Crinis Irene de
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Biografie:
gestorben in Graz
von 1939 bis 1966 Bewirtschafterin der Kaunergrathütte mit ihrem Schwiegersohn Hermann Bratschko.
Mitglied der ÖAV Sektion Graz;
1 Jahr vor ihrem Tod in der ÖAK wieder eingetreten.
Quelle: Archiv Proksch (Österr. Alpenklub)
Frau Irene de Crinis ist von uns gegangen. Ihr Name war mit der Kaunergrathütte unserer Sektion in den Ötztaleralpen aufs Engste verbunden.
Im Sommer 1939 übernahm Frau de Crinis, Gattin eines bekannten Grazer Zahnarztes, unsere Hütte und bewirtschaftete sie zusammen mit ihrem Schwiegersohn Hermann Bratschko der sie heute noch führt, bis 1966. Mehr als ein viertel Jahrhundert bestimmte die außergewöhnliche Persönlichkeit dieser Frau den Geist der Kaunergrathütte entscheidend.
Irene de Crinis war ein Mensch bester Bildung und Erziehung, umfassend begabt, vielseitig interessiert, allem Schönen zugetan und eine überaus leistungsstarke Alpinistin. Jahrzehntelang war sie auf schweren Touren im Fels und Eis und mit Ski Guglia di Brenta, Vajolettürme und Schleierkante gelangen ihr ebenso spielerisch wie lange und schwere Anstiege auf Viertausender; ich erinnere mich noch an den gesamten Triftgrat aufs Zinalrothorn von Zermatt nach Zermatt in 20 Stunden. Diese große Zähigkeit und ein leistungsstarkes Herz halfen ihr dann in den überaus schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren auf der Kaunergrathütte. Oft lange Zeit allein oder mit ungeschultem Personal, versorgte sie bis zu 100 Besucher, denn die Hütte war im Krieg auch Stützpunkt für militärische Ausbildung. Vorbildlich und hilfsbereit betreute sie die Hütte und wurde ein Begriff für tausende Bergsteiger. Selbst Rettungsaktionen mußte sie durchführen, wenn sie allein in der Hütte war, und mancher Bergsteiger verdankt ihr sein Leben. Ihre Güte, und die Weisheit eines gereiften Menschen, der aktiv lebte und formte erklären die große Ausstrahlungskraft dieser Frau. Ihr Humor war ebenso unerschöpflich wie ihre Hilfsbereitschaft. Nie gab es Unmut oder Ungeduld in ihrem liebenswerten Wesen, wenn es galt, Spätankömmlinge oder Verirrte mitten in der Nacht zu versorgen.
1966 wollte das Herz die große Höhe nicht mehr vertragen. Frau de Crinis mußte Abschied von ihrer geliebten Hütte und von den Bergen nehmen. Sie lebte dann in Graz im Kreis ihrer Familie, blieb jedoch mit dem Geschehen am Kaunergrat eng verbunden.
Es ist für uns, ihre Freunde, schwer faßbar, sie nicht mehr unter uns zu wissen.
(H. B.)
Quelle: Mitteilungen der Akademischen Sektion Graz, Dezember 1977
Irene de Crinis
* 7. Dezember 1897 ? (+) 3. September 1977
Unser langjähriges Mitglied Frau Irene de Crinis ist von uns gegangen. Sie war ein Mensch bester Bildung und Erziehung, umfassend begabt, vielseitig interessiert, allem Schönen zugetan und eine überaus leistungsstarke Alpinistin. Jahrzehntelang war sie auf schwierigen Touren in Fels und Eis und mit Schiern unterwegs. Guglia di Brenta, Vajolettürme und Schleierkante gelangen ihr ebenso spielend wie lange Anstiege auf Viertausender.
Ich erinnere mich an den gesamten Triftgrat auf das Zinalrothorn von Zermatt nach Zermatt in 20 Stunden oder an die Überschreitungen der Meije und der Barre des Ecrins. Wir haben zusammen die Berge von den Seealpen bis zum Hochschwab durchstreift. Bis zum Montblanc reichten unsere ausgedehnten Schidurchquerungen.
Im Sommer 1939 übernahm Frau de Crinis zusammen mit mir, ihrem Schwiegersohn, die Bewirtschaftung der hochalpinen Kaunergrathütte, wo seit 1927 Bergsteigerkurse abgehalten und noch heute von mir geleitet werden. Mehr als ein Vierteljahrhundert beeinflußte die außergewöhnliche Persönlichkeit dieser Frau das Geschehen in der Hütte und bei den Kursen entscheidend.
Die auf ihren Touren erworbene Zähigkeit und Leistungsstärke halfen Frau de Crinis dort oben, insbesondere in den überaus schwierigen Kriegs- und Nachkriegsjahren. Oft lange Zeit allein oder mit ungeschultem Personal, versorgte sie bis zu hundert Besucher am Tag, denn die Hütte war Stützpunkt für militärische Ausbildung.
Vorbildlich und hilfsbereit leitete sie den Hüttenbetrieb und wurde ein Begriff für tausende Bergsteiger. Selbst Rettungsexpeditionen mußte Frau de Crinis durchführen, wenn sie allein in der Hütte war, und mancher Verunglückte verdankt ihr sein Leben.
Güte und Hilfsbereitschaft, aber auch die Weisheit eines gereiften Menschen, der aktiv lebte und formte, erklären die große Ausstrahlungskraft dieser Frau, Kameradin und Mutter zugleich.
Ihr Humor war dabei unerschöpflich. Nie gab es Unmut oder Ungeduld in ihrem liebenswerten Wesen, wenn es galt, Spätankömmlinge oder Verirrte mitten in der Nacht zu versorgen.
In den letzten Jahren am Kaunergrat machten sich die großen Anstrengungen bemerkbar, doch solange sie konnte, führte Frau de Crinis das hochgelegene Bergsteigerheim, und sie trug entscheidend zum Erfolg der Ausbildungskurse bei, die die Akademische Sektion Graz des Österreichischen Alpenvereins dort veranstaltet.
1966 wollte das Herz die große Höhe nicht mehr vertragen. Frau de Crinis mußte Abschied von ihrer geliebten Hütte und von den Bergen nehmen. Sie lebte nun in Graz im Kreise ihrer Familie, blieb aber mit dem alpinen Geschehen, vor allem aber mit dem Kaunergrat, eng verbunden.
Im Herbst des Jahres 1977 ist Frau Irene de Crinis verschieden. Dieses starke Herz, das sich ein Leben lang in Liebe und Güte verströmte, versagte den Dienst. Wenn es auch voraussehbar war, daß es einmal so kommen mußte, ist es doch für ihre Freunde
nur schwer faßbar, sie nicht mehr unter uns zu wissen.
Hermann Bratschko
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1978, Juli/August, Folge 1420, Seite 73-74
Geboren am:
07.12.1897
Gestorben am:
03.09.1977