Witzenmann Emil
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Biografie:
Quelle: Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins, Deutscher Bergsteigerverband im NS. Reichsbund für Leibesübungen 1942-43, Heft , Seite 51f
Emil Witzenmann zum Gedenken
Wir müssen volle 50 Fahre in den Klubannalen zurückblättern, wenn wir an jene ferne Zeit Anschluß finden wollen, die einst dem Brüderpaar Witzenmann aus Pforzheim den Auftakt zu großzügigen, neuen Dolomittouren gab. Als letzte Nachzügler der großen Herrenbergsteigerepoche der 70er und 80er Fahre gingen die Beiden, von erstklassigen Bergführern begleitet, eigene Wege. Nachprüfer der Bergsteigerpsyche behaupteten, daß die Eigenart des Wegsuchens im Ödgelände meist ein Spiegelbild der Charakterveranlagung der Alpenpioniere gewesen sei.
Im Falle Witzenmann fällt dem Kenner sofort die Bestätigung dieser Ansicht auf. Die beiden Männer, mit Kugyschem Maß gemessen, waren trotz Reichtum und hoher sozialer Stellung durchaus einfache, vornehme und bescheidene Menschen 'mit klarer, zielbewußter Klingenführung, wenn es galt sich durchzusetzen. Ihre Bergpfade wurden nicht mit roher Gewalt in den Fels eingehämmert, sondern mit geologisch geschultem Empfinden der Natur abgelauscht. Wie köstlich erschien mir der 1896 in die Tat umgesetzte Gedanke die herrliche Monte Cristallowand zwischen dem Paß und der großen Nordeisschlucht zu erklettern. Als Nachfolger hatte ich meine Helle Freude an der klaren und vernünftigen Erfassung des von der Natur vorgezeichneten Durchstieges und staunte über die Fülle typischer Einzeleindrücke, die nur ein naturverbundener Sinn
aufzuspüren vermochte.
Noch im erhöhten Maße fand ich den Witzenmannschen Ideengang in der 1897 erstiegenen Nordostwand des Zwölfers in den Sextener Dolomiten offenkundig. Schon allein der kühne, furchtlose Gedanke diesem steinernen Nein die Bejahung der eigenen Zuversicht entgegen zu setzen, war für die damalige Zeit typisches Pionierempfinden. Die Linienführung dieses Felsenweges ist zweifellos ein klassisches Beispiel für das kluge Abwägen des eigenen Einsatzes dem dunklen Felsrätsel gegenüber.
Die richtige und noble Einschätzung der Führerleistung finden wir im Steinmann des Torre Siopaés versinnbildlicht. Acht Jahre später erklimmt der gleiche „Giovanni" mit den Schwestern Eötvös einen kecken Turm im südlichen .Zwölfermassiv und tauft ihn „Cima Witzenmann", — eine liebe Geste der Anhänglichkeit und Dankbarkeit des Leibführers der Brüder Witzenmann.
Bruder Adolf lernt dann Sepp Innerkofler kennen und setzt mit ihm die Erschließung der Sextener Dolomiten fort. Bruder Emil hingegen muß als Fabriksherr seine alpine Tätigkeit elnschränken und tritt dadurch bald in den Hintergrund alpinen Geschehens. 1936 feiern wir zu Drilt in Garmisch das dritte Jahrzehnt unsrer Bergfreundschaft. Ein Jahr später findet Adolf
Erlösung von schwerer Krankheit, sein Bruder Emil überlebt ihn noch sieben Jahre. Nun ist das Kapitel „Brüder Witzenmann" in unseren Klubannalen abgeschlossen und gehört wie vieles Große und Einmalige der Vergangenheit an. Uns Zeitgenossen geziemt es das Andenken Witzenmann unsren Epigonen zu reichen — als Vermächtnis der ehrwürdigen Tradition unsres Klubs.
Ing. Otto Langl
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1947, Folge 1232, Seite 57-58
1894 1.Beg.Cima Cadin di San Lucano-Westwand „Siorpaes-Witzemann-Führe“,2839m, (Sextener Dolomiten)
1896 1.Beg.Torre Siorpaes von Westen,2556m, (Sextener Dolomiten)
1897 1.Beg.Hoher Zwölfer-Hauptgipfel-Nordnordostwand,IV,700 HM,3094m, (Sextener Dolomiten)
Geboren am:
18.12.1867
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