Däumling Walter

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Biografie:
geboren in Schondorf (Deutschland)

Walter Däumling
Von den schweren Verlusten, die unseren Verein im vergangenen Jahr trafen, war Walter Däumling der erste. Mit zwei Kameraden hatte er am 28. Mai 1938 die Scharnitz-Südwand im Schneesturm durchstiegen, und schon befanden sich die Drei im Abstieg von der östlichen Wangscharte zur Erinnerungshütte, als das Unglück geschah. Beim Abseilen rutschte das Seil, das er um einen Felsblock gelegt hatte, heraus, und er stürzte ein paar Meter hinab. Die Verletzungen schienen anfangs nicht so schlimm zu sein, und seine Kameraden bemühten sich unter Aufbietung aller Kräfte, Walter ins Tal zu bringen. Nur langsam kamen sie in der Nacht bei eisigem Schneesturm vorwärts. Jedoch noch bevor sie das Tal erreicht hatten, war Walter Däumling beim Morgengrauen seinen Verletzungen erlegen. Der Bergtod hatte einen unserer besten Kameraden aus unseren Reihen gerissen. Mit dieser Möglichkeit muss jeder Bergsteiger rechnen und sich mit dieser Frage in irgendeiner Weise auseinandersetzen. Und dennoch, wenn dann der Tod wirklich wieder einen aus unserem engeren Kreise reißt, so trifft es uns immer wieder gleichermaßen unerwartet, und nur widerstrebend gewöhnt man sich an den Gedanken, dass einer unserer Freunde nie wieder unter uns sein wird. Das Leben geht über diese Ereignisse weiter, und die Lücke wird wohl mit der Zeit weniger fühlbar, aber sie bleibt. Trotzdem ist der Bergsteigertod für uns nichts Furchtbares, Fremdes. Auch Walter war dieser Meinung, wie er verschiedentlich in nachdenklichen Augenblicken geäußert hat. Für ihn hatte der Bergtod nichts Schreckliches an sich, sondern es erschien ihm, wenn es wirklich einmal sein müsste, der Bergtod inmitten seiner Berge als der schönste. Nicht, dass er das Leben gering einschätzte und leichtsinnig gewesen wäre, im Gegenteil, in seiner gewissenhaften Art nahm er das Leben und seine Pflichten sogar sehr ernst. Aber nachdem er sich einmal, gründlich wie er war, die Probleme, die sich für den Bergsteiger ergeben, durchdacht hatte, gab es auch in dieser Frage für ihn keine quälenden Zweifel mehr, und er war bereit, wenn es sein musste, als Bergsteiger seinen Weg zu Ende zu gehen.
Durch seinen Tod verliert der A.A.V.M. nicht nur eines seiner eifrigsten und anhänglichsten jungen Mitglieder, sondern vor allem auch einen Menschen, der nicht bloß durch seine Mitgliedschaft, sondern auch innerlich zu diesem Kreise gehörte; er hatte in besonders starkem Maße die Ideen in sich aufgenommen, die aus dem A.A.V.M. herausgewachsen sind. Er suchte im Gebirge mehr als nur Befriedigung sportlichen Ehrgeizes oder Ablenkung, die Ideen, die er hier verfolgte, waren andere als mehr oder verschwommene romantische Vorstellungen; er war sehr bewusst Bergsteiger und war stets bemüht, seinen jüngeren Kameraden seine Gedanken hierüber zu vermitteln.
Nur kurz war leider sein Bergsteigerleben, er ist geboren 1914 und stammte aus Schondorf. Im Jahre 1934 wurde er in Kreis des A. A.V. M. aufgenommen; damals begann auch seine bergsteigerische Laufbahn, die ihn in die verschiedenen Teile der bayerirschen und Tiroler Alpen und in die Dolomiten führte. Obwohl er viel im Gebirge war, so hat er doch nie darüber seine Pflichten vernachlässigt. Als Student an der Technischen Hochschule in München wo er bei der Maschinenbau- und elektrotechnischen Abteilung eingeschrieben war, stand ihm immer seine Arbeit an erster Stelle, und erst nach gewissenhafter Erfüllung seiner Pflichten widmete er sich dem Gebirge, dann allerdings in fast jeder freien Zeit. Nach Beendigung seiner zweijährigen Militärdienstzeit bei den Gebirgstruppen kehrte er in unseren Verein zurück, wo er mit großer Hingabe das Amt des Fahrtenwartes bekleidete. Mit doppeltem Eifer wandte er sich nun dem Gebirge zu, da riss ihn der Tod aus dem Leben. So hatten die Berge, die er so sehr geliebt und die ihm so unendlich viel gegeben hatten, sein Leben gefordert. Wir jüngeren A.A.V.M.ler wer-den ihm die Treue halten, wie er es vielen Vorgängern gegenüber getan hat. Durch sein Fehlen in unserem Verein wird er desto sicherer im Geist in unserem Kreise weiterleben.
Hans Herbert Ruths.
Quelle: Jahresbericht des Akad. AV München 1937/38, Jahrgang 46, Seite 3-4



Geboren am:
1914
Gestorben am:
28.05.1938