König Erich (Denkendorf)

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Biografie:
geboren in Dessau (Deutschland)
gestorben in Großhesselohe (Deutschland)

Erich König, der Herausgeber des Prachtwerkes "Empor!" (1906) mit den Briefen und dem Tagebuch von Georg Winkler und Fahrtenschilderungen unternehmungsfreudiger jüngerer Bergsteiger, feierte am 3. Februar den 70. Geburtstag.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1938, Folge 3, Seite 72

Quelle: Mitteilungen des DAV 1950, Seite 9

Erich König 85 Jahre.
Am 3. Februar tat Erich König den "gottgewollten Schritt" in sein 86. Lebensjahr, draußen in Großhesselohe vor München, wo er vor einem halben Jahrhundert "Empor", das Gedenkbuch für Georg Winkler, zusammenfügte. Von denen, die damals als junge Bergstürmer mitschufen, vermochten ihm einige auf die Höhe des Alters zu folgen: Delago, Ittlinger, Hübel, Bauriedl, Heckel, Oppel, Pichl ... Die deutsche Bergsteigerschaft soll sich bewußt sein, daß diesen Zeugen einer klassisch gewordenen Zeit Dank und Verehrung gebührt.
Quelle: DAV Mitteilungen 1953, Heft 3, Seite 42

