Pazze P.A.
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Biografie:
P. A. Pazze.
Am 2. August ist im Alter von 73 Jahren nach langem, schwerem Leiden der frühere Vorstand unserer S. Küstenland, Herr Peter August Pazze, zu Klagenfurt gestorben. Pazze, der eine lange Reihe von Jahren an der Spitze der genannten Sektion gestanden und sich um deren Emporblühen viele Verdienste erwarb, war in früheren Jahren ein treuer Gast aller Generalversammlungen unseres Vereins und erfreute sich allgemeiner Sympathien.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1903, Folge 15, Seite 183
Peter August Pazze.
Abermals ist einer von den Männern heimgegangen, welche unserem Vereine seit seinem Bestehen angehörten. War auch P. A. Pazze keiner jener Alpenfreunde, welche an dem Überwinden schwieriger und gefahrvoller Stellen ihre Kräfte erproben und sich die höchsten, firngekrönten Spitzen der Berge zu Zielen setzen, so war er darum nicht weniger Tourist und das Gebiet der Ostalpen hatte er auf seinen vielfachen Reisen und Wanderungen so genau kennen gelernt wie kaum jemand. An den Alpen hing er mit lebhaftem Enthusiasmus und dem Alpinismus hatte er seit jeher seine volle Sympathie, in den letzten Jahren sogar seine ganze Tätigkeit gewidmet; in diesem Sinne war er ein Alpenfreund durch und durch.
Nahezu bei allen Generalversammlungen unseres Alpenvereins vertrat er die Sektion Küstenland, an deren Spitze er durch volle 20 Jahre gestanden, und erwarb sich dabei einen weiten Kreis von Freunden, welche alle seine hohe, vielseitige Begabung schätzen lernten. Die Nachricht von dem Hinscheiden dieses Mannes wird gewiß sie alle wie der Verlust eines alten Freundes getroffen haben. Aus ansehnlicher Familie in Triest geboren, wirkte Pazze lange Jahre als Rheder in dieser Stadt. Doch seine freie Zeit, soweit dieselbe nicht von Reisen in Anspruch genommen war, widmete er einem fortgesetzten Studium geographischer und botanischer Werke. Aber nicht weniger beschäftigten seinen regen Geist auch die Schriften E. Suess' auf das eingehendste. Die Hypothesen über die Entstehung und den Aufbau des Karstes, über den Verlauf seiner Wässer besaßen für ihn ein besonderes Interesse, wie er überhaupt seine engere Heimat und das ganze Karstgebiet nicht weniger in sein Herz schloß als die majestätischen, an Schönheiten und Naturphänomenen so reichen Alpen. In Würdigung dieser Verdienste vertraute bereits in den ersten Jahren nach ihrer Konstituierung, im Jahre 1879, die Sektion Küstenland, Pazze die Würde eines Vorstandes an. In jenen 20 Jahren, während welcher er die Vorstandsstelle ununterbrochen innegehabt, entwickelte sich unter seiner Leitung die Sektion ganz außerordentlich. Auch dem Weg- und Hüttenbau-Ausschüsse gehörte er durch eine Reihe von Jahren an; es ist bekannt, wie er sich auch dieser Aufgabe sowie den Führerangelegenheiten hingab. Seiner Anregung entsprang der Bau einer Hütte im Trentatale, unweit des Isonzoursprunges, am Fuße des Triglav, welche im Juli 1881 eingeweiht wurde und nach Pazzes Freund, dem damals in Triest weilenden ?gottbegnadeten Sänger" des ?Zlatorog", den Namen Baumbachhütte erhielt. Als durch das kühne Vordringen der Herren Hanke, Marinitsch und Müller in den Grotten von St. Canzian (1883) ein neues und fesselndes Arbeitsgebiet der Sektion eröffnet wurde, wandte Pazze seine Sympathie und ein besonderes Interesse den immer erfolgreicher vorschreitenden Forschungen zu. Er lenkte die Aufmerksamkeit der k. k. Regierung und des Zentral-Ausschusses auf die im Sektionsgebiete in Angriff genommene segensreiche Wirksamkeit und förderte, finanzielle Unterstützungen erwirkend, das kühne Unternehmen ganz bedeutend. Der Sektionsbibliothek vermachte Pazze noch bei Lebzeiten zahlreiche wertvolle Werke etc. Anläßlich des zwanzigjährigen Bestandes der S. Küstenland (1893) verfaßte Pazze die ausgezeichnete ?Chronik" der Sektion. Im Juli 1899 sah sich Pazze durch Krankheit genötigt, von der Vorstandsstelle, die er opferwilligst und mit seltener jugendlicher Frische bekleidet hatte, zurückzutreten. Aber auch in der Zurückgezogenheit, inmitten der hehren Alpenwelt, woselbst er eine Linderung seiner Leiden gesucht, bewahrte er dem Alpenvereine die treueste Anhänglichkeit, so daß er noch auf dem Krankenlager sich die Berichte über die Generalversammlung und sonstige Vereinsangelegenheiten vorlesen ließ, die er mit ungeteiltem Interesse verfolgte. Am Abend des 2. August verschied er im Alter von 73 Jahren nach langem schweren Leiden in Klagenfurt, sein letzter Blick galt dem im Abendsonnenschein erglühenden Mittagskogel und Hochobir.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1903, Folge 17, Seite 210
Gestorben am:
02.08.1903