe ein vergebliches Opfer war und dass es ihm erspart blieb wie so vielen, neben Undank und Enttäuschung sich auch noch nach einer andern Existenz umsehen zu müssen . . . . Im Sport sowohl wie im Berufe gehörte er zu den Tüchtigsten - es wird ihn keiner vergessen, der ihn gekannt hat.
Willy Engelhardt.
Quelle: Der Akademische Alpenverein München im Kriege (1914-1918), XXIII. – XXVI.Vereinsjahr, Seite 44-45



Gestorben am:
20.08.1914