Abschied von Erich König
Am 5. Februar starb in Großhesselohe bei München Erich König, einer der letzten Bergsteiger aus der klassischen Zeit des Alpinismus. Am 3. Februar hatte er sein 88. Lebensjahr vollendet, und die Geburtstagsblumen standen zwei Tage später an seinem Bett, als er sanft entschlief. Zeitlebens war er ein unruhiger Geist gewesen, ein Feuerkopf, rastlos schöpferisch tätig, immer neue Ideen zur Verwirklichung drängend. Voller Lebensbejahung, Willenskraft, Menschengüte und Naturliebe! Vital bis in sein patriarchalisches Alter! Ich kenne keinen anderen alten Menschen, der so gerne und herzlich lachte wie Erich König. Aus seinen blauen Augen sprühte Jugendfeuer und Begeisterung für alles Schöne, und sein Kopf mit der hohen Stirn und dem weißen Bart war der eines Propheten aus biblischer Zeit.
Seine Mutter war eine ungarische Schauspielerin, sein Vater ein Marineoffizier aus Friesland, dem 1870 das Normannenmeer zum Grab wurde.
Geistesverwandt und befreundet mit Guido Eugen Lammer durchstreifte er, gerne und häufig alleingehend, die damals noch unwirtlichen Berge. Im Sommer wie im Winter!
In den ältesten Tourenbüchern von Hinterbärenbad stehen die ersten Einträge des Zwanzigjährigen. Mit Schneereifen stapfte er im Januar 1887 auf die Pyramidenspitze, dreimal stand er 1888 auf der Ellmauer Halt, und einmal wäre er von der Roten-Rinn-Scharte beinahe in den Tod gestürzt. Mit dem ersten autorisierten Kaiserführer Thomas Widauer gelang Erich König im Dezember 1888 die erste Winterbesteigung des Treffauers. An dem damals noch unerstiegenen Predigtstuhl erlebte er 1890 sein schlimmstes Abenteuer. Mit zwei minder gewandten Gefährten verstieg er sich im Nebel im steilen Plattengewänd. Absturz - Biwak! König schlug sich zur Wochenbrunner Alm durch, um Hilfe für die Kameraden zu holen. Und dann kamen die verwegensten Männer aus Ellmau mit 150 Meter Glockenseilen, und während die Frauen in der Kirche beteten, bargen sie am Predigtstuhl die Verstiegenen. Noch vor zwei Jahren war es dem alten König vergönnt, auf der Wochenbrunner Alm Erinnerungen aufzufrischen.
Der junge König fühlte sich außer im Wilden Kaiser besonders im Allgäu heimisch. 1891 ließ er sich von einem Küfer und Sattler in Oberstdorf die ersten Ski nach einer Zeichnung von Fridtjof Nansen machen und gründete einen Skiklub. Im ersten Weltkrieg stand er im Schneeschuhbataillon an der Front. Mit den noch lebenden Bergmalern Otto Bauriedl und Adalbert Holzer verband ihn innige Freundschaft. Sie waren seine Gefährten auf mancher schneidigen Bergfahrt im Wetterstein und Karwendel. Rudolf Schietzold, Anton Schmid, Tita Piaz und Hermann Delago bestanden mit ihm Wagnisse im damals schwierigsten Fels: Saß Maor, Cima Bella Madonna, Kleine Halt von Nordosten, Punta Emma, Piazturm, Delagoturm, Guglia di Brenta
Am 14. Oktober 1906 nahm er an einer Jubiläumstour auf das Totenkirchl teil (25 Jahre seit der Erstersteigung). Unter den Gefährten waren Professor Merzbacher, Delago, Hübel, Her-mann Roth u. a.
Die Erich-König-Höhle am Totenkirchl, die ihm und schon manchem anderen bei Schlechtwetter Zuflucht war, wird noch lange an ihn erinnern.
Aber nicht nur als Bergsteiger, sondern auch als alpiner Schriftsteller ist Erich König hervorgetreten. Er war ein Revolutionär, ein eigenwilliger Neuerer mit der Feder, dessen Pathos und Subjektivismus die bürgerliche Gesellschaft er-schreckte. Als wertvollstes Werk schuf er "Empor", das Gedenkbuch für den 1888 am Weißhorn verunglückten Georg Winkler. Mit Zeichnungen von Bauriedl und Textbeiträgen der namhaftesten Bergsteiger um die Jahrhundertwende: Guido Eugen Lammer, Hermann Delago, Otto Ampferer, Josef Ittlinger, Paul Hübel, Otto Oppel, Eduard Pichl u. a. Seine Absicht umriß Erich König mit folgenden Sätzen: "Um Arbeiten konnte es sich nur handeln von besonderer Eigenart, von psychologischem Reiz. Um Marksteine in der Entwicklung des Alpinismus. Und gerade die Seelenstimmung, bei denen der Feigling im Menschen im Kampf mit dem Ritter im Menschen sie waren mir wertvoll."
Gegen "Empor", seinen Erlebnisgehalt und Wert als Zeitdokument, verblaßt Erich Königs Erinnerungsbuch „Mit Rucksack und Eispickel" und seine Lehrschrift "Alpiner Sport". Vergessen werden darf hier auch nicht der Philosoph und Weltbesserer Erich König, der die Bedrohung der menschlichen Existenz im Atomzeitalter erkannte und sich als lebens-bejahender Optimist dagegenstemmte. Hochbetagt verfaßte er eine "Predigt an alle Völker der Erde", eine "Welt-Friedens-Kunde", und begründete eine "Internationale Welt-Friedens-Kameradschaft".
Nun wurde er abberufen in den einzigen unantastbaren Frieden dieser Welt, ins Jenseits. Der vergangene Herbst bescherte ihm noch die Erfüllung seines letzten Lebenswunsches: den Besuch des Grabes seiner ersten Frau bei Abbazia. Am 2. Oktober 1955 schrieb er mir von dort: ,.Es drängt mich, Dir von meinem Freund, dem Südmeer zu schreiben. Auf allen Bergen, die man hier sieht, dem Velebitgebirge, dem Monte Maggiore, den Chersobergen, stand ich einst und freute mich stets dieses märchenhaften Südmeeres, das ich oft mit Fischern durchfuhr. Daß meine Frau die letzten, zehn Jahre ihres Da¬seins an dieser herrlichsten aller Rivieren der Welt verbringen konnte, war ein großes Gottesgeschenk ..." "Fühle mich sehr wohl", schrieb der 87jährige damals. Und dann kam Mitte Januar eine Nachricht: "Schwer erkrankt ..." Der Winter war hart. Erich König ließ sich aus dem Alpenvereinsjahrbuch 1953 vorlesen, aus den Erinnerungen seines Freundes Schietzold an jene, denen er am Berg begegnet. So nahm er von manchen Abschied, obwohl er noch leben wollte.
Im Jahre 1889 schrieb Erich König seiner Großmutter: "Wenn ich sterbe, möchte ich auf dem Sonneck im Wilden Kaiser begraben werden ..." Dieser Wunsch blieb ihm versagt. Er ruht im Friedhof von Pullach im Isartal, nahe einem anderen großen Bergsteiger: Josef Ittlinger. Als wir an seinem Grabe von ihm Abschied nahmen, war ein frostiger Tag und frischer Schnee fiel auf Tannengrün und die Blumen der Kränze.
F. Sch.
Quelle: DAV Mitteilungen 1956, Heft 2, Seite 26

