Pfister von Otto

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Biografie:
Pfister von Otto, * Lindau, später Zürich, 1876 München, + München
Mitglied der Sektion München.
1907-1909 Erster Vorsitzender des DuOeAV.
1910-1911 Zweiter Vorsitzender des DuOeAV.
Zahlreiche Publikationen zur Silvretta und zum Montafon.
Bergpionier im Samnaun

Otto v. Pfister (+)
Der unerbittliche Tod, der im Laufe der letzten Monate so viele blühende Bergsteigerleben auf dem Schlachtfelde vernichtete, hat sich kurz vor Jahresschluß auch unter jenen, denen ihr Alter nicht vergönnte, in den Kampf zu ziehen, ein Opfer geholt, von dem wir mit gleichem Recht wie von den auf dem Felde der Ehre gefallenen sagen können, dass der Tod viel, viel zu früh seines Amtes gewaltet hat.
Otto v. Pfister, Geh. Kommerzienrat, verschied nach kurzer Krankheit am 18. Dezember, abends 11 Uhr, in München.
Mit ihm ist eine der markantesten Erscheinungen unseres Vereins dahingegangen, ein Mann, ausgezeichnet nicht bloß durch eifrige bergsteigerische und alpin-literarische Tätigkeit, sondern auch durch wirkungsvolle Anteilnahme am Vereinsleben.
Geboren am 4. Juni 1845 in Lindau als Sprößling eines angesehenen Patriziergeschlechts, widmete er sich schon in jungen Jahren der hehren Bergeswelt, der er bis in den Herbst des abgelaufenen Jahres und somit bis in den Herbst seines Lebens treu bleiben durfte. Seine ersten literarischen Arbeiten erschienen 1873 in der „Zeitschrift" unseres Vereins als Beschreibungen von Ersteigungen der Kreuzspitze und der Weißkugel. Ihnen schloffen sich in der Folge zahlreiche teils in der „Zeitschrift" und den „Mitteilungen" unseres Vereins, teils im Jahrbuch des Schweizer Alpenklubs veröffentlichte Aufsähe an, die hauptsächlich das Gebiet der Silvretta behandelten.
v. Pfister übersiedelte im Jahre 1876 von Zürich, wo er seinen jungen, allezeit glücklichen Ehestand mit Elwine, geborene Bärlocher aus St. Gallen, begründet hatte, nach München und trat in die S. München ein, der er stets ein treues, eifriges Mitglied war. Im Laufe der Jahrzehnte hat er fast das gesamte Alpengebiet durchwandert, aber seine besondere Zuneigung galt stets dem Montavon und seinem großartigen Hintergrund, der Silvretta; er hat wohl alle namhaften Gipfel zwischen Rhein, III, Trisanna und Inn erstiegen; die Erstersteigungen des Schwarzkopfs, der Gems- und Vesilspitze sowie des Hexenkopfs haben seinen Namen mit der Ersteigungsgeschichte der Ostalpen für immer verbunden. Aus seiner Feder stammt auch die Bearbeitung der Silvrettagruppe in Band 2 der „Erschließung der Ostalpen". Noch bekannter aber wurde sein Name durch die im Jahre 1884 erfolgte Herausgabe der Monographie: Das Montavon mit dem oberen Paznaun. Diese Arbeit ist eine Enzyklopädie des Montavons in Taschenformat, mustergültig in Form und Inhalt. „Es ist das besondere Verdienst Otto v. Pfisters, als erster die Reize und Eigentümlichkeiten eines der schönsten Alpentäler, des Montavons, geschildert zu haben, nachdem er die Hochsommertage von mehr als einem Jahrzehnt der juristischen Erschließung dieses Gebietes gewidmet hatte", sagt F. Winsauer in der Vorrede zu der erweiterten Neuauflage des Werkes, die er im Jahre 1911 unter Pfisters sorgsamer Überwachung herausgab. Otto v. Pfister war aber auch ein treuer Vereinsgenosse, der mit Begeisterung das Seinige dazu beitrug, die Entwicklung des Vereins nach innen und außen zu fördern; mit Freude sah er, wie der Verein groß und stark wurde, „wie es seine Gründer nicht einmal zu träumen gewagt hätten; waren doch Arbeiten geleistet, Aufgaben gestellt und gelöst worden, die ihm einen Platz in der Geschichte der Kultur sichern; und diese wunderbare Entwicklung hatte sich vollzogen in voller Freiheit und Einigkeit, auf Grundlage von Satzungen, die so einfach waren, dass ein neuzeitlicher Gesetzgeber es vielleicht unbegreiflich finden mochte, wie ein solches Netz von Mängeln und Lücken über dreißig Jahre lang den mächtigen Körper zusammenhalten konnte." Aber mit der Zeit war das „Kleid der Satzung" doch zu enge geworden und es erschien notwendig, die Satzungen des Vereins einer gründlichen Durchsicht und einer den Verhältnissen entsprechenden Neugestaltung zu unterziehen. Diese große und schwierige Aufgabe ward dem Zentralausschuß München, der im Jahre 1907 die Leitung des Vereins übernehmen sollte, anvertraut.
