Marinitsch Josef
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Biografie:
Josef Marinitsch (+)
Die S. Küstenland hat einen schweren Verlust erlitten: ihr Ehrenausschußmitglied, eines der ältesten Mitglieder aus dem Gründungsjahre 1873, einer der bekanntesten Grottenforscher und Erbauer der kühnsten Weganlagen in den Rekahöhlen von St. Kanzian, ist nicht mehr.
Der Tod war diesmal sein Führer, der ihm den Pfad in das Schattenreich gezeigt, von dem es keine Wiederkehr gibt. Als Marinitsch vor nun 32 Jahren seine Tätigkeit als Kaufmann aufgab, um ganz seiner Neigung, dem Studium der Natur, sich zu widmen, ahnte er wohl nicht, daß es ihm beschieden sein sollte, weit über das gewöhnliche Maß hinaus in der Aufdeckung des unbekannten „Innern des Karstes Großes zu leisten, eine Leuchte in der Erforschung der unterirdischen Karstgewässer zu werden. Das ideale Ziel der Grottenforscher der S. Küstenland war, womöglich ihr Scherflein mit beizutragen zu der seit langen Jahren gesuchten Lösung der Wasserversorgung Triests. Bei unseren wagemutigen Höhlenfahrten hat immer in vorderster Reihe Marinitsch Grubenlampe den Weg in das Unbekannte erhellt. Fieberhafte Ungeduld trieb ihn in das Boot das den ersten Vorstoß ausführte, als erster wollte er die Wunder schauen, die nie vorher ein Sterblicher gesehen. Zwei ernste Unglücksfälle, einer bei der Befahrung der Reka, der andere bei der Untersuchung des grauenhaften Riesenschlundes, der Ka?na jama (Schlangenschlund), des tiefsten auf dem Karst bekannten Naturschachtes, auf dessen Grunde untrügliche Spuren der bei Hochwasser hier eintretenden Reka gefunden wurden, konnten seinem Forschungsdrange keine Hemmnisse bieten!
Die Erforschung der Ka?na jama führte er trotz seiner reiferen Jahre mit dem Feuereifer eines Jünglings durch. Keine Schwierigkeit konnte seine Hingabe an das gesteckte Ziel erschüttern, und als dieses Ziel nach sieben Jahren erreicht war, fand er gleich eine andere, schwerere Aufgabe. Diese war die Zugänglichmachung des unterirdischen Rekalaufes bei St. Kanzian, eines der größten Naturwunder, durch kühn erdachte, genial ausgeführte Wege, Stege und Brücken. Jeder Besucher der Rekahöhlen, auch der Fachmann, wird dem Erbauer seine vollste Anerkennung nicht versagen können. Bis in das Greisenalter trotzte Marinitsch eisenfester-Körper allen Gefahren und Strapazen. Zwei Jahre vor seinem Ende befiel ihn eine schleichende Krankheit, die seiner nimmermüden Tatkraft ein Ziel setzen sollte. In dem wilden Ringen und Lärmen des Kampfes, der Europa durchtobt, der blühende Länder verheert, der die Schneefelder und Gletscher der Alpen mit Menschenblut färbt, in dem Donnern der Kanonen des Erbfeindes, der in unsere Heimatstadt Trieft herüberschallt, ist das reiche Leben unseres Marinitsch erloschen. Selbst seinen nächsten Freunden blieb es verborgen, welch großer Menschenfreund er gewesen, wieviel Gutes er gestiftet und wie vielen Bedürftigen er ein Helfer in der Not war. Eine große Spende vermachte er dem Triester Armenhause. Der Alpenverein und die S. Küstenland besonders verlieren in ihm einen festen, treuen Anhänger, alle, die ihn gekannt, einen edlen Freund, den die schönsten Tugenden zierten, vor allem aber die reine Liebe zur Mutter Natur und seine stille Menschenliebe.
Friedrich Müller, Triest.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1916, Seite 67-68
Geboren am:
07.10.1838
Gestorben am:
1916