Vasold Franko

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Biografie:
KR F. Vasold 50 Jahre Obmann der Alpenvereins-Sektion Liezen
„Es führt kein Weg zu meinem Ziel, / denn Ziel ist Täuschung nur und Spiel. / Will ich dem Ziel mich anvertrauen, / vergeß ich nach dem Weg zu schauen. / Der Weg ist Tiefe, ist Geschick, / ist voll genossener Augenblick! - Die Flüchtigen und Vielzusichren, / die spähen alle nach den Zielen. / Du kostbarer, du treuer Weg, / du führst mich über Fels und Steg / vorbei im Wandelgang der Jahre / ganz ohne Ziel ins Wunderbare!" Diese Worte des kürzlich verstorbenen Nestors der österreichischen Dichter, Franz Karl Ginzkey, charakterisieren wohl so recht die Arbeit und das selbstlose Wirken des Herrn Kommerzialrates Franko Vasold innerhalb des Alpenvereins. Vor nunmehr 50 Jahren wurde die Sektion Liezen des ÖAV gegründet, und seit dieser Zeit, über zwei Weltkriege hinweg, stand ihr der Jubilar als erster Obmann vor. Dafür wurden ihm auch anläßlich der 50-Jahr-Feier der Sektion am 11. Mai Dank und Anerkennung ausgesprochen. Der Zweite Vorsitzende der Sektion, Willi Kuketz, dankte dem Jubilar für seine durch fünf Jahrzehnte hindurch andauernde Treue zum Verein und erwähnte, daß die Alpenvereinssektion Liezen ohne die selbstlose und aufopferungsvolle Tätigkeit des Jubilars nie zu der Größe und Stärke (sie ist ja die sechststärkste Sektion in der Steiermark) angewachsen wäre. Er konnte KR Vasold mitteilen, daß ihn der Ausschuß der Sektion in seiner letzten Ausschußsitzung einstimmig zum Ehrenobmann ernannt hat. Als sichtbaren Dank der Mitglieder überreichte er ihm eine Metamorphose eines mexikanischen Aragonits, auf einer heimischen Porphyrplatte montiert und mit einer Widmung versehen. Daraufhin ergriff Hofrat Dr. Häntschl aus Graz als offizieller Vertreter des Gesamtvereins und des Sektionenverbandes Steiermark das Wort und sprach Dank und Anerkennung des Alpenvereins aus. Er sagte unter anderem: „Eine Fünfzigjahrfeier eines Vereines ist nichts Seltenes, besonders nicht die einer Alpenvereinssektion. Konnte ja der Gesamtverein im abgelaufenen Jahr seine Hundertjahrfeier begehen, und so manche Sektion konnte bereits ihr 80. oder sogar 90. Jubiläum feiern. Einmalig aber in der Geschichte des gesamten Alpenvereins sei es, daß ein junger Mensch mit einem Häuflein Gleichgesinnter eine Sektion gründet und diese Sektion dann über alle Wirren der Zeit hinweg ein ganzes Menschenleben lang leitet." Er dankte ihm auch für seine zwölfjährige Tätigkeit als Bergführerwart für Steiermark, welches Aufgabengebiet er vor einigen Jahren von ihm übernommen habe. Seine Ausführungen schloß er mit den eingangs zitierten Worten Ginzkeys und überreichte dem Jubilar seitens des Gesamtvereins ein Exemplar der ältesten Karte von Tirol aus dem Jahre 1621 und seitens des Sektionenverbandes Steiermark ein mit einer Widmung versehenes Aquarell aus der heimischen Bergwelt. Anschließend ergriff Bürgermeister Karl Wimmler das Wort.
Er betonte, daß der Wert der Arbeit des Geehrten nicht so sehr in der Schaffung von materiellen Werten liege, obwohl auch die sichtbaren Beweise der Alpenvereinsarbeit in der Gemeinde in erster Linie auf die Initiative des Jubilars zurückzuführen seien - er denke da besonders an die von der Sektion errichteten Wege und Hütten sondern daß gerade in unserer raschlebigen und etwas oberflächlichen Zeit besonders die ideelle Arbeit des Jubilars hoch einzuschätzen sei. Und da sei es die Erweckung zur Verbundenheit zur Heimat und zum Volk, die KR Vasold stets besonders am Herzen gelegen sei und die auf die Dauer wertvoller sei als alle materiellen Werte. Er erwähnte auch, daß KR Vasold 15 Jahre lang, von 1919 bis 1934, Vizebürgermeister der Gemeinde war und weitere 3 Jahre dem Gemeinderat angehörte. Abschließend dankte er ihm namens der Stadtgemeinde für sein selbstloses, der Allgemeinheit gewidmetes Wirken und wünschte ihm, daß es ihm noch viele Jahre möglich sei, für seine Heimat weiterzuwirken. Bez.-Insp. Wegener aus Admont überbrachte dem Jubilar die Glückwünsche der Nachbarsektion und betonte, daß er in den Jahren, die er nun die Sektion Admont leitet, KR Vasold auf vielen Tagungen des Gesamtvereines und in weiterer Zusammenarbeit immer an führender Stelle angetroffen habe und ihn als Mensch und Bergsteiger kennen- und schätzengelernt habe. Auch er schloß sich den Wünschen seiner Vorredner an und gab der Hoffnung Ausdruck, den Jubilar auch in Hinkunft nicht nur im Vereinsleben, was er ja als selbstverständlich betrachte, da er sich einen Alpenverein ohne KR Vasold gar nicht vorstellen könne, sondern im Rahmen des Möglichen auch auf Fahrten in seiner geliebten Bergheimat recht oft antreffen zu können.
Bez.-Insp. Feistl, der die Grüße der Sektion Schladming überbrachte, dankte ihm auch im Namen sämtlicher Alpenvereinssektionen und stellte den Geehrten insbesondere der Jugend als Beispiel dar. Sichtbar bewegt, ergriff darauf der Jubilar das Wort. Er erwähnte, daß ihn die ihm zugekommenen Ehrungen eigentlich beschämen und er gar nicht den Eindruck habe, sie verdient zu haben. Als er im Jahre 1913 mit mehreren gleich- gesinnten Bergfreunden an die Bildung einer Alpenvereinssektion schritt und in der Gründungsversammlung zu deren Obmann gewählt wurde, da dachte er wohl am allerwenigsten daran, daß er dieses Amt durch fünf Jahrzehnte innehaben werde. Seine Liebe zu den heimatlichen und fernen Bergen, seine Gesundheit und das Vertrauen der Sektionsmitglieder haben dazu beigetragen, daß er diese Stelle immer wieder annahm. Eigentlich schon im Vorjahr habe er das Bedürfnis gehabt, seine Stelle zurückzulegen, berufliche und gesundheitliche Gründe hätten ihn dazu bewogen - sein Gehörverlust wirke sich recht unangenehm aus -, und so trete er nun endgültig von der Obmannstelle zurück, um diese in jüngere Hände zu legen. Und in den Händen des neuen Obmannes und des im wesentlichen unveränderten Ausschusses, dem er auch bei diesem Anlaß seinen herzlichen Dank aussprach, wisse er die Sektion, die ihm so sehr am Herzen liege, als wäre sie ein Teil von ihm, in guter Obhut. Kommerzialrat Vasold schloß mit den Worten: „So habe ich immer die Tätigkeit im Alpenverein als einen Dienst an meiner Heimat und an meinem Volk betrachtet und wünsche nur, daß auch in Zukunft diese Verpflichtung der Leitstern allen unseren Tuns bleiben möge."
Quelle: Der Bergsteiger 1962/63 Heft 10, Juli 1963; Seite 710-712

