Schneider Erwin Hermann Manfred

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Biografie:

Schneider Erwin Hermann Manfred Dipl. Ing.geboren in St. Joachimstal (Tschechien)
"Siebentausender Schneider", * Joachimstal/Erzgebirge/Böhmen,
später Hall in Tirol, Salzburg,
1924-1928 in Berlin,
+ Lech am Arlberg

Erwin Schneider machte viele schwierige Anstiege in den Ost-und Westalpen.
Schon während seiner Studienzeit war der besonders leistungsstarke Bergsteiger als Expeditionsmitglied sehr gefragt
Eine aufsehenerregende Leistung war am 25. Juli 1928 die Erstbesteigung des Pik Lenin (7134 m) zusammen mit Karl Wien und Eugen Allwein - zum damaligen Zeitpunkt der Rekord für den höchsten bestiegen Berg - mit der Deutsch-Sowjetischen Alai-Pamir-Expedition. Im Zuge der von G. O. Dyhrenfurth geleiteten internationalen Himalaya Expedition von 1930 erