Frauenberger Walter
(
Bearbeiten)
Biografie:
geboren in Golling (Österreich)
Dr. Walter Frauenberger (+)
Seit Hermann Buhls Absturz hat keine Nachricht unter den Bergsteigern solche Bestürzung und Trauer hervorgerufen wie die vom völlig unerwarteten und tragischen Tod Walter Frauenbergers in der Nacht vom 8. zum 9. Februar. Walter Frauenberger war in Tat und Gesinnung einer der vornehmsten Bergsteiger, und so genoß er nicht nur ein hohes Ansehen, sondern auch die Schätzung und Zuneigung aller, denen er begegnet ist.
Ungewöhnlich reich und vielseitig waren Frauenbergers Bergerlebnisse. Er kannte die Ostalpen durch zahllose Bergfahrten aller Schwierigkeitsgrade, aber auch in den Westalpen sind ihm viele bedeutende und großzügige Besteigungen gelungen. Noch in seine letzten Jahre fielen Unternehmungen wie Badile-Nordostwand, Meije-Überschreitung und Däumling- Ostkante, obgleich er heuer am 5. März ein Fünfziger geworden wäre.
Bekannt wurde Frauenberger vor allem durch seine erfolgreiche Mitwirkung an einer Reihe von Expeditionen in außereuropäische Gebirge. So nahm ihn 1936 Rudolf Schwarzgruber in den mittleren Kaukasus mit, wo er sich an der Überschreitung des Schchara, an der ersten Überschreitung des Tichtengen (gleichzeitig Erstbegehung des Südwestgrates) und am schönsten Erfolg der Expedition, an der Überschreitung sämtlicher Gipfel der Besingimauer beteiligte. - 1938 zog Frauenberger wieder mit einer Expedition Schwarzgrubers in die Gangotri-Gruppe (westlicher Garhwal-Himalaya) und bestieg drei Sechstausender (Tschandar Parbat, Tschaturangi-Mittelgipfel und Sri Kailasch). Seinen bergsteigerischen Höhepunkt erlebte Frauenberger als stellvertretender bergsteigerischer Leiter der Nanga-Parbat-Expedition 1953. Er war die tragende Persönlichkeit der Spitzengruppe, die Hermann Buhls Gipfelgang ermöglichte. Schließlich leitete Walter Frauenberger 1955 die Spitzbergen-Kundfahrt des Edelweißklubs Salzburg, wobei die herrlichen Berge um den Stubendorffgletscher erschlossen und über 60 Gipfel erstiegen wurden, davon zwei Drittel zum erstenmal.
Allein dank dieser vielseitigen Erfahrungen war Frauenberger der gegebene Lehrer bei den Bergführerlehrgängen des OeAV. — Unvergeßlich für seine Kursschüler wie für alle seine Bergkameraden aber ist Walter Frauenberger vor allem als Mensch geworden. Er hat sich nie in den Vordergrund gespielt oder sonstwie aufgedrängt, und gerade darum fragte und holte man ihn gerne, denn sein klares und sicheres Urteil war immer selbstlos auf die Sache gerichtet. Ebenso stand für ihn stets der Gedanke an den Kameraden uud an die Gemeinschaft vor dem Gedanken an sich selbst- Nimmt man noch seine persönliche Wärme und Güte und seine Fröhlichkeit dazu, so versteht man, wie schwer der Abschied allen denen wird, die je mit ihm zu tun hatten. Der Alpeuverein verliert mit ihm auch ein unersetzliches, stets hilfsbereites Mitglied seines Expeditionsausschusses.
Oberlandesgerichtsrat Dr. Walter Frauenberger stammte aus einer alten Richterfamilie, und alle seine Eigenschaften, seine Tatkraft, fein hohes Pflicht- und Verantwortungsbewußtsein, seine selbstlose Sachlichkeit uud sein gütiges Verständnis für andere wiesen auf eine besondere Eignung zum Richterberuf; auch hier genoß er allgemeines Ansehen. Erst war er in Zell am See, nach dem zweiten Weltkrieg in St. Johann im Pongau als Bezirksrichtet tätig. Er hinterläßt eine Witwe und drei Kinder. Ein Bergsteiger ohne Ideale ist nicht denkbar. Zum echten Vorbild kann aber auch ein bedeutender Bergsteiger erst weiden, wenn man über seinem ganzen Leben Ideale leuchten sieht. Ein solcher Bergsteiger war Walter Frauenberger.
H.
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1958, Heft 3, Seite 19
Quelle: Mitteilungen des DAV 1958, Seite 40 f (siehe Anhang)
Quelle: Der Bergsteiger 1957/58, Seite 81
Quelle: Österreichische Alpenzeitung, 1958, Seite 87 f
Zur Erinnerung an Walter Frauenberger
Vor zehn Jahren fiel einer der bekanntesten Bergsteiger nicht nur Österreichs, sondern Europas, der Salzburger Oberlandesgerichtsrat Dr. Walter Frauenberger aus St. Johann im Pongau einem tragischen Unfall zum Opfer. Er stand kurz vor der Vollendung seines 50. Lebensjahres. Mit Walter Frauenberger ist damals vielleicht der letzte "edle Ritter" aus der Gilde der Bergsteiger dahingegangen. Wer ihn näher kannte, wußte um seine aufopfernde Kameradschaft, um seine Hilfsbereitschaft und um sein kluges, dabei nie verletzendes Urteil in kritischen Fragen der Bergsteigerei. Jüngeren war der Verstorbene ein wegweisender Freund, den Bergführeranwärtern, die er als Kursleiter im österreichischen Alpenverein zu betreuen hatte, gab er in vollem Maße vom reichen Schatz seiner Erfahrungen. Noch wenige Tage vor seinem Tode konnte man ihn mit seiner Familie am Zielhang der Skiweltmeisterschaften in Badgastein sehen. Frohsinn und eine aus dem Herzen kommende Güte waren ja die besonderen Merkmale dieses so wertvollen Menschen und Bergsteigers. Nicht umsonst verliehen ihm die Eingeborenen im Himalaya den Ehrentitel "der gute Sahib". Ohne Walter Frauenberger wäre es damals Hermann Buhl vielleicht nicht möglich gewesen, seinen einmaligen Gang zum Gipfel des Nanga Parbat, einem der 14 Achttausender der Erde, erfolgreich zu Ende zu führen. Denn Walter Frauenberger konnte auch mit aller Energie einen einmal als richtig erkannten Weg erzwingen. Am Nanga Parbat deckte er H. Buhl Aufstieg und Rückweg nach Erreichung des Gipfels.
Mit einer von der gleichen Energie erfüllten Pflichtauffassung ging Dr. Frauenberger aber auch seinem Beruf als Richter nach, und das hohe Ansehen, das er im Kreise seiner Berufskollegen wie seiner Vorgesetzten genoß, legt das beste Zeugnis hiefür ab. Sein hohes Pflichtgefühl und seine Lauterkeit im Berufsleben wie im bergsteigerischen Tun, wobei er sich nie dazu verstand, aus seinen Bergerfolgen in den Alpen wie außerhalb Europas (Kaukasus, zweimal Himalaya und Spitzbergen) Kapital zu schlagen, machten Walter Frauenberger zu einem leuchtenden Vorbild für die Jugend. In diesem Sinn mag seiner anläßlich des 10. Todestages gedacht werden.
Dr. H. H.
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1968, Heft 3/4, Seite 49
Geboren am:
05.03.1908
Gestorben am:
09.02.1958
Frauenberger_Walter_-_DAV_Mitteilungen_1958-40.pdf