Komm.-Rat Vasold - 70 Jahre.
In dem unter diesem Titel im Juliheft erschienenen Bericht hat der Berichterstatter Ginzkey falsch zitiert. Der Spruch lautet richtig: Es führt kein Weg zu meinem Ziel, denn Ziel ist Täuschung nur und Spiel. / Will ich dem Weg mich anvertrauen, vergeß ich nach dem Ziel zu schauen. / Der Weg ist Tiefe, ist Geschick, ist vollgemessener Augenblick. / Die Flüchtigen und Vielzuvielen, die spähen alle nach den Zielen . . .
Quelle: Der Bergsteiger 1962/63 Heft 12, September 1963; Seite 896-897


Franko Vasold (+)
Am 7. August ist der Liezener Großkaufmann Komm.-Rat Franko Vasold im 80. Lebensjahre verstorben. Zeit seines Lebens hat dieser Mann viel Arbeitskraft öffentlichen Aufgaben und allen möglichen Institutionen gewidmet. 1913 wurde er der erste Vorsitzende der wesentlich aus seiner Initiative heraus gegründeten Sektion Liezen, und er blieb allen Zeitlaufen zum Trotz volle fünfzig Jahre lang Sektionsvorsitzender. Zwölf Jahre lang war Franko Vasold Bergführerwart der Steiermark. So war die Zahl derer, die Komm.-Rat Vasold auf seinem letzten Wege begleiteten und von ihm Abschied nahmen, groß. Für den Alpenverein taten dies Obermagistratsrat Dr. Angerer für die Vereinsleitung und der Vorsitzende der Sektion Liezen, Willi Kuketz. Und nicht nur die Sektion, die ihren so verdienten Vorsitzenden anläßlich der 50- Jahr-Feier, die er zum Anlaß genommen hatte, die Vorstandschaft zurückzulegen, zum Ehrenvorsitzenden ernannt hatte, sondern der gesamte Alpenverein wird dieses selbstlosen Bergfreundes stets gedenken.
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1965, Heft 1/2, Seite 12

