Meyer Eduard

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Biografie:
Alt-Bergführer und Jagdaufseher Eduard Meyer, Brand (+)
In Brand an der Schefaplana starb kurz nach Vollendung seines 88. Lebensjahres Alt-Bergführer- und Jagdaufseher Eduard Meyer, Wirt der bekannten Gasthof-Pension „Jägerheim". Mit ihm ist ein ganzes Stück des alten Brand dahingegangen, einer, dessen erstaunliches Erinnerungsvermögen bis fast in die Anfänge des Touristenverkehrs in diesem herrlichen Hochtal zurückreichte. In seiner Jugend sah er noch die Säumeltrupps, die von Hall in Tirol über den Arlberg das Salz holten und jene, die für die Brauerei in Bludenz das Gletschereis beförderten; denn damals war der Brander Gletscher noch um vieles größer und schob seine Eismassen ständig über den Rand des Plateaus, so daß sie an den Fuß- der Felswände ins Sonnenlagant hinabstürzten. Er war mitbeteiligt, als die Douglaßhütte gebaut wurde, die letztes Jahr im gestauten Lünersee unterging. Auch am Bau der Straßburger- und der Zalimhütte hat er zusammen mit seinem Vater hauptbeteiligt mitgearbeitet. Die große Leidenschaft dieses bärenstarken Mannes aber galt von Jugend auf der Jagd und so wurde er denn auch hauptberuflich Jagdaufseher in den weiten, wildreichen Revieren von Brand, die er jahrzehntelang allein zu betreuen hatte. Übrigens hat er auch die letzte große Bärenjagd noch erlebt, die 1877 ins Gauertal unternommen wurde - freilich war er da erst ein 6-jähriger Bub. Daneben war Eduard Meyer Bergführer und bestieg schon vor dem ersten Weltkrieg allsommers 8- bis 10mal die Zimba. Für eine Führung auf die Schesaplana betrug der Tarif damals 17 Goldkronen, über den Spusagang sogar 20 Kronen. Seine „Herren" engagierten den tüchtigen und frohgelaunten Führer aber auch oftmals für größere und langfristigere Unternehmungen in auswärtige Gebirgsgruppen. Unter dem berühmten Paulcke machte Eduard Meyer aber auch schon zu früher Zeit Skikurse am Arlberg mit, in der Erkenntnis, wie wichtig der Skisport und der Skitourismus einmal für sein Heimatdorf werden würden.
Wie kein anderer kannte dieser Mann Weg und Steg des Tales bis auf die höchsten Grenzgrate empor. Sein Reich war immer irgendwo oben im Hochwald und in der Bergwildnis, und noch bis in seine letzten Tage war er immer gut unterrichtet, was droben in „seinem" Reiche vorging. So war denn auch das „Jägerheim" stets die Einkehrstätte für die Bergsteiger- und Jägerschaft. Seine tüchtige Gattin ist eine Tochter von dem aus den Anfängen des Touristenverkehrs bekannten Hotel Beck (heute Hotel Hämmerle), der Sohn ist ebenfalls Bergführer und seit Jahren Bewirtschafter der Straßburger- und der Zalimhütte an der Schesaplana. Am Grabe legten die Bergführer und Jäger der Talschaft Kränze nieder und Sylvester Beck, der Senior der Brander Führer, sprach ihm einen ehrenden Nachruf. Nach seinem langen Erdenleben liegt der alte Führer nun auf dem stillen Gottesacker von Brand, wo die nahe Schesaplana auf sein Grab niederschaut.
Hermine Flaig
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1960, Heft 3, Seite 19

Geboren am:
1872
Gestorben am:
1960