Es galt nun, an die Spitze des Vereins einen Mann zu stellen, der befähigt war, der unzähligen voraussichtlich auftauchenden Schwierigkeiten Herr zu werden und dem Verein nicht bloß neue, sondern auch bessere Satzungen vorzuschlagen.
Keine glücklichere Wahl konnte die S. München und die Generalversammlung Leipzig treffen, als Otto v. Pfister, der schon von 1886 - 1888 dem Zentralausschusse angehört hatte, zum ersten Präsidenten des Vereins zu berufen. Mit Eifer und Geschicklichkeit, mit ebensoviel Takt als Energie und persönlicher Anregung hat er sich der gestellten Aufgabe, unterstützt durch Dr. Emmer, unterzogen und das in ihn gesetzte Vertrauen glänzend gerechtfertigt. Aber auch in allen anderen Vereinsangelegenheiten hatte er eine glückliche Hand; wo es darauf ankam zu vermitteln. Gegensätze auszugleichen, hart aneinandergeratene Gegner wieder zusammenzubringen, da war Otto v. Pfister an seinem Platz. Gerade während seiner Vereinsleitung kam es ja auf jeder Hauptversammlung zu lebhaften Auseinandersetzungen in der Frage der Wintertouristik, und hier zeigte es sich, dass Pfister trotz seiner Sechziger noch zu den „Jungen" gehörte; immer wieder betonte er mit größter Energie, dass man der neuartigen Entwicklung nicht entgegentreten, sondern sich ihr anpassen solle, ja dass der Alpenverein sich an die Spitze der Bewegung sehen und sich so zu deren Herrn machen solle. Aus der vielseitigen Tätigkeit, die v. Pfister als Zentralpräsident von 1907 - 1909 und als Vorsitzender des Verwaltungsausschusses von 1910 - 1911 entfaltete, ist vor allem sein Anteil an der Gründung des „Alpinen Museums" hervorzuheben. Wie er selbst in seiner Rede zur Eröffnung des Museums erwähnte, erhoben sich im Zentralausschuß große Zweifel an der praktischen und finanziellen Durchführbarkeit des Planes. Da war es Otto v. Pfister, der — sich auf die Seite des Referenten stellend — alle Bedenken fallen ließ und der eifrigste Förderer des Museumsgedankens wurde. Er beteiligte sich dann auch mit Freuden an den Vorarbeiten zur Gründung des „Vereins der Freunde des Alpinen Museums" und widmete sich bis in seine letzten Lebenstage dem Amt eines zweiten Vorsitzenden dieses Vereins, wie er auch an der weiteren Entwicklung des Museums regsten Anteil nahm.
Unter Pfisters Ägide trat auch die alpine Unfallversicherung und die Unfallentschädigung ins Leben; unter seiner Leitung wurde die neue Führerkassensatzung sowie der Fonds für außerordentliche Unternehmungen geschaffen, neue Bestimmungen hinsichtlich der Subventionierung von Hütten- und Wegbauten (Coblenzer Beschlüsse) aufgestellt. Führerkurse, Führeraufsicht, Alpines Rettungswesen, Studentenherbergswesen, Laternbildersammlungen erfuhren gründliche Reformen u. a. m.
