Meuret
(
Bearbeiten)
Biografie:
Prof. M. Meuret (Offenburg) (+).
Vor kurzem erst konnte der Körper unseres drei Wochen zuvor schon vom Bergtod ereilten Kameraden Prof. Max Meuret geweihter Erde in Pontresina übergeben werden, da in der Zwischenzeit die schweren Unwetter im Hochgebirge eine frühere Bergung und Bestattung unmöglich machten. Beim Abstieg vom Crast'agüzza-Sattel ist Meuret jählings in eine verdeckte Riefenspalte eingebrochen. Dem Kameraden, der das Nachgezogenwerden nur mit äußerster Mühe verhindern konnte, war es unmöglich, den gestürzten Gefährten zutage zu bringen. Er konnte den Gestürzten, von dem Antwort oder irgendeine Lebensäußerung nicht mehr erhältlich war, am tiefeingeschnittenen Seil mit dem Pickel sichern und dann auf Umwegen Hilfe holen. Infolge schwerster Unwetter konnte erst nach Tagen der Tote aus dem eisigen Grab geholt werden. Die Leiche wies eine schwere Schädelverletzung auf. Der Fall ist um so tragischer, als es sich um einen der erfahrensten und verläßlichsten, vor allem vorsichtigsten Gänger der alten Garde handelt, der seit Jahrzehnten führerlos alle Gruppen der West- und Ostalpen systematisch durchstreift hatte, das Schwierige nie mied und sich eine Unsumme wertvoller Erfahrungen im Berggehen erworben hatte. Eine seltsame Verkettung widrigster Umstände hat uns einen der Besten, einen der warmherzigsten Verehrer der Bergwelt genommen. Man muß einmal mit ihm gegangen sein, um die ganze heiße Liebe zum Hochgebirge fassen zu können, die in dem kleinen, wortkargen Führerlosen lebte. Wer Einsicht in seine Turenbücher nahm, die, peinlich geführt, fesselnde Eintragungen und wertvolle Naturbeobachtungen usw. enthalten, der wird staunen über die Menge großer und schwieriger Fahrten, die Meuret ausgeführt hat. Er hatte alle Viertausender bestiegen, einige sogar mehrmals, z. B. das Matterhorn mehr als zehnmal!
Von alledem hat Meuret nie ein Aufhebens gemacht, nur seine vielen Bergfreunde wußten hievon und schätzten seine Kameradschaft. Mit ihm ist den Bergen einer der ehrlichsten Freunde genommen worden, der während seiner 35jährigen außerordentlich erfolgreichen Tätigkeit als Führerloser den Alpen viele Hunderte begeisterter Jünger zugeführt hat. In diesen Kreisen wird das Andenken an den lieben, treuen Kameraden in herzlicher Dankbarkeit dauernd weitergepflegt werden.
O. Roegner.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1933, Seite 159
Gestorben am:
1933