Gesner Konrad
(
Bearbeiten)
Biografie:
Konrad Gesner
Am 26. März waren 400 Jahre verflossen, seit Gesner in Zürich geboren wurde, woselbst er am 13. Dezember 1565 starb. Er gehörte zu den geistigen Führern einer Zeit, in der sich die Naturwissenschaften von dem Banne Mittelalterlicher Scholastik zu befreien begannen, und noch heute wird ihm in deren Kreisen ein ehrenvoller Platz eingeräumt.
Gesner war ein Gelehrter von erstaunlichen Kenntnissen, die ihm auf den verschiedensten Gebieten des menschlichen Wissens einen Namen eingetragen haben. Er war Arzt und Apotheker, schrieb über Landwirtschaft und Philosophie, über die Verwandtschaft der Sprachen und über die Schriftsteller des Altertums, war ein großer Bibliograph, und behielt, obwohl er all das nur trotz der größten Entbehrungen erreichen konnte, doch noch Zeit und Kraft, sich als Neuschöpfer der Tier- und Pflanzenkunde den Namen eines „deutschen Plinius" zu erwerben.
In beschränkten Verhältnissen zu Zürich geboren, studierte Gesner an französischen Universitäten und verheiratete sich mit 19 Jahren, als sich ihm in seiner Vaterstadt ein kleines Schulamt bot; der wirtschaftliche Ertrag seiner Tätigkeit war jedoch auf die Dauer zu gering, und so entschloß sich Gesner, noch einmal die Universität zu beziehen, um alte Sprachen und Medizin zu treiben. Mit 21 Jahren wurde er Professor der griechischen Sprache in Lausanne, kehrte dann als Professor der Physik nach Zürich zurück, wo er zugleich als Arzt wirkte, und dort starb er, kurz nachdem ihn der Kaiser für seine wissenschaftlichen Verdienste in den Adelsstand erhoben hatte, an der Pest.
Sein größtes Werk ist die „Bibliotheca Universalis", die in vier starken Bänden sämtliche klassischen Werke und Handschriften beschrieb, die ihm bis etwa 1540 zu Gesicht gekommen waren. Was jedoch seinen eigentlichen Ruhm begründete, war die „Historia Animalium", die zum ersten Male seit Aristoteles und Albertus Magnus das gesamte Wissen der Zeit in zoologischer Beziehung umfaßte.
Daß Gesner Arzt war und bei Behandlung der Tiere auch die Vorteile besprach, die sie als Heilmittel für die leidende Menschheit besitzen konnten oder besitzen sollten, war für die Zeitgenossen von besonderem Wert. Abgerundet wurde das naturwissenschaftliche Lebenswerk des Züricher Stadtarztes, der bei seiner kärglichen Besoldung und bei der Kostspieligkeit der damaligen Buchdruckerei trotz eisernen Fleißes nie auf einen grünen Zweig kommen konnte und immer bleicher, immer hagerer wurde, durch ein mächtiges botanisches Kompendium, das auf diesem bisher nur durch ganz volkstümlich gehaltene „Kräuterbüchlein" gepflegten Gebiete der Wissenschaft bahnbrechend wirkte; gelang es ihm doch hier, das Pflanzenreich in ganz bestimmte Gattungen und Arten einzuteilen und die Wichtigkeit der Befruchtungsteile für ein Pflanzensystem hervorzuheben.
Aber auch der Alpenfreund gedenkt am Geburtstag des großen Mannes seiner in Verehrung. 1555 bestieg Gesner mit behördlicher Erlaubnis den Pilatus und lieferte eine hochinteressante Abhandlung über die Flora und Fauna des Berges, die er dem Arzte Huber in Luzern, der wohl auch ein Bergsteiger, gewesen ist, widmete. Die allgemeine Annahme, dass der Geist des Landpflegers Pilatus auf dem gleichnamigen Berge Hause, bekämpfte er scharf, wie dies bekanntlich auch die ersten Besteiger dieses Berges im Jahre 1517, der St. Gallener Stadtarzt Vadianus (Watt), der Luzerner Kanonikus Xyloctus und der Züricher Pfarrer Mykonius Grebel schon taten. Während in jener Zeit eine einzige Bergbesteigung für das ganze Leben des Betreffen' den ausreichend war, war wohl Gesner der erste, der vom Bergsteigen eine andere Meinung hatte, denn schon 1541 schreibt er: „So lange mir Gott das Leben schenkt, habe ich beschlossen, jährlich einige Berge zu besteigen, teils um die Pflanzen und Tiere des Gebirges kennen zu lernen, teils um den Körper zu kräftigen und den Geist zu erfrischen." Schon diese Worte, die auch noch jetzt in dem Herzen eines jeden Alpenfreundes ihren Widerhall finden, genügen, um den großen Gelehrten auch als den seiner Zeit weit vorauseilenden Alpenfreund und Bergsteiger in Alpenkreisen an feinem Geburtstage zu feiern.
Hannover. Dr. Karl Arnold.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1916, Seite 81
Geboren am:
26.03.1516
Gestorben am:
13.12.1565