Nicht unerwähnt möge auch bleiben, dass Pfister mit Zähigkeit, wenn auch nicht mit dem gewünschten Erfolg für die Abhaltung von Hauptversammlungen mit weniger festlichem Gepränge eintrat. Als warmer Naturfreund unterstützte er auch die Ziele des „Vereins zum Schutze der Alpenpflanzen". Für seine reichen Verdienste um den Verein wurde er anläßlich der Feier des 40jährigen Vereinsbestandes durch Verleihung des österr. Eisernen Kronenordens 3. Klasse und späterhin durch Verleihung des bayr. Ordens vom hl. Michael 3. und 4. Klasse ausgezeichnet. Außerdem besaß v. Pfister noch den preuß. Roten Adlerorden 3. Klasse und den preuß. Kronenorden 4. Klasse.
Es ist nicht möglich, in kurzen Zügen ein erschöpfendes Lebensbild des trefflichen Mannes zu geben, der sich nicht bloß einen alpinen Ehrennamen für alle Zeiten sicherte, sondern auch in seinen geschäftlichen Unternehmungen Hervorragendes leistete und in unermüdlicher, selbstloser Tätigkeit an vielen Ehrenstellen, so als Handelskammerpräsident, Dozent der Handelshochschule, Vorstandsmitglied des deutschen Handelstages, des bayrischen Wasserwirtschaftsrates, des Eisenbahnrates, der Zentralstelle für Industrie und Handel usw. wirkte.
Aber es sind nicht diese äußeren Erfolge, die ihn aus der Menschen Reihen heraushoben, sondern was ihn auszeichnete, war sein Wesen. Tüchtigkeit und Bescheidenheit, in diesen zwei Worten charakterisiert sich sein arbeitsreiches, vielseitiges Leben; und was ihn uns allen unvergeßlich macht, war sein lauterer Charakter, seine unverfälschte Aufrichtigkeit, mit der er sich ganz so gab, wie er war. Er kannte keine krummen Wege; er kannte aber auch keine Feinde, denn wer mit ihm in Berührung kam, den gewann er sich, ohne es zu wissen oder zu wollen, zum Freunde.
Noch auf der letzten Hauptversammlung zu Regensburg sahen wir ihn frisch und munter in unserer Mitte, an allen Arbeiten regen Anteil nehmend und in geselligen Stunden ein lieber Gefährte. Und nun stehen Tausende und Abertausende trauernd an seiner Bahre. Sein Andenken bleibt uns so heilig wie die Berge. Die Liebe zu ihnen verband uns mit Otto v. Pfister, ebenso wie die Begeisterung für das Schöne, die unvergänglicher als die Berge selbst im Herzen der Menschen glüht und lebt.
K.Müller.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1915, Seite 1-2

Otto v. Pfister (+)
Die Beisetzung Otto v. Pfisters fand in aller Stille statt; Ihre Majestäten der König und die Königin von Bayern sprachen der Witwe des Verstorbenen ihr Beileid aus und ließen an der Bahre einen Kranz niederlegen. Namens des Hauptausschusses widmete Oberlandgerichtsrat Dr. Otto Mayr-München dem Verblichenen einen Nachruf; der Leichenfeier wohnten auch ein Vertreter der S. München und der Leiter des Alpinen Museums bei, die ebenso wie der Hauptausschuß dem Verblichenen durch Kranzspenden eine letzte Ehrung erwiesen. Die beiden Söhne v. Pfisters, Magistratsrat Hans v. Pfister und Handelsrichter Otto v. Pfister, stehen zurzeit im Felde. Der Verstorbene erlebte noch die Freude, dass seine Söhne mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurden.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1915, Seite 12-13

1875 1.Best.Schwarzkopf (Chapütschin),3248m, (Silvretta)
1880 1.Best.Paznauer Gemsspitze,3052m, (Silvretta)
1883 Best.Dreiländerspitze,3197m, (Silvretta)
1.Best.Vesilspitze, (Silvretta)
1.Best.Hexenkopf, (Samnaungruppe)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Geboren am:
04.06.1845
Gestorben am:
18.12.1915