Michl Franz
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Biografie:
Michl Franz
Der heurige Pfingstmontag, ein schöner Tag mit blauem Himmel über den Firnen der Silvretta, endete als Tag der Trauer für einen alpinen Freundeskreis. Unser Michl Franz ist – herausgerissen mitten aus der Reihe seiner Gefährten – beim Aufstieg auf den Piz Fliana tödlich verunglückt. Sein Tod ist Schicksalspruch.
Michl Franz wurde am 21. Februar 1898 in Waldsassen geboren. Er ist im Grenzland aufgewachsen. So wurde er zäh, stark und charakterfest. Und ein gütiges Geschick gab ihm von der Romantik seiner Waldheimat in das Leben mit. Ein Kämpfer wuchs heran und ein Träumer in glücklicher Mischung. Als Kämpfer zog er aus – ein blutjunger Kriegsfreiwilliger -, um deutschen Boden an der Südfront zu schützen.
Nach dem Kriege lebte Franz als Notariatsbeamter in Lindau. Die schöne, den Bergen nahe Inselstadt ließ ihn nicht mehr los. Er war in unserem alpinen Freundeskreis geachtet als Bergsteiger, geschätzt als Kamerad und beliebt als Mensch von lauterer Gesinnung und sonnigem Gemüt.
Franz war körperlich und geistig wie geschaffen zum Bergsteiger. Das Bergsteigen war ihm innerliches Müssen. Er hat tief geschürft und reich geerntet und blieb trotz seiner in gesunder Entwicklung gesteigerten hervorragenden Leistungen ein bescheidener Mensch. Sein Streben nach innerem Reichtum verhinderte jede einseitige Betätigung. Zwischen Fahrten, an deren Griffen und Tritten die Schauer der Tiefe hingen, streute er eine Blütenwanderung am See. Oder der Romantiker verträumte einen Sommertag auf begrünten Vorbergen, heimatlich erinnert und erwärmt vom Spiel ihrer wogenden Linien. Und ein andermal fuhr er mit dem Rad, ein lustig Liedlein pfeifend, auf den Windungen einer alten Paßstraße und freute sich über das Gold der Lärchen am Weg und über die Purpurfarbe des Veltliners in einer südlichen Schenke. Dazu war er noch so altmodisch, ein – streng behütetes – Tagebuch zu führen. Darin stehen seine Wandergeschichten, Dokumente deutscher Sehnsucht und Erfüllung und wieder Sehnsucht…
Nach einigen Jahren bergsteigerischer Tätigkeit war Franz so erfahren und gefestigt, daß ihm die Sektion Lindau des D.u.Ö.A.V die Führung ihrer Bergsteigergruppe anvertraute. Er führte sie ohne Unfall von Erfolg zu Erfolg. Liebe und Dankbarkeit der hoffnungsvollen Jugend waren sein Leben.
Im Jahre 1927 wurde er in den Ö.A.K. aufgenommen. Stolz und in Ehren trug er das Klubabzeichen bis zum letzten Gang.
Ich nenne keine Namen von den vielen hunderten erstiegener Gipfel. Im Lande Vorarlberg wird es wenige geben, auf denen er nicht gestanden. Bald wurden seine Pläne kühner, seine Ziele höher. Karten flatterten herbei aus dem winterlichen Stubai und den Ötztalern, aus den Hohen Tauern, der Silvretta und dem Engadin. Sommergrüße kamen mit klingenden Namen aus der Bernina und den Bergamaskern, aus dem Berner Oberland und dem Wallis. Noch im März dieses Jahres führte er seine Gruppe auf alle Gipfel des Grialetschgebietes.
Nun ruht der Freund im Friedhof des Bergdorfes Lavin. Aus dem vollen Mannestum, dem Glück einer jungen, harmonischen Ehe ward er zu unserem tiefen Schmerze gerissen. Wir halten sein ungetrübtes Andenken hoch, in Treue und in Ehren.
Fritz Kurz, Oberstdorf
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1932, Seite 2845
Geboren am:
21.02.1898