Kramer Julius

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Biografie:
Julius Kramer.
Dr.Julius Kramer fiel als einer der ersten unserer Vereinskameraden als Assistenzarzt d. R. am 26. August 1914 vor Lunéville. Der Ruf zu den Waffen erreichte ihn in den Bergen; ohne seine Frau noch einmal gesehen zu haben, rückte er ins Feld. Sein letzter Brief enthielt die Todesahnung eines pflichtgetreuen, unerschrockenen Mannes ; er schrieb ihn in den schweren blutigen Kämpfen, die unserem ersten siegreichen Stoß in Lothringen folgten.
Der A. A.V. M. verliert in Kramer neben einem treuen Mitglied einen hochbegabten, geistig ungemein regsamen Mann von ausgezeichnetem Charakter, von seltener musikalischer Veranlagung. Seine große Bergbegeisterung führte ihn 1905, bald nachdem er als Student nach München gekommen war, in die Reihen unseres Vereins, dem er rasch ein eifriges, tätiges Mitglied wurde. Er war ein ausgezeichneter Bergsteiger, gleich sicher in Fels und Eis, der seine Bergfahrten mehrfach, Sommer und Winter, bis zu den Eisriesen der Schweiz ausdehnte, wie uns ein Blick in die Jahresberichte des A. A.V. M. zeigt. Neben leichten und mittleren Touren in den Hohen Tauern, Zillertalern, in Bernina, Wallis und Montblancgruppe finden wir: Montblanc, zweimal Monte Rosa, Piz Roseg mit Abstieg über Nordgrat, Dent d' Hérens vom Tiefenmattenjoch, Aig. d' Argentières (Nordostgrat) — Flèche Rousse (Gratübergang). Dann ferner als bedeutende Felsturen Cima della Madonna (Südwand-Winklerkamin), Ortler über Hinteren Grat, Überschreitung der Aig. des Grands Charmoz, Aig. du Grépon (Nordgipfel), Aig. du Géant, Olperer-Fußstein, Torrone orientale u. a. m. In Kaiser, Karwendel und Wetterstein führte er einen großen Teil der bekannten schweren Touren aus, wie Kopftörlgrat, Nordwestwand der kleinen Halt, Predigtstuhl Botzongkamin und Ostlerweg, Totenkirchl über Südostgrat, Ostwand, Pfannkamin und Heroldweg, Lamsenspitze (Ostwand). Ferner finden wir bei ihm den 1. Abstieg von der Schöneckspitze über den Nordostgrat, den 1. Aufstieg über den Südwestgrat zum hinteren Waxenstein. Hervorragendes hat Kramer - sportlich wie touristisch - als Skiläufer geleistet. Glänzende Technik, verbunden mit großem bergsteigerischen Können, machten ihn zu einem vorbildlichen alpinen Skiläufer. Weit über die bayerischen Vorberge, über die Kitzbühler Alpen, Allgäu und Arlberg hinaus trugen ihn die Skier in das Samnaun, in die Berge um Albula und Julier, auf den Hochkönig, ins Kühtai. Seine größte Leistung war unstreitig die winterliche Durchquerung des Berner Oberlands mit Ersteigung des Großen Fiescherhornes.
So ist ein prächtiger Mensch, ein treuer Kamerad, ein echter, ehrlich begeisterter Bergsteiger aus unseren Reihen geschieden, dessen Andenken im A. A. V. M. stets hoch in Ehren gehalten werden wird.
Karl Gruber.
Quelle: Der Akademische Alpenverein München im Kriege (1914-1918), XXIII. – XXVI.Vereinsjahr, Seite 52-53



Gestorben am:
26.08.1914

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