Nordwestverschneidung - "Gelbe Verschneidung"
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Routen Details:
Peternschartenkopf, 2057 m (Gesäuseberge). 1. Begehung der Nordwestverschneidung am 13. Juni 1954 durch Walter Almberger und Hans Stampfer.
Der Einstieg erfolgt ungefähr in der Fallinie des sich 60 m oberhalb befindlichen gelben, auffallenden Daches der Nordwestverschneidung. An einer Rippe 8 m empor und den Plattenschuß leicht ansteigend 35 m nach rechts querend, bis ein Pfeiler knapp links der großen Verschneidung erreicht ist. An diesem Pfeiler 10'm gerade hoch und einige Meter schräg nach rechts unter einen wasserüberronnenen Überhang. Nach dem Überhang 2 Seillängen gerade in der Verschneidung bis unter das große, gelbe Dach empor (Haken). Unter dem Dach 6 m nach links querend an die Kante und wieder 10 m gerade aufwärts unter eine gelbe, 50 cm dicke, abgespaltene Rippe. An dieser Rippe emporkletternd und im öfters unterbrochenen Riß schräg nach links weiter, bis man nach 40m einen Trittschlingenstandplatz erreicht (äußerst schwierige Seillänge mit Mauerhaken). 3 m nach links zu einem Dornenstrauch und eine Seillänge im Kamin empor, wobei zwei brüchige Klemmblöcke überklettert werden. Vom zweiten Klemmblock im rechten Riß IG m bis unter ein gelbes Dach hinan und mitten am Überhang 3m nach links querend, dann schräg nach links weiter zu einem Biwakplatz. Einige Meter rechts in eine Nische. Über eine steile Platte 15m links hochkletternd, bis ein guter Standplatz erreicht ist (Haken). Eine glatte Platte 3m aufwärts und unter einem Wulst 7m Quergang nach rechts. Zuerst durch einen Riß, dann über einen Pfeiler gerade aufwärts zu schlechtem Stand. Mittels weiten Spreizschrittes nach links an die äußerste Kante und in einem feinen Riß 6m gerade hoch in eine sehr abdrängende Nische. Über eine senkrechte und rauhe Platte 5 m nach links querend und damit auf einen kleinen Absatz. Nun in der aufstrebenden Verschneidung 25m weiter 'zu Stand (sehr schwierig, Mauerhaken). Die nächste Seillänge leitet über etwas leichteren Fels (pfeilerartig) 40'm gerade empor, worauf man einen weiten Kessel erreicht, der auch den Ausstiegsboden der Nordverschneidung (Anstieg Peterka-Kofler-Proksch, 1929) bildet.
Felshöhe 400 m, Schwierigkeitsgrad VI +, Kletterzeit der Erstbegeher 13 Stunden (ohne Biwak), wobei 38 Mauerhaken verwendet wurden.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1959, Folge 1305, Seite 114-115
Quelle: Der Gebirgsfreund 1959, Seite 47;
Quelle: Jahresbericht der Hochtouristengruppe Bergland der Sektion Wien 1958-60, Seite 51
Erstbegehung der „Gelben Verschneidung" (über VI +) in der Peternschartenkopf-Nordwestwand im Haindlkar (Gesäuse).
Im Herbst 1953 kam mein Freund und Seilgefährte Walter Almberger auf die Idee, die „Gelbe Verschneidung“, auch Todesverschneidung genannt, zu durchsteigen. Wir trainierten den ganzen Winter, um die richtige Ausdauer und Zähigkeit zu erhalten. Im Jahre 1954 waren wir fest entschlossen, die erste Durchkletterung dieser „Gelben Verschneidung" durchzuführen. Am 23. Mai unternahmen wir eine Erkundungstour. Wir gingen über den Peternpfad zum Einstieg. Es war schönes Wetter. Wir sahen uns die Tour genau an und besprachen sie, zuletzt machte ich noch eine Aufnahme. Wir rüsteten für die Tour, wir fertigten Haken verschiedener Größe an, machten verschiedene Holzkeile usw. Endlich kam der Tag, der 13. Juni 1954. Wir waren nach 2 1/2 stündigem Aufstieg von der Haindlkarhütte beim Einstieg. Wir hielten ein wenig Rast, um einen kleinen Imbiß zu uns zu nehmen. Unsere Blicke wanderten hoch zu der mächtig überhängenden Wand, in der eine Art Rißverschneidung durchführt. Bange Fragen begleiteten uns. Werden wir durchkommen? Als wir fertig waren, machte Walter die Seile auf und knotete sich an. Ich brachte noch schnell meinen Rucksack und folgte seinem Beispiel, und dann ging es los. Vorerst einige Meter hoch, um auf einem schmalen unterbrochenen Rasenband die ganze Seillänge nach rechts zu queren. Von dort geht es über nassen, vom roten Lehm schmierigen und brüchigen Fels hoch zu einem kleinen Überhang. Von diesem rann das Wasser herab, aber es half nichts, wir mußten darüber. Gewandt wie eine Katze arbeitete sich Walter hinauf. Zu seiner Freude fand er einen Haken, der von unseren Vorgängern stammte, die leider abgeblitzt waren. Es dauerte nicht lange, so hörte ich den Ruf „Nachkommen"! Nach dem Überhang folgte eine stumpfe, lehmige Wasserverschneidung. Als ich bei Walter anlangte, sah ich ober uns ein großes Dach, das ungefähr fünf Meter hinausragte. An diesem Standplatz hat Walter einen Haken geschlagen. Von da aus ging es nach links über eine Kante, wo Walter meinen Blicken entschwand. Ich hörte nur mehr sein wiederholtes „Hans, paß auf" oder „Seil nach", dann nur mehr ein Rumpeln, das von abgelassenen Felsblöcken herrührte. Endlich nach längerer Zeit hörte ich wiederum „Nachkommen"! Als ich nach dieser Querung um die Kante sah, wußte ich alles. Walter saß ober mir unter einem mächtigen Überhang. Vor mir lag ein furchtbarer Schotterhaufen. Einige Zeit danach, als das Seil zu Ende war, hörte ich von oben einen Jauchzer und gleich darauf „Hans, fertigmachen zum Nochkemma“! Endlich, mir tat schon alles weh, ich mochte ungefähr sechs Stunden mit der halben Sitzfläche auf einem kleinen Platz gesessen sein. Walter zog noch mittels einer langen Reepschnur den schweren Rucksack hoch, dann folgte ich. Es war für mich ebenfalls eine Probe auf Kraft und Ausdauer. Zentimeter um Zentimeter arbeitete ich mich vorwärts. Nach ungefähr zwei Stunden war ich bei Walter angelangt, der mich in Steigschlingen stehend gesichert hatte. Wir wechselten im Standhaken schnell unsere Seile, dann nahm ich Walters Platz ein, der inzwischen einige Meter nach links in einen breiten Riß gestiegen war. Er ging den Riß senkrecht hoch und bald entschwand er wieder meinen Blicken. Nach einiger Zeit hörte ich das erlösende „Nachkommen", denn es war nicht angenehm, längere Zeit in den Schlingen zu stehen. Ich querte in den Riß ein, um dann senkrecht hochzugehen. Ungeheure rotbrüchige, überhängende Felsblöcke mußten überwältigt werden. In der Mitte des Überhanges schlug Walter einen Haken, dann machte er eine kurze Querung nach links und verschwand abermals aus meinen Augen. Kurze Zeit später hörte ich laute Freudenschreie. Ich war schon sehr neugierig, was da oben los war, und wartete schon ungeduldig auf das Losungswort „Nachkommen“, das auch kurze Zeit darauf folgte. Ich kam zum Überhang hinauf, querte ebenfalls nach links hinaus und war in wenigen Minuten bei meinem Freund. Wir befanden uns auf einem großen grasbewachsenen Plateau, auch eine Höhle war in der Nähe, wo es sich wunderbar biwakieren ließ. Hier machten wir es uns gemütlich, ich packte aus meinem Rucksack etwas Proviant, den wir hungrig verzehrten. Leider hatten wir nichts zu trinken mit, so hatten wir nur die einzige Qual, das Durstleiden. Dennoch konnten wir unseren Mut und Frohsinn nicht verlieren. Es war inzwischen 6 Uhr abends geworden. Die Sonne verschwand hinter düsteren Wolken, die sich gesammelt hatten. Werden wir morgen schlechtes Wetter bekommen? Sollen wir hierbleiben? Wir hatten noch drei Stunden Zeit bis zum Finsterwerden. Würden wir dennoch hinauskommen? Diese Fragen beschäftigten uns, bis wir uns dennoch entschlossen hatten, weiterzugehen. Diese Seillänge führte nach links über Platten hoch, war etwas leichter und daher schneller zu nehmen. Dann folgt eine schwere, ungefähr sieben Meter lange Querung nach rechts, um dann senkrecht einige Meter hoch in eine Nische zu gelangen. Von dort führt wiederum nach links sehr ausgesetzt und überhängend die Ausstiegsverschneidung hoch. Inzwischen fing es an zu dunkeln. Wir gaben für die letzten schweren Seillängen das Letzte her, um dennoch den Gipfel zu erlangen. Im letzten Stück der sogenannten Ausstiegsschlucht überraschte uns die Dunkelheit. Der Nebel war eingefallen, aber der Gipfel war uns schon nahe. Endlich, nach 13 Stunden, um 20.45 Uhr, erreichten wir ihn. Dann begannen wir langsam und vorsichtig den Abstieg über den Peternpfad zur Haindlkarhütte, die wir um 12 Uhr nachts erreichten.
Hans Stampfer, Hieflau (Steiermark)
Quelle: Der Bergsteiger 1954-55, Heft 08 Mai 1955, Seite A 113
Erste Winterbegehung durch W. Almberger und E. Kühleitner am 27. und 28.12.1957 (zugleich 3. Begehung)
Datum erste Besteigung:
13.06.1954
Erste(r) Winter-Besteiger(in):
28.12.1957
Gipfel:
Peternschartenkopf nordöstlicher - Südwestgipfel
Erste(r) Besteiger(in):
Almberger Walter
Stampfer Hans
Erste(r) Winter-Besteiger(in)
Almberger Walter
Kühleitner E.