Berchtesgadener Alpen
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Staat(en):
Deutschland
Österreich
Gebirgsabgrenzung:
Salzach von Salzburg bis Bischofshofen -- Mühlbach -- Trockenbach -- Dientner Sattel -- Filzensattel -- Hintertal -- Urslau -- Saalach bis Salzburg
Steinernes Meer - Skiüberquerung
Vor 50 Jahren:
Die erste Überquerung des Steinernen Meeres und die erste Befahrung des Breithorns mit Skiern am 19. und 20. März 1906.
Als ich 1950 an einem wunderschönen Augusttage auf der Schönfeldspitze stand und über die fast endlose Wüste des Steinernen Meeres blickte, da graute es mir beinahe, daß wir, der damalige Oberleutnant Bilgeri und ich, es zum ersten Male wagten, mit Skiern dieses Gebiet zu durchqueren. Nun, wir waren damals zwar nicht mehr die Jüngsten, jedoch mit unseren 32 Jahren in der Vollkraft des Mannesalters, und damit möchte ich dieses Wagnis, denn ein solches war es zu zweit, entschuldigen. Wir dachten damals allerdings nicht im mindesten, daß auch uns etwas passieren könnte. Nicht Sorglosigkeit der frühen Jugend, sondern das Vertrauen auf die eigene Kraft und unsere Bergerfahrung rechtfertigten dieses für die damalige Zeit gewagte Unternehmen. Wir konnten auf keine Markierung rechnen und waren beide noch nie zum Königssee abgestiegen.
Zwei Tage vor Beginn trat ein ganz gewaltiger warmer Föhn ein, welcher mich schon schwankend machte. Bilgeri war damals in Innsbruck. Auf mein Telegramm: „Starker Föhneinbruch, was denken Sie?“ folgte die kurze Antwort: „Nun erst recht!“ Und so trafen wir verabredungsgemäß am 18. März 1906 abends in Saalfelden zusammen.
Beim Bergführer Mosshammer holten wir uns den Schlüssel zum Riemannhau's. Sein Verwundern über den Plan war groß. Er: „Ja, wo wollen S’ denn überhaupt hinaufkommen?“ Wir: „Von Alm über die Buchauer Scharte.
" Er: „Ja, da kunnt's vielleicht geh’n.“
- Ich war vor Jahren einmal, vom Wildalmkirchl herkommend, dort abgestiegen und erkannte die Möglichkeit, da auch im Winter hinaufzukommen. Allerdings waren die im aperen Zustande ganz harmlosen Hänge im Kleide des Winters weit steiler.
Am 19. März 1906 marschierten wir um 5.30 Uhr von Saalfelden ab. Der Urschlauer Bach kam uns, noch unter dem Einfluß des Föhnes, wildbrausend entgegen, nahm auch des öfteren die Straße zu seinem Wege, so daß wir manchmal weit in die Wiesen ausweichen mußten, aber doch gut nach Alm kamen. Ohne Rast setzten wir unseren Weg fort. Der Tag war herrlich. Bilgeri erblickte mit seinen scharfen Augen schon von hier aus oberhalb der Freithofalm mehrere gewaltige Lawinen und sagte ganz gelassen: „Das ist gut so, die tun uns nichts mehr.
