Zürcher Alfred
(
Bearbeiten)
Biografie:
Zürcher Alfred, * St.Gallen (Schweiz)
Alfred Zürcher aus St.Gallen gelang 500 Gipfel über 4000 m in den Alpen zu besteigen.
Mit Knubel und Lochmatter konnte er die Überschreitung des Walliser Weißhorns und des Montblanc ausführen.
Alfred Zürcher und sein Führer Walter Risch erkletterten nach der Überschreitung aller vier Scioragipfel am 4.August 1923 die bis dahin unbestiegene, heißumworbene 1300m lange Himmelsleiter, die Badile-Nordkante in 11.30 Stunden. Das war in der damaligen Zeit eine große Leistung.
1922 Beg. Piz Casnile-Ostgrat,IV,350 HM,3189m, (Bergell)
1922 1.Beg.Piz Cacciabella Nord-Nordostgrat,2980m, (Bergell)
1922 1.Beg.Pizzo di Zocca (Monte di Zocca)-Nordostgipfel-Östl. Nordwestgrat,3174m, (Bergell)
1922 Beg.Pizzo di Zocca-Nordwand,3174m, (Bergell)
1922 Beg.Punta Rusica-Westgrat,3306m, (Bergell)
1923 Überschr.aller vier Scioragipfel, (Bergell)
1923 1.Beg.Piz Badile-Nordkante,V-,900 HM,3308m, (Bergell)
1930 1.Beg.Piz Bernina-Westwand-Direkter Ausstieg,IV,55°,650 HM,4055 m, (Berninagruppe)
1930 3.Beg.Piz Roseg-Nordostwand,Eis bis 50 °,650 HM,3937m, (Berninagruppe)
1932 1.Beg.Eiger-Mittelegigrat,IV-,3970m, (Berner Alpen)
1932 1.Beg.Eiger-Nordostwand „Lauperroute“,V,bis 70°,1800 KM,3970m, (Berner Alpen)
1932 1.Beg.Jungfrau-Fischerrippe u.Ostgrat „Lauper-Zürcher-Route“,4158m, (Berner Alpen)
1937 1.Beg.Diamantstock,IV+ u.V,3162 m, (Grimselpass)
1940 Best.Monte Rosa Nordend,4609m, (Walliser Alpen)
1949 Beg.Monte Rosa-Ostwand,4634m, (Walliser Alpen)
1961 Best.Cimone della Pala,3184m, (Pala)
Beg.Lyskamm-Nordwand,4527m, (Walliser Alpen)
Beg.Mönch-Nordwand,4107m, (Berner Alpen)
Beg.Zermatter Breithorn-Younggrat 1.Beg.im Abstieg,4165m, (Walliser Alpen)
1.Überschr.aller Gipfel Grandes Jorasses,4208m, (Montblancgebiet)
Überschr.Weißhorn,4505m, (Walliser Alpen)
Überschr.Montblanc,4807m, (Montblancgebiet)
Gerd Schauer Isny im Allgäu
Alfred Zürcher 70 Jahre alt!
Die junge Bergsteigergeneration der Nachkriegszeit wird wenig von Alfred Zürcher (St Gallen, Schweiz) wissen. Um so mehr wissen wir „Alten" seine Leistungen zu schätzen'. Aber auch der jüngste „Knopf" wird aufhorchen, wenn wir ihm sagen, daß dieser hervorragende Hochtourist — einer der erfolgreichsten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts! — nicht weniger als rund 500 — fünfhundert! — Gipfel über 4000 m in den Alpen bestiegen hat und zwar keineswegs nur auf den Normalanstiegen, sondern auch auf ihren schwierigsten Führen. Wer die Westalpen kennt, der weiß, daß allein die Besteigung von rund 500 Viertausendern für einen Touristen eine kaum überbietbare Leistung ist — gar nicht zu reden von den Hunderten von Bergen und Gipfeln geringerer Höhe, die Zürcher bestiegen hat.
Zürcher ist in erster Linie „Führertourist" und seine Leibführer sind keine Geringeren als Josef Knubel und Hermann Lochmatter, d. h. Führer, die sich ihre Herren aussuchen können und die — selber leidenschaftliche Bergsteiger, die sie sind — nur mit allerbesten „Herren" gehen. Das sagt alles und nun erst, wenn man weiß, daß Josef Knubel der anerkannt beste Bergführer der Schweiz und dieser Epoche ist, ein Phänomen als Führer.
Mit Knubel und Alex Graven (Zermatt) und mit seinem Freund Hans Lauper hat Zürcher auch die erste Durchsteigung der Eiger-Nordostwand am 20. 8. 1932 gemacht, d. h. auf der sogenannten Lauperroute. — Welches Ansehen Zürcher in der alpinen Welt genießt, mag man auch daraus ersehen, daß er Vizepräsident des „Alpine Club" in London ist.