Erinnerung an Erich König.
Ein Satz in der trefflichen Würdigung Erich Königs im Februarheft der „Mitteilungen des DAV" hat eine Erinnerung geweckt, die dem dort entworfenen Bild des prächtigen Menschen, Bergsteigers und alpinen Schriftstellers vielleicht als kleine Ergänzung hinzugefügt werden kann: Erich König als Soldat! — Als im Spätherbst 1914 zum Eintritt in das kgl. bayer. Schneeschuhbataillon I, die erste in München aufzustellende deutsche Gebirgstruppe, aufgerufen wurde, stand Erich König im 47. Lebensjahr, hatte also die Grenze des Landsturmalters längst überschritten. Das hinderte ihn aber nicht, sich zusammen mit seinem Freund Rauriedl zu der neuen Truppe "mit Schwartling und Gewehr" zu melden. Als „Ski-Freiwillige" machten die beiden bärtigen Männer neben den 20-25jährigen in der 2. Kompanie unter Hauptmann Eugen Oertel den Ausbildungsdienst zu Fuß und die nicht minder anstrengenden Übungswochen auf den Bretteln im Gebiet von Bayrischzell mit und rückten Anfang Januar 1915 mit dem von Major Alfred Steinitzer geführten Bataillon an die Vogesenfront ab, wo ein schneereicher, langer Winter der Skitruppe vorzügliche Einsatzmöglichkeiten gab. Oertel übertrug Erich König die Führung des Kriegstagebuchs der Kompanie; das war so recht nach dessen Geschmack! Von keinerlei Kommißstil angekränkelt, füllte er Seite um Seite des Buches mit dem ihm eigenen dichterischen Schwung; noch heute erinnere ich mich seiner begeisterten Schilderungen der wahrhaft märchenhaften Rauhreif wälder, die wir in solcher Schönheit aus dem Hochgebirge nicht kennen. Manche Abendstunde hat uns die Vorlesung aus diesem wohl einzigartigen Kriegstagebuch im Kreise der Kompanieoffiziere herzlich erfreut, und es ergab sich von selbst, daß der Ski-Freiwillige König, sowenig er von irgendeiner Bevorzugung 'gegenüber seinen Kameraden wissen wollte, manche Stunde mit uns verbrachte und uns mit dem jugendlichen Feuer seiner Erzählungsgabe aus dem rauhen Kriegsgeschehen in die schönere Welt alpinen Erlebens versetzte. Er hätte ja auch kaum einen verständnisvolleren Kompaniechef haben können als gerade Eugen Oertel! In den "Mitteilungen" hat er später (1915, Nr. 11/12) einen besonders spannenden Ausschnitt aus seinen Kriegserlebnissen ("Auf dem Schnepfenriedkopf bei Metzeral") veröffentlicht. - Als sich lange Wochen nach Ostern 1915 der Schnee allmählich auf den Hauptkamm der Vogesen zurückzog und dort an Stelle der einzelnen Stützpunkte, die unseren Skistreifen weite Vorstöße ins feindliche Hinterland ermöglicht hatten, zusammenhängende Stellungen zu bilden begannen, war die Zeit der nicht mehr dienstpflichtigen Ski-Freiwilligen abgelaufen. Erich König durfte den in Ehren getragenen Soldatenrock ausziehen. Erst nach dem Krieg führte uns die Sektion Alpiner Ski-Club München wieder zusammen, die nun mit ihm ihr ältestes Mitglied verloren hat; einen bis zum Ende bergbegeisterten Mann, der 70Jahre lang dem Alpenverein die Treue gehalten hat.
Dr. K. Hoffmann
Quelle: DAV Mitteilungen 1956, Heft 3, Seite 53

König Erich,Denkendorf,später Stuttgart,München-Großhesselohe
Bildquelle: http://www.historisches.alpenarchiv.org
1887 Winterbest.Pyramidenspitze,
1888 Best.Ellmauer Halt, 2344m, (Wilder Kaiser)
1888 1.Winterbest.Treffauer,2304m, (Wilder Kaiser)
1895 1.Beg.Ellmauer Halt-Rinne zwischen Treffauer Kaiser und Kaiserkopf,2344m, (Wilder Kaiser)
1895 1.Beg.Parseierspitze-Nordwand,3036m, (Lechtaler Alpen)
1895 1.Beg.Kleiner Widderstein-Nordostgrat,2258m, (Begenzer Wald,Allgäuer Alpen)
1897 1.Beg.Großer Widderstein-Nordwand „König-Schmierle-Führe“,IV+,2533m,
(Begenzer Wald,Allgäuer Alpen)
1901 1.Beg.Birnhorn über die Wildzackenscharte,2634m, (Leoganger Steinberge)
1905 1.Beg.Plankenstein-Nordw. „Bauriedl-König Variante“,IV,1765m, (Bayerische Voralpen)
1906 Beg.Totenkirchl „Pfannkamin“,2193m, (Wilder Kaiser)
1911 1.Beg.Wendelstein-Westwand,1838m, (Mangfallgebirge,Bayerische Voralpen)

Gerd Schauer, Isny



Geboren am:
03.02.1868
Gestorben am:
05.02.1956

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