Friedl Wolfgang

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Biografie:
geboren in Lilienfeld (Österreich)

Mit Hofrat Mag. phil. Friedl Wolfgang, der einige Tage vor seinem sechsundsiebzigsten Geburtstag gestorben ist, ging das reiche Leben eines stillen "Großen" zu Ende. Als Sohn des Oberforstmeisters am 30. Oktober 1908 in Lilienfeld geboren, kam er frühzeitig mit dem Skilauf in Berührung. Die persönliche Bekanntschaft des Vaters mit Mathias Zdarsky, dem Vater des alpinen Skilaufes (wie Arnold Lunn ihn bezeichnete), und Schöpfer des Torlaufes (1905) schuf die Grundlage für den heranwachsenden Knaben. In einer Vereinigung von Körperbeherrschung und Technik, Klugheit und Mut, gepaart mit zunehmender Erfahrung wurde der junge Friedl frühzeitig mehrmals Sieger in Mittelschulwettläufen.
Als Hochschüler war er bereits 1933 und 1937 "Akademischer Weltmeister2 und 1935 "österreichischer Meister im Skilauf".
Nach Abschluß des Studiums an der Universität in Wien (Geographie und Turnen im Jahre 1935) begann er 1936 seine Lehrtätigkeit an der BRS Waidhofen an der Ybbs. Eines seiner Hauptinteressensgebiete war die Fortentwicklung der Lehre des Skilaufes, wobei er in der Abfassung des Buches ,"Natürliche Lehrweise des Skilaufes" eng mit Dr. Fritz Hoscheck zusammenarbeitete. Als staatlich geprüfter Skilehrer war er befreundet mit Prof. Stefan Kruckenhauser und Toni Seelos. Vor Ausbruck des Zweiten Weltkrieges war Friedl Wolfgang Trainer verschiedener Nationalmannschaften.
Im Jahre 1934 wurde der begeisterte Bergsteiger Friedl Wolfgang Mitglied des Österreichischen Alpenklubs und war auch Teilnehmer der Kaukasusfahrten von Prof. Dr. Rudolf Schwarzgruber in den Jahren 1935 und 1936. Es kennzeichnet die Gründlichkeit von Friedl Wolfgang, daß er, bei diesen Fahrten als ,"nebenamtlicher Lagerkoch" eingeteilt, vorher einen mehrwöchigen Kochkurs absolvierte, um die gestellte Aufgabe sachgemäß durchführen zu können.
Von seinen Fahrten, die er unternommen hat, seien auszugsweise erwähnt: Großglockner, die verschiedensten Anstiege, darunter Überschreitung Glocknerwand - Großglockner; im Venedigergebiet mit Roman Szalay Venediger-Nordwestwand-Westgrat; im Gesäuse Peternschartenkopf-Nordwand, Hochtor-Nordwand (Jahnweg), Festkogel (Pichlweg), Kaibling-Südgrat, Roßkuppe. In den Dolomiten Fünffingerspitze (Schmittkamin, Auf- und
Abstieg), 3. Sellaturm, Grohmannspitze-Südwand. Aber auch in vielen anderen Gruppen der Ostalpen hat Friedl Wolfgang der damaligen Zeit entsprechend die bekanntesten Berge erstiegen und Anstiege ausgeführt. 1939 wurde F. Wolfgang zum Wehrdienst eingezogen und geriet als Oberleutnant zu Kriegsende in jugoslawische Gefangenschaft. In abenteuerlicher Flucht gelang es ihm, im Mai 1945 nach Österreich zu entkommen.
In der Heimat fand er zunächst eine Tätigkeit bei der englischen Besatzungsmacht in Gastein als Skilehrer und Bergsteiger, wo er bereits 1949 die heute berühmten Pisten schuf.
1958 betraute man ihn dort mit der Organisation der Weltmeisterschaften, die er mit so großem Erfolg durchführte, daß man ihn 1960 als Generalsekretär der Olympischen Winterspiele 1964 nach Innsbruck berief. Nach Aussage des damaligen Präsidenten wurden diese ?die bis dahin bestorganisierten Wettkämpfe?!
Die Ernennung zum Hofrat und Leitung der Abteilung Sport in der Tiroler Landesregierung waren weitere Anerkennungen seiner Arbeit.
Trotz aller internationaler Ehrungen blieb Friedl Wolfgang der immer persönlich anspruchslose, hilfsbereite Mensch, dessen große Arbeitskraft, verbunden mit Ideenreichtum und Zähigkeit unerschöpflich schien!
Seine letzte große Arbeit war eine ?Dankesschuld? an Mathias Zdarsky: ein Lebensbild des Skipioniers, Künstlers und Menschen, das er fast vollenden konnte und das im Rahmen der Zdarsky-Gesellschaft erscheinen wird.
Viele Jahre glücklicher Ehe verbanden ihn mit seiner Frau Gunda, geb. Freundthaler. Seine drei tüchtigen Söhne wurden die Freude seines Alters.
Am 18. Oktober 1984 erfolgte bei herbstlich überflutendem Sonnenlicht im Bergfriedhof Hollenstein an der Ybbs die Beisetzung, zu der Freunde und Bekannte aus aller Welt kamen, Vertreter des Bundesministeriums für Unterricht, der Landesregierung Tirol, der Städte Innsbruck, Lilienfeld und Hollenstein. Auch zahlreiche Freunde aus alter Zeit, wie Stefan Kruckenhauser, Toni Seelos, Sepp Stüber, kamen, um ihm das letzte Geleit zu geben.
W. K.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1985, Folge 1460, Seite 57 f

Geboren am:
30.10.1908
Gestorben am:
14.10.1984