Aber alpin-historisch viel bedeutsamer war seine erste Erkletterung der Piz-Badile-Nordkante in den Bergeller Granitbergen mit Walter Risch am 4. 8. 1923. Es war die erste der herrlichen Granitkanten im Bergell und eine regelrechte bahnbrechende Tat, denn jetzt erst wagte man sich an all die großen Probleme Im Bergellgranit, die in den folgenden 25 bls 30 Jahren gelöst wurden. Risch und Zürcher hatten den Bann gebrochen.
Das sind nur ein paar Proben aus der riesigen Gipfelliste dieses begeisterten Bergsteigers und Naturfreundes. Wer gerne von Gewaltleistungen außergewöhnlicher Art hört, dem sei noch verraten, daß Zürcher mit Knubel und Lochmatter auch je eine Doppelüberschreitung des Walliser Weißhorns und des Montblanc an einem Tage ausführte. Obgleich 70 Jahre alt, hat Zürcher noch immer große Pläne, Und wir trauen ihm zu, daß er sie verwirklichen wird, wenn ihm Fortuna hold ist wie bisher. Das wünschen ihm alle aufrechten Bergsteiger von Herzen.
wfg.
Quelle: Der Bergkamerad 1958-59, Seite 646
Alfred Zürcher
*8. März 1889 — (+) 19. März 1979
Durch das Hinscheiden des St. Galler Stickereiindustriellen Alfred Zürcher am 19. März, elf Tage nach seinem 90. Geburtstag, ist ein in seiner Art wohl einmaliges Bergsteigerleben abgeschlossen worden. Als einer der letzten großen „Führertouristen" hat Alfred Zürcher nicht nur sämtliche Viertausender der Alpen bestiegen, viele davon mehrmals und auf schwierigen Routen, sondern auch mehrere bedeutende Erstbegehungen und -überschreitungen durchgeführt. Ein knapper Überblick über die Fülle seiner Fahrten mag die gewaltige alpinistische Leistung dieses passionierten Bergfreundes vor Augen führen: Nach der Überschreitung aller vier Gipfel der Scioragruppe in einem Tag gelang ihm zwei Tage später, am 4. August 1923, mit Walter Risch, die erste Durchsteigung der Badilenordkante. 1930 erfolgten die zweite Begehung der Piz-Roseg-Nordostwand und die dritte Begehung des Younggrates am Zermatter Breithorn. Höhepunkt des Bergsommers 1932 war die Erstbesteigung der Eigernordostflanke mit seinem Freund Hans Lauper und den Führern Alexander Graven und Joseph Knubel. Das folgende Jahr war den großen Überschreitungen im Montblanc-Gebiet vorbehalten: Überschreitung der Grandes Joras¬ses ohne Biwak in 23 Stunden, der Aiguille Verte mit Abstieg über den Jardingrat; Doppelüberschreitung des Montblanc über den Peutereygrat zu den Grands Mulets und Abstieg über den Brouillardgrat. 1935: Güßfeldtsattel von Norden und anschließende Überschreitung des Piz Roseg über den Ostnordostgrat mit Abstieg über den Eselsgrat. Überschreitung von Scersen, Bernina und Palü an einem Tag. 1936: Zermatter Breithorn über die Nordwand, anschließend erster Abstieg vom Ostgipfel über den Younggrat. 1943: Alle vier Weißhornrouten übers Kreuz in zwei Tagen: Aufstieg Ostgrat, Abstieg Younggrat, Aufstieg Nordgrat, Abstieg Schalligrat. 1940 hatte er mit Joseph Knubel, wie er einem Wiener Klubkameraden vom ÖAK schrieb, seinen „zweihundertsten" Viertausender (das Nordend) erstiegen.
Die kleine Auslese großer Fahrten in beachtlich kurzen Zeiten — denken wir etwa noch an die Durchsteigung der Lyskammnordwand in dreiviertel Stunden - zeigt, daß Alfred Zürcher ein außerordentlich zäher und ausdauernder Kletterer gewesen ist und mit seinen beiden langjährigen erstklassigen Führern Joseph Knubel und Hermann Lochmatter stets eine glänzende und homogene Seilschaft gebildet hat. Die Leistung seiner Führer hat er selbst in verschiedenen Vorträgen und Artikeln aufs schönste gewürdigt. Als Student und „Träger" durfte der Schreibende den bereits hoch in den Sechzigern Stehenden einmal auf der Überschreitung Wellenkuppe —Obergabelhorn begleiten und als Dank dafür in den darauffolgenden Tagen mit Arthur Lochmatter die Monte-Rosa-Ostwand durchsteigen. Eine unvergeßliche Fahrt, die Alfred Zürcher selbst ebenfalls dreimal unternommen hat. Dies als Beispiel, wie „Don Alfredo" die Förderung junger Alpinisten und Bergführer verstanden hat. Daß Führer und Begleiter mit ihm zusammen jeweils am „obersten Tisch" im Speisesaal des „Monte Rosa" tafeln durften, war eine Selbstverständlichkeit, und in Zermatt war die hochgewachsene freundliche Gestalt jedermann bekannt und bei allen beliebt.
So hat sich Alfred Zürcher im Lauf seines langen, reichen Lebens einen großen Kreis von Bergsteigerfreunden geschaffen. 1957 ernannte ihn der „British Alpine Club" zum Vizepräsidenten und 1963 zum Ehrenmitglied. Besondere Freude bereitete ihm, dem „Führe¬touristen" und Nichtakademiker, auch die Aufnahme in den Akademischen Alpenclub Zürich. Seinen gütigen Humor hat Alfred Zürcher bis in die letzten Tage behalten, und allen, die ihn gekannt haben, wird er stets in lieber Erinnerung bleiben.
Hans Riedhauser
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1979, Nr. 1427 September/Oktober, Seite 311-312
Alfred Zürcher (1889-1979)
Alfred Zürcher was elected to the club in 1928, proposed by F. S. Smythe and seconded by T. Graham Browne. His list of expeditions began with the statement 'Probably about 1000 peaks and passes in all parts of the Alps (about half of them guideless) between the years 1904 and 1928'! These included Monte di Zocca N ridge (1922) and Piz Badile N ridge (1923) both first ascents with Walter Risch; the traverse of the entire Sciora group (1923), the E face of Monte Rosa (Marinelli; 1924) and the Viereselgrat (1924) also with Walter Risch. The following year he did the Dent d'Herens by the NW face and the traverse of the Drus with Joseph Knubel. Two years later he did the N face of the Aiguille de Bionnassay and the traverse of the Grandes Jorasses with Eustace Thomas and Joseph Knubel. In 1932 he made the the first ascent of the NW face of the Eiger with H. Lauper, Joseph Knubel and Alexander Graven. He also made the second ascent of the NE face of Piz Roseg and the third ascent of the Younggrat on the Breithorn.
In the succeeding years he climbed mostly with Joseph Knubel and Hermann Lochmatter until Joseph Knubel damaged his knee and was succeeded by Arthur Lochmatter. In 1943 they did the traverse of the Weisshorn, up the N ridge and down the Schalligrat, reversing the traverse the following day! Altogether Alfred Zürcher ascended more than 300 four-thousand metre peaks and did the E face of Monte Rosa 3 times. He continued active climbing until 1961 when he visited the Dolomites with Arthur and Hermann Lochmatter. His last visit to Zermatt was in 1976 at the age of 87!
I first met Alfred after the war, when staying at the Monte Rosa in 1946. I never had the good fortune to climb with him, but I met him on numerous occasions at Zermatt and I was privileged to be one of his friends. He was the soul of kindness and generosity and so good to us younger climbers. We had many memorable raclette parties at the Seiler House. Every year when I arrived at the Monte Rosa I found a bottle of Johannisberg waiting on my table. In 1957 it fell to my lot to arrange the AC Swiss dinner at the Monte Rosa. Alfred was an enormous help and he gave a champagne cocktail party to the club.
In 1961 my wife and I came over the AlIalin pass to Zermatt. Alfred had heard that we were coming and when we arrived at the Täschhut, there he was with Hermann and Arthur Lochmatter and a bottle of Johannisberg to celebrate our arrival. This act of his was typical. Alfred was a great lover of the English way of life. He spent the years of World War I in Britain. He had a great sense of humour. He told me an amusing story about a mistake by his wife. She wanted a shutter repaired and assumed that an Undertaker would do the job.
However, when she entered the shop she was greeted by a very solemn figure in black and retired hastily. Apart from being an outstanding climber Alfred Zürcher was a very great gentleman. He was made an honorary Vice President in 1957 and an honorary member in 1963.
T. A. H. Peacocke
Lord Hunt writes:
My recollection of Alfred: Firstly, in his role as one of the Vice-Presidents of the Club under my Presidency, during the Club's centennial year in 1957. During that memorable event, Alfred demonstrated his devotion and loyalty to the Alpine Club by taking a very full part in the anniversary events. I remember him particularly during the celebrations in Zermatt in the summer of that year.
Secondly, my wife and I used to meet Alfred regularly at Zermatt in the 1950s and early 1960s. It was always a delight to spend time with him at the Monte Rosa Hotel, where he greatly enjoyed remembering some of his fine climbs of a quarter of a century earlier. In those years, Alfred was usually accompanied by his 2 grandsons, of whom he was very proud and for whom he paid the expenses of a guide to take them up some of the classic routes. I am not certain how much the 2 boys (as they then were) enjoyed this grand-paternal oversight and encouragement!
I remained regularly in touch with Alfred, by messages at Christmas time, until last year. He was a loyal friend and a true mountaineer.
John Hunt
Quelle: Alpine Journal Volume 85, 1980, Seite 269
Geboren am:
08.03.1889
Gestorben am:
19.03.1979