Franko Vasold
*14. Jänner 1885 — (+) 6. August 1964
Wenn je die Bezeichnung „lebenslanger Bergsteiger" ihre Geltung hatte, so für unseren heimgegangenen Klubkameraden Franko Vasold. Das Schicksal maß ihm eine geraume Zeit für sein Erdendasein zu, und er hat dies wohl genützt.
Die Bergwelt muß dem erst zehnjährigen Franko anläßlich einer Besteigung des Hochmölbing einen gewaltigen Eindruck gemacht haben, denn bis zu seinem Lebensende hat er seine Freizeit fortan den Bergen und den alpinen Vereinen gewidmet.
Franko Vasold war kein extremer Bergsteiger, obwohl er auch schwierige Fahrten unternahm. Ihm galt es vor allem, die Gebirgswelt umfassend kennenzulernen. Seine alpine Tätigkeit wurzelte in der Liebe zur Natur und seinen gewandten körperlichen Eigenschaften als Turner. Vasolds Bibliothek umfaßte nahezu alle alpinen Bücher, Kartenwerke und Führer; man konnte sich bei ihm jedes Werk dieser Art ausleihen. Sein kleiner Alpengarten enthielt manche seltene Pflanze.
In Franko Vasolds Tourenbüchern sind viele namhafte Berge von den Westalpen bis in seine steirische Heimat verzeichnet. Frühzeitig interessierte ihn der alpine Schilauf. Er absolvierte schon 1908 bei Matthias Zdarsky einen Schikurs und verbesserte seine Technik später bei Oberst Bilgeri. Bemerkenswert ist eine Überschreitung des Tauernhauptkammes in voller militärischer Ausrüstung im gleichen Jahr, in welcher Zeit er seinen Militärdienst leistete.
Im ersten Weltkrieg stand Franko Vasold als Leutnant an der Dolomitenfront und in den Karnischen Alpen. Mit Toni Sauseng und Professor Dr. Dyhrenfurth erkletterte er damals die Nordwand der Gran Odla. Nach Ersteigung von Jungfrau und Mönch im Berner Oberland mit Dipl.-Ing. Eduard Mayer und Toni Sauseng mußte er den tragischen Tod des letzteren erleben.
Es ist nicht möglich, alle Bergfahrten Franko Vasolds aufzuzählen. Bemerkenswert sind seine Schifahrten im höheren Alter, wie die Besteigung des Großvenedigers und die dritte Durchquerung des Toten Gebirges. Im 76. Lebensjahr finden wir noch eine Schiersteigung des Dachstein vor. Ab seinem 65. Lebensjahr bestieg er noch Berge, wie Hochgall, die Venter Wildspitze und den Gran Paradiso. Und mit 78 Jahren wagte er sich noch auf den Monte Cinto und den Monte Rotondo in den korsischen Bergen.
Seine letzte Fahrt führte ihn mit 79 Jahren in die Hafnergruppe. Auf einem Rastplatz, hoch über dem schönen Rotgüldensee, nahmen wir Abschied von Franko Vasold; es war aber auch sein Abschied von den Bergen.
Franko Vasold war Gründer der Sektion Liezen des Österreichischen Alpenvereins, deren Vorstand er durch 50 Jahre war. 15 Jahre lang oblag ihm das Amt des Bergführerreferenten im Lande Steiermark und lange Zeit leitete er die Ortsstelle Liezen des Bergrettungsdienstes, wobei er sich auch häufig persönlich trotz seines hohen Alters bei Rettungsaktionen beteiligte. Als begeisterter Turner gründete er den Turnverein Arndt in Liezen. Unserem Klub gehörte Vasold viele Jahre an und war auch Mitglied der Zdarsky-Gesellschaft.
Im Berufsleben galt Franko Vasold als eine der profiliertesten Persönlichkeiten im oberen Ennstal Mit seinen Brüdern und nach deren Tod allein, führte er ein Großhandelshaus, war Gründer verschiedener Wirtschaftsgenossenschaften und Mitglied des Historischen Vereins in der Steiermark. Für seine Verdienste um das Wirtschaftsleben Österreichs wurde ihm der Titel eines Kommerzialrates verliehen.
Am 6. August 1964 zwang ein heimtückisches Leiden den bisher immer Gesunden und Rüstigen von den Bergen und vom Wirtschaftsleben zu scheiden. Seine Freunde und
Gefährten werden ihn nie vergessen.
R. Knapp
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1968, März/April, Folge 1358, Seite 62-64


Geboren am:
14.01.1885
Gestorben am:
06.08.1964

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