Christ Roman

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Biografie:
Roman Christ
*4. Juli 1878 - (+)31. Juli 1967
Ein guter Freund hat uns verlassen, nicht nur unser Freund, ein Freund der Berge, die ihm seine Liebe zu ihnen wohl tausendfach zurückgaben. Aus ihnen und aus seiner Familie schöpfte er die Kraft für sein ganzes Leben, seine Freude und seine schöne Herzlichkeit, mit der er jedem begegnete, den die gleiche Liebe zu den Bergen verband.
Es war im Jahre 1909 als er dem Klub beitrat und dein er so viele Jahre in Treue anhing. Er war Bergsteiger der alten Schule, die den Segen der Berge erlebten, wenn diese auch nicht auf den schwierigsten Wegen erreicht wurden, obwohl er auch solchen durchaus gewachsen war. So durchstreifte er mit seiner Frau, mit der ihn eine einundsechzigjährige glückliche Ehe verband, später mit seinem Sohn fast alle Gruppen der Ostalpen, wobei seine besondere Liebe den Dolomiten galt. Dorthin führte ihn auch seine Hochzeitsreise. Schon im Alter von sechs Jahren begleitete ihn sein Söhnchen auf das Säuleck, und so ging es später weiter und weiter.
Meine Freundschaft mit ihm ging auf die Mitgliedschaft im 1. Wiener Turnverein zurück, jenem Verein, in welchem sich viele Klubkameraden trafen. In seiner Riege gab es bekannte Namen, so Dr. Otto Böhm, Karl Böhm, Dr. Paul Gelmo, Hugo Hoffmann und Arch. Zeymer, und sie alle verdankten dem Turnen die Erhaltung ihrer Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter.
Eine Begebenheit aus den letzten Jahren beleuchtet seine Persönlichkeit und Lebens¬art vielleicht mehr als viele Worte. Traf ich ihn da in Irdning, wo er alle Jahre weilte. "Grüß Gott, lieber Roman, wo ein, wo aus?" "Ja, ich war auf dem Grimming, aber im Nebel fand ich die Biwakschachtel nicht. Im Abstieg traf ich auf eine aufsteigende Partie und bat, man möge mich im Hüttenbuch eintragen. Aber es hat mir keine Ruh' lassen, bin gestern wieder hinauf, um nachzusehen, ob sie mich wirklich eingetragen haben." Da war er 83, und der Grimming ist 1700 m über Tal.
So oft ich ihm begegnete, sei es in den Davoser Bergen (da ging er z. B. von Davos, natürlich ohne Bahn, auf die Weißfluh, fuhr nach Arosa ab, wieder hinauf aufs Weißfluh-joch und dann erst ab nach Küblis) oder nur in den Voralpen, immer freute es mich, seine frohen Augen zu sehen und seinen herzlichen Handdruck beim Abschied zu empfangen.
Noch zur Weihnacht 1966 bestieg er von Mariazell aus die Bürgeralm und die Sauwand zu Fuß. Nun ist er nach einem reicherfüllten Leben von uns gegangen, aber sein liebes Angedenken wird uns, die wir ihn kannten und schätzten, erhalten bleiben.
Lieber Roman, Du hast wohl viele Jahre gelebt, aber alt geworden bist Du nicht! Ist das nicht das Schönste, das man einem Freund auf seinem Weg ins Unbekannte nachsagen kann?
Hans Laurer
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1968, Jänner/Februar, Folge 1357, Seite 36--37


Geboren am:
04.07.1878
Gestorben am:
31.07.1967