" Von hier aus entlasteten wir unsere Schultern um das Gewicht der Skier und zogen sie nach. Das Tragen war damals noch nicht modern, außerdem hatten wir genug an den Rucksäcken zu tragen. Als die Straße zu Ende war, bekamen wir einen gut tragenden Harsch unter die Füße. Das Wandern wurde nun zu einem herrlichen Genuß. Im Kraller Winkel leuchteten die Spitzen im schönsten Rot in einen tiefblauen Himmel hinein. Unsere Bergsteigerherzen hüpften vor Freude, hatten wir doch keine kraftraubende Spurarbeit zu leisten. Die getreuen Rösser zogen zwar nicht uns, sondern wir sie, aber auf diesem idealen Harschteppich spürten wir ja nichts davon. Und so ging es dahin auf dem breiten Rücken, bis zum Jagdhaus auf der „Freithofalm“. Nur kurze Rast
gönnten wir uns, der Auftrieb war zu groß. Von hier aus mußten wir dann einige gewaltige Lawinen queren, und erst weit oberhalb konnten wir die Skier anlegen. In steilen Kehren (wie sanft ist das Gelände doch im Sommer) schraubten wir uns dann empor. Es war nicht leicht, Kanten gab es ja noch keine, die mit nur einem dünnen Schneebelag überzogenen Steilhänge zu meistern, doch um 12 Uhr standen wir schon auf der Buchauer Scharte, und der Blick nach Norden und der zweite Teil des Unternehmens lagen klar vor unseren Augen. Es grüßte uns das Steinerne Meer, der König Waze, der Hundstod, Berchtesgaden, der Untersberg und in weiter Ferne die Heimatstadt Salzburg, im Süden die Pinzgauer Skiberge, die Hohen Tauern, im Westen die Leoganger und Loferer Steinberge usw. Alle im blendenden Kleide des Winters, während im Tale bereits die braunen Wiesen den Frühling ankündigten. Rast gönnten wir uns keine, es war zu kalt, der Forschertrieb zu groß und die Kraft noch lange nicht zu Ende.
Und nun fuhren wir hoffnungsfreudig hinein ins Steinerne Meer, ohne jede Kenntnis, auf uns selbst gestellt. Die Nordseite hatte etwas mehr Schnee. Wir glitten hinunter, umfuhren den Nordgrat der Schönfeldspitze, hatten vielen aperen Stellen auszuweichen und erreichten um 13.30 Uhr das Riemannhaus. Hier natürlich begann
die Hüttenarbeit, Türen und Fenster auf, Rauchfang freilegen, alte Luft hinaus-, neue hereinlassen, einheizen; Rauch abziehen lassen usw.
Dann folgte ein spartanisches Mal, und am Nachmittag fuhren wir, um nicht untätig zu sein, auf das Breithorn (erste Befahrung mit Skiern). Das Wetter war noch immer gut, der Hochgebirgszauber umgab uns mit all seinen Reizen. Nadi einer schneidigen Abfahrt langten wir wieder am Riemannhaus an, während langsam der Abend
kam. Ein schöner Bergtag war vergangen, das Glück war uns hold gewesen, und so schlummerten wir bald traumlos hinein in den nächsten Tag.
20. März 1906:
Doch was war das heute? Nicht siegreich stieg die Sonne empor, sondern durch einen milchigen Dunst blickte sie trüb herunter, schlechtes Wetter lag in der Luft. Kurz entschlossen gaben wir den Gedanken, noch einen Tag herobenzubleiben auf, und es war, wie es sich im Verlauf des Tages erwies, gut so. Um 6 Uhr verließen wir das Riemannhaus und fuhren voll Erwartung hinein in das uns nun völlig unbekannte Gebiet. Fahrtechnisch war es nicht schwer, auch die Orientierung nicht. Die Schönfeldspitze grüßte zum Abschied. An ihrem Nordfuße umfuhren wir sie wieder, gelangten auch bald in den Buchauer-Scharten-Graben und gar bald zum Funtensee und zur Alten und Neuen Funtenseehütte (Kärlingerhaus).
Den Weg weiterzufinden war für uns Neulinge nicht leicht, denn keine Markierung wies ihn uns, doch an Hand der Karte fanden wir ihn bald, und nun ging es hinab, manchmal so steil und harschig, daß wir zu Fuß gehen mußten. Dann aber, sobald es halbwegs möglich war, fuhren wir hinab, bis uns eine gähnende Leere entgegenstarrte, die „Saugasse". Klammartig ist sie eingeschlossen, von links und rechts drohten sturzbereite Schneebalkone und erforderten größte Vorsicht. Der Skier entledigt, stapften wir vorerst im tiefen Pulverschnee, dann aber bald am Allerwertesten abfahrend, jeden Laut vermeidend, hinunter in die grausige Tiefe der gefürchteten Schlucht. Sie war uns gnädig. Aufatmend standen wir bald an ihrem Fuß, und die Skier traten wieder in ihre Rechte. Hinunter ging es dann zur Schreinbachalm und mehr oder weniger genußreich zum Königssee, an dessen Ufer wir eine kleine Rast einschalteten.
Über dem Obersee grüßten uns die beiden Teufelshömer im tiefen Winterkleid, und talaus sprang uns schon der Lenz entgegen. Im hellen Sonnenschein hielten wir, zum großen Erstaunen seiner wenigen Bewohner, Einzug in St. Bartholomä. Das Steinerne Meer lag hinter uns, die erste Befahrung des Breithorns und die erste Überschreitung des Steinernen Meeres mit Skiern waren gelungen.
Josef Zwick
Quelle: Der Bergsteiger 1955-56, Heft 07 April 1956
Gipfel der Gebirgsgruppe:
Achenkopf (Berchtesgadener Alpen)
Achselhorn
Ahornbüchsenkopf
Alhorn
Alpawand
Alpelhorn
Alpeltalkopf Nördliche
Alpeltalkopf Südlicher
Alphorn
Alpriedelhorn (Steinernes Meer)
Ameisnockenköpfe
Archenkopf Großer
Archenkopf Kleiner
Bärenkareck
Barmstein Großer
Barmstein Kleiner
Berchtesgadener Hochthron
Bettriedl
Blaueisspitze
Blaueisturm Erster (Nordturm)
Bramersofenkopf
Brandhorn (Steinernes Meer)
Bratschenkopf Großer
Bratschenkopf Kleiner
Breithorn (Steinernes Meer)
Brettriedel (Berchtesgadener Alpen)
Die Drei Docke
Dötzenkopf
Drei Jäger
Dreisselberg
Dürreckberg
Edelweißlahner
Eibleck
Eiblhöhe
Eisberg
Eishörnl
Fagstein
Feldkogel
Feuerhörndl Hinteres
Feuerhörndl Vorderes
Finsterbachkopf
Flachfeld
Floßkogel
Freieck Hinteres
Freieck Vorderes
Funtenseetauern
Gamsalmkopf
Gamskarkogel
Gamsleitenkopf Großer
Gamsleitenkopf Großer
Gamsleitenkopf Großer
Gamsleitenkopf Großer
Gamsleitenkopf Kleiner
Geiereck
Gerhardstein
Gernhorn
Gerstfeld Hohes
Gjaidkopf
Glunkerer
Göll Hoher
Gotzentauer
Grandlspitz
Graskopf (Steinernes Meer)
Grieskogel (Berchtesgadener Alpen)
Griesspitze
Großer Bruder
Großer Hachelkopf
Grundübelhorn Großes
Grundübelhorn Kleines
Grundübelturm
Grünkopf
Grünstein
Grünwandkopf
Hanauerlaub
Häuslhorn Großes
Häuslhorn Kleines
Heubergkopf Großer
Hifelwand
Hinterberghorn
Hinterbergkopf
Hirschangerkopf (Reichenhaller Hochthron)
Hirscheck
Hirschwiese
Hirschwieskopf
Hocheck (Berchtesgadener Alpen)
Hocheck-Mittelspitze
Hocheck-Südspitze ( Schönfeldspitze )
Hocheisspitze
Hochfeldköpfe (Berchtesgadener Alpen)
Hochgschirr
Hochkalter
Hochkammerlinghorn
Hochkönig
Hochkranz
Hochponeck
Hochsäul (Berchtesgadener Alpen)
Hochschlegel
Hochseeleinkopf
Hochseiler
Hochstellkopf
Hochstreif (Steinernes Meer)
Hochtramel
Hochwandl
Hochwies
Hohes Brett
Hollermaishorn
Hundshorn Großes
Hundsschädel Großer (Steinernes Meer)
Hundstod Großer
Hundstod Kleiner
Jägerbrunntrog
Jenner
Kahlersberg
Kammerlinghorn
Karkopf (Berchtesgadener Alpen)
Kehlstein
Klammltürme
Kleiner Bruder
Kleinkalter
Kneifelspitze
Knittelhorn
Kohlhaufen (Steinernes Meer)
Königsköpfl
Kopfstein
Kragenköpfe
Kratzspitze
Laafeld Hohes
Lammkopf
Langeck (Steinernes Meer)
Laubwand (Lawand)
Lausköpfe
Leimbichlhorn
Lengtalschneid
Litzkogel
Manndlköpfe (Steinernes Meer)
Marterlkopf (Steinernes Meer)
Mitterhorn (Steinernes Meer)
Mittlerer Bruder
Mooslahnerkopf
Mühlsturzhorn Großes
Mühlsturzhorn Kleines
Neuhütter
Nixriedel
Oberer Plattelkopf
Ochsenkopf
Ofentalhörnl (Berchtesgadener Alpen)
Palfelhorn Großes
Palfelhorn Kleines
Palfelhorn Kleinstes
Palfelkopf
Persailhorn
Pflughörndl
Pitzkogel
Pointelkopf
Poneck
Praghorn
Predigtstuhl (Berchtesgadener Alpen)
Predigtstuhl (Lattengebirge - Berchtesgadener Alpen)
Prunnerkopf
Prünzelkopf
Rabenwand
Raucheck (Berchtesgadener Alpen)
Rauchkopf
Rauheck (Berchtesgadener Alpen)
Rauher Kopf (Berchtesgadener Alpen)
Reinersberg
Reißhorn
Reiter Steinberg
Rifflkopf (Berchtesgadener Alpen)
Rotleitenschneid
Rotofenturm Kleiner
Rotofenturm, Großer
Rotpalfen ( Wasserwandkopf )
Rotspielscheibe
Salzburger Hochthron
Sattelkopf Großer
Sattelköpfe Kleine
Schartenkopf (Steinernes Meer)
Schärtenspitze (Berchtesgadener Alpen)
Schärtenwand
Scheekarkopf
Scheereck
Schindlkopf
Schneeklammkopf Großer
Schneeklammkopf Kleiner
Schneiber
Schneibstein
Schoberkopf Östlicher
Schoberkopf Südwestlicher
Schöneck (Steinernes Meer)
Schönfeldspitze (Steinernes Meer)
Schönwandeck
Schossenkopf
Schottmalhorn
Schottmalhorn (Steinernes Meer)
Schottwies
Seehorn
Selbhorn (Steinernes Meer)
Sigeretkopf
Signalkopf (Bayer. Löwe)
Simetsberg
Sommerstein (Steinernes Meer)
Stadelhorn
Stangenkopf
Stanglahnerkopf
Stegerturm (Berchtesgadener Alpen)
Steinberg
Steinerne Agnes
Steintalhörnl
Streichenbeil
Stuhlwand (Berchtesgadener Alpen)
Taghaube
Tanntalkopf Mittlerer
Tanntalkopf Östlicher
Tanntalkopf Westlicher
Tenneck Hohes
Teufelshorn Großes
Teufelshorn Kleines
Teufelsturm
Törlkopf (Berchtesgadener Alpen)
Törlwieskopf Großer
Törlwieskopf Kleiner
Torsäule
Toter Mann
Tristkopf (Berchtesgadener Alpen)
Übeleck
Unterer Plattelkopf
Viehkogel
Vierrinnenköpfe
Vorderberghörnl
Wagendrischlhorn
Wartstein
Wartsteinwand (Scharnstein)
Watzmann Kleiner
Watzmann-Jungfrau
Watzmannkind Drittes
Watzmannkind Erstes
Watzmannkind Fünftes
Watzmannkind Zweites
Weitschartenkopf Großer (Berchtesgadener Alpen)
Weitschartenkopf Kleiner (Berchtesgadener Alpen)
Wildalmkirchl (Steinernes Meer)
Wildalmriedel (Blühnbachkopf)
Wildalmrotkopf
Wildpalfen
Wimbachschneid
Windbachkopf (Steinernes Meer)
Wurmkopf (Steinernes Meer)
Zinkenkogel
Zirbeneck
Höchster Gipfel der Gebirgsgruppe:
Hochkönig
Höhe:
2.941 m