Neinzling J.

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Biografie:
Josef Neinzling (+)
Am 5. Jänner 1947 hat ein heimtückisches Leiden meinen, ach, so lebensfrohen Freund und Bergkameraden Josef Neinzling im 62. Lebensjahre dahingerafft. Fast 44 Jahre sind verflossen, seit wir uns als einsame Wanderer nächtlicherweile auf der damaligen „Standardstrecke" Brunn a. G.—Raisenmarkt kennenlernten. Von nun ab war unser beiderseitiges Bergerleben durch mehr als zwei Jahrzehnte eng verknüpft, obwohl auch zeitweise die Klubmitglieder Rudolf Hamburger, Ing. Josef Schattauer, Richard Kopecny und Viktor Weiß seine Seilgefährten waren.
In den Ennstaler Alpen, im Dachsteingebiet, Tennen- und Kaisergebirge führte er viele und bemerkenswerte Bergfahrten aus. (So unter anderen 1908 Torstein-Südwand, 1911 Vorderes Fieberhorn, Nordgrat, 1912 Totensessel-Ostwand, Kleine Halt, Nordwestwand, Totenkirchl, Führerweg.) Die Nordabstürze der Hochtorgruppe wurden bevorzugt ausgesucht. So durchstieg er bloß in den Jahren 1906 - 1912 die Hochtor-Nordwand, Pfannlweg, zweimal, Festkogel-Nordwand sechsmal, darunter zweimal den Pichl-Klein-Hans-Weg. 1910 legte er einen neuen Weg durch die Ostwand des Ödsteinkarturmes, ausgehend vom Schmittband nach der Abbruchstelle, unmittelbar zum Gipfel. Die Planspitze erreichte er oftmals von Norden auf verschiedenen Wegen.
Mehrere Urlaubsfahrten führten ihn in die Rosengarten-, Sella- und Geislergruppe (Winkler- und Stabelerturm, Fensterturm, Grasleitenturm über Treptow-Mühlsteigerkamin, Karl-Berger-Turm, Große und Kleine Fermeda, Überschreitung), Lienzer Dolomiten, Stubaier und Zilleraler Alpen.
Freund Neinzling lief zu großer Form auf, als 1914 der erste Weltkrieg seine alpine Laufbahn jäh unterbrach. Mit dem Wiener Landsturm kam er an die Ostfront, von wo es ihm 1916 glückte, zu einem Alpine-Detachement in Judikarien als Instruktor abkommandiert zu werden. Nun war er wieder in seinen geliebten Bergen. Später zur Bergführer-Kompagnie 3 überstellt, war ihm reichlich Gelegenheit geboten, seine Gebietskenntnisie zu erweitern und manch schönen Bergsieg, wenn auch unter erschwerten Verhältnißen, zu erringen. Ab 1920 führte er außer den üblichen Wochenendfahrten im Gesäuse, in den Niederen Tauern usw. noch Touren in der Ankogel-Hochalm- und Glocknergruppe sowie in den Dolomiten von Ampezzo, Sexten und Lienz durch. Unsere letzte gemeinsame größere Fahrt führte uns in die Ötztaler Alpen, wo Freund Neinzling noch in bester Verfassung war. In der Folgezeit war seine alpine Tätigkeit eine geringe, einerseits bedingt durch seine Inanspruchnahme im eigenen Betriebs dem er sich mit voller Eingabe widmete, andererseits schien sich bereits das beginnende Leiden hemmend auf seinen alpinen Tatendrang auszuwirken.
Freund Neinzling war ein treuer und verläßlicher Berggefährte, mit Fähigkeiten ausgestattet, die ihn weit über den Durchschnitt erhoben und die er bei der Meisterung schwieriger Situationen mehrmals unter Beweis stellen konnte. Weit entfernt, Variantenjäger zu sein, idealisierte er manche Wegführung und nahm dabei auch große Schwierigkeiten gerne in Kauf. Von der Möglichkeit einer Publikation seiner Neutouren, bzw. Wegänderungen machte er selbst nie Gebrauch, da er diese nur als persönliches Erlebnis wertete. Frei von jedem persönlichen Vorteil stellte er sich jederzeit der alpinen Sache zur Verfügung, wie als Leiter, bzw. Führer bei den Bergsteigübungen der S. Wien des Alpenvereines; als Rettungsmann führte er manche Bergung und Hilfeleistung im Nahmen des Alpinen Rettungsausschusses durch.
Was ihm die Berge waren und wie er sie erlebte und wie das Erlebte aus seinem Inneren widerstrahlte, wußten nur jene wenigen, mit denen er sich ganz verbunden fühlte, sei es bei einsamer Gipfelrast oder in ragender Steilmauer. Für die anderen war er nur der ewig heitere Geselle und liebenswürdige Begleiter.
Nun, lieber Pepi, danke ich Dir noch für alle frohen und ernsten Stunden, die ich mit Dir verbringen konnte, und sei gewiß, daß meine Gedanken bei Dir weilen werden, wenn ich wieder ausziehe zu frohem Gipfelstieg.
Alois Polase k.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1949, Folge 1248, Seite 205-206

Gestorben am:
05.01.1947

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