Wenter Franz sen.
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Biografie:
Absturz eines Führers.
An dem Tage, da in der Rosengartengruppe die zweite Vajolethütte feierlich eröffnet wurde, am 23. August, verunglückte einer der geschicktesten Rosengartenführer, der Löwewirtssohn Franz Wenter ans Tiers, durch Absturz. Am 22. August wurde Franz Wenter im Weisslahnbade von einer Touristengesellschaft für verschiedene Touren im Rosengartengebiete engagiert, und man brach sofort zur Grasleitenhütte auf, woselbst übernachtet wurde. Frühzeitig am anderen Morgen wollte Wenter seine Touristen wieder weit,rführen, allein als dieselben um 6 Uhr noch schliefen, beschloss er, einstweilen in den Treptowkamin hinaufzuklettem, um sich denselben wieder einmal anzusehen. Anfangs gieng alles sehr gut, als er aber in die oberen Partien des Kamins kam und einige von der gewöhnlichen Route abweichende Varianten ausführte, brach plötzlich eine Platte los, an welche Wenter sich geklammert hatte und nun stürzte er sechs Meter tief hinab. Er erlitt dabei eine schwere Verletzung der rechten Hüfte und einen klaffenden Spalt in der Schädeldecke.
In diesem Zustande muss Wenter einige Zeit ohnmächtig gelegen, haben. Als er wieder zu sich kam, begann er um Hilfe zu rufen, und seine Rufe wurden von einem unweit der Grasleitenhütte arbeitenden Träger gehört, welcher die in der Grasleitenhütte befindlichen Führer avasierte. Die Führer begannen sofort den Hang emporzusteigen, und Jos. Scherlin aus Kastelruth war zuerst bei dem Verunglückten. Der Transport desselben zur Grasleitenhütte hinunter gestaltete sich natürlich schwierig und gefahrvoll. Als man in der Grasleitenhütte eingetroffen war, lief ein Bote von dort zur Vajolethütte, um nachzufragen, ob daselbst vielleicht ein Arzt weile.
Den Weg bis zur Väjolethiütte, den man auf zwei Stunden schätzt, legte der Bote in 40 Minuten zurück. In der Vajolethütte, deren neuen Anbau man gerade einweihen wollte, befand sich in der That unter den Festgästen auch Herr Regimentsarzt Dr. Papst aus Wien. Obwohl sich derselbe ich tagsvorher bei einer Besteigung des Kesselkogels (3001 m) einen Fuss verstaucht hatte und nur mühsam gehen konnte, folgte er doch bereitwilligst dem Boten zur Grasleitenhütte, woselbst er den Verunglückten kunstgerecht verband. Es galt nun, denselben nach Tiers zu bringen. Zu diesem Behufe wurde er auf eine Tragbahre gelegt und unter vielen Mühseligkeiten durch das lange Tschamintkal hinuntergetragen.
Quelle: Österreichische Touristenzeitung, Nr. 18, 16. September 1902, Seite 212-213
Gestorben am:
23.08.1902