Stürmer Friedrich

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Biografie:
geboren in Brunn (Österreich)
gestorben in Brünn (Österreich)

Am 14. Feber 1985 wurde unser lieber Klubkamerad im Friedhof von Brunn am Gebirge begraben. Er wurde in Brunn geboren, in Brunn hat er seine Jugend verbracht, seine Familie gegründet und dort ist er schließlich gestorben.
Außer seinen Verwandten fanden sich viele Menschen am Friedhof ein, die ihm das letzte Geleit gaben. Wieso so viele Menschen? Weil Fritzi ein freundlicher, liebenswerter und verläßlicher Bergkamerad war. Alle, die ihn auf seinen zahlreichen Bergfahrten kennenlernten, haben ihn verehrt und bewundert.
Seine alpine Laufbahn begann 1934 in den Klettergärten im südlichen Wienerwald. Dann folgten Klettertouren im Rax- und Schneeberggebiet, im Gesäuse und Skitouren in den Niederen Tauern. 1936 Bergfahrten in der Granatspitzgruppe und in der Glocknergruppe (1. Begehung des Totenkopf-Nordwestgrates). Abschluß dieser Fahrten sollte die Pallavicinirinne sein. Eine Wächte zwischen Groß- und Kleinglockner löste sich und riß zwei
Zweierseilschaften im obersten Drittel der Rinne in die Tiefe. Fritzi kommt mit ein paar gebrochenen Rippen und einer Gehirnerschütterung davon. Sechs Wochen später steigt er frohgemut durch die Dachsteinsüdwand (Steinerweg). Es folgen zahlreiche schwierige Bergfahrten und das Studium. Er ist von der Natur, insbesonders von der Bergwelt begeistert. Kein Wunder, daß er Mittelschulprofessor für Turnen und Geographie wird. Aber zur Ausübung seines erlernten Berufs kam es nicht. Es kam der Krieg.
Friedrich Stürmer kehrte heim: Oberschenkel amputiert.
Gegen sich selber ist er hart. Er übt mit ungeheurer Energie und mit dem ihm eigenen eisernen Willen, absolvierter als einer der ersten, erfolgreich den Skikurs für Beinamputierte und wird ein ausgezeichneter Skiläufer. Mehrmals ging er als Sieger aus Skirennen für Invalide hervor. Auch das Klettern muß jetzt frisch erlernt werden. Im Klettergarten wird jeder Steig zweimal gemacht. Einmal mit und einmal ohne Prothese. Als ihm schließlich mit Hilfe seiner Kameraden die erste schwierige Felsfahrt wieder gelingt, da merkten seine
Freunde erst, welch ungeheure Glückseligkeit ihm dadurch erwachsen ist.
Diese Tour gab ihm wieder Hoffnung und Ansporn für sein weiteres Leben. Er machte wieder Pläne, verwirklichte viele davon, als hätte er zwei Beine gehabt. Seine Prothese hat er zum Bergsteigen selbst umgestaltet. Das körperferne Ende trug eine Gummisohle mit Profil. Für Eis und harten Schnee konnte er einen eisernen Dreizack einschrauben; im Winter große Schneeteller an den Stöcken und bei der Abfahrt natürlich die Krückenski. Mit dieser Sonderausrüstung hat er viele Touren in den Ost- und Westalpen ausgeführt.
So hat sich Fritzi, trotz schwerster körperlicher Behinderung, Lebensfreude, unvergeßliche Erlebnisse und Selbstbestätigung buchstäblich erkämpfen müssen. Er hat sie reichlich genossen.
Die schweren psychischen und physischen Anstrengungen, die notwendig waren, um das
Leben als Invalide zu meistern, verursachten schließlich doch einen schnelleren Verschleiß
seiner Lebenssubstanz. Dadurch wurden die letzten zwei Jahre ein Kampf gegen Krankheit
und Siechtum. Er war eine Kämpfernatur und war gewohnt zu siegen. Beim letzten Kampf
aber war der Gegner zu mächtig.
Hans Hold
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1985, Seite 97 f


Geboren am:
06.11.1914
Gestorben am:
06.02.1985

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