Walde Alois
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Biografie:
1900 1.Beg.Grasstaller Grießkogel-Nordwestgrat,3160m, (Stubaier Alpen)
1897 1.Beg.Längentaler Weißer Kogel (Weißkogel) von Nordosten,3218m, (Stubaier Alpen)
1.Beg.Hoher Seeblaskogel von Südosten über den Grüne-Tatzen-Ferner,3235m,
(Stubaier Alpen)
Dr. Alois Walde
Im Herbst, am 6. Oktober, haben wir unseren lieben A.H. Walde zu Grabe getragen. Als unser A.H. Heuberger am Grabe den Abschiedsgruß sprach, fühlten wir alle, die Ältesten und die Jüngsten, daß eine starke Persönlichkeit ihrem Wirkungskreis entrückt, daß ein lieber Freund uns entrissen war.
Walde entstammte einer Innsbrucker Bürgerfamilie und war am 30. November 1869 in Innsbruck geboren. Daselbst besuchte er die Volksschule und das Gymnasium, ebenso erschlossen sich ihm hier die Pforten der Alma mater, die er im Jahre 1892 verließ, nachdem er sub auspiciis imperatoris zum Doktor der Philosophie promoviert worden war. Wenn Walde jetzt als Beamter bei der Universitätsbibliothek eintrat, so war dies nur eine Zwischenstellung, die ihm die Vorbereitung auf den akademischen Lehrberuf ermöglichen sollte. Im Jahre 1896 habilitierte er sich an unserer Hochschule, 1907 erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor. Drei Semester später finden wir Walde als ordentlichen Professor an der Universität Gießen, wo er sieben Semester blieb. Im Wintersemester 1912/13 kehrte er wieder an die Universität seiner Vaterstadt zurück. Im Jahre 1914/15 wurde er zum Dekan seiner Fakultät, im Jahre 1916/17 zum Rektor gewählt. Im Jahre 1921 leistete er einer Berufung an die Königsberger Hochschule Folge, seit dem Sommersemester 1923 wirkte er an der Universität Breslau.
Eine stattliche Reihe von Arbeiten auf dem Gebiete der vergleichenden indogermanischen Sprachwissenschaft begründeten seinen Ruf als Sprachforscher in Fachkreisen, sowohl in Österreich und Deutschland als auch im Auslande. Sein umfangreiches Wissen, sein Weitblick und sein Scharfsinn befähigten ihn zu Leistungen von dauerndem Wert. Es sei an das lateinische etymologische Wörterbuch erinnert, das heute zum unentbehrlichen Rüstzeug eines jeden Philologen gehört. Daneben verdankt ihm unsere engere Heimat Tirol die Aufhellung mancher dunklen Fragen seiner Vorgeschichte und zur tirolischen Ortsnamenforschung lieferte er namhafte Beiträge. Seine letzten Jahre waren einem indogermanischen etymologischen Wörterbuch gewidmet, das heuer erschienen wäre, wenn nicht der Tod dem unermüdlichen Gelehrten und Forscher die Feder aus der Hand genommen hätte.
Aber trotz eifriger Forschungstätigkeit und den Mühen des Lehrberufes war Walde keine Gelehrtennatur, die, in ihr Museum festgebannt, die Welt kaum einen Feiertag sieht wie Wagner im „Faust“.
Schon äußerlich schied ihn seine stattliche, lebensfrische Gestalt von der Schar jener gebeugten und bleichen Gelehrtenfiguren, die schon im Diesseits wie Schatten unter warmfühlenden Menschen umherschleichen. Was hat Walde vor jeder Einseitigkeit bewahrt und echtes frohes Menschentum in ihm erhalten? Die Liebe zur Natur und zu ihrer erhabensten Erscheinungsform, zum Hochgebirge und die Liebe zur Kunst, zur Musik, Gefühlskomponenten, die im Gegengewicht zur Kraftkomponente des Verstandes als Resultate jene Harmonie der seelischen Kräfte ergeben, wie sie nur Sonnenkindern des Glücks beschieden ist.
Jeder Sommer führte ihn hinauf in das Zauberreich der Berge, das sich nur jenen erschließt, denen ein empfängliches Herz in der Brust schlägt, die aber auch die Gefahren und Mühen nicht scheuen, die das Reich des Hochgebirges gegen gefühlsarme Schwächlinge abschließen. Noch in den letzten Jahren hat Walde die Schi zum meistern gelernt, um auch den Bergen in ihrer Winterpracht huldigen zu können. In den letzten Ostertagen noch standen wir auf den schibergen des Fotschertales und wohl niemand hätte geahnt, daß er Unermüdliche, Unverwüstliche zum letzten Male die Berge aus nächster Nähe schaute. Seit dem Jahre 1865 gehörte Walde dem akademischen Alpenklub an. Wohl bei den meisten Klubveranstaltungen war er zugegen, nicht nur bei großen Festen, wo selbst der laueste Alte Herr sich seiner Zugehörigkeit zum Klub erinnert, auch in der Klubversammlung, wo ernste Beratungen gepflogen werden, entschied gar oft die Stimme des menschenkundigen Beraters und wie oft glättete er mit einem klugen Wort die Wellen der Erregung, die die jungen Gemüter ergriffen hatte.
Wie schwer werden wir ihn an heiterer Tafelrunde vermissen. Seine sonnige Laune, seine unerschöpflicher Witz belebt sie Stimmung, er war jung mit den Jüngsten, fröhlich mit den Frohen, ohne daß jemals seine Autorität auf dem Spiele stand. Wie oft hat Walde heitere Schargesänge am Klavier begleitet oder durch sein Spiel die Festesstimmung gehoben!
Walde war ein kerndeutscher Mann, nie und nirgends hat er aus seiner freiheitlichen, völkischen Gesinnung ein Hehl gemacht, vielleicht nicht immer zu seinem Vorteile; wir aber waren stolz, einen Lehrer an unserer Alma mater zu wissen, der diese Gesinnung vertrat.
Ein gütiges Geschick hat ihm gegönnt, in seiner Heimat zu sterben, seine letzte Ruhestätte inmitten der Berge zu finden, die ihn immer wieder aus der Fremde zurückriefen.
Sein Bild wird lebendig bleiben in unserer Erinnerung, das leuchtende Bild einer kraftvollen Persönlichkeit eines deutschen Mannes, eines warmfühlenden Freundes und eines frohsinnigen Menschen.
Er wird uns nahe sein, wenn wir im Tale in trauter Runde unserer Besten gedenken, er wird uns als Weggenosse begleiten, wenn wir dem grauen Werkeltag entfliehen und unsere Seele im duftigen Reich des Höhengottes erneuern.
Fidicut!
Quelle: Klubnachrichten des Akademischer Alpenklub Innsbruck, 1924/25, Seite 40-41
Geboren am:
30.11.1869
Gestorben am:
06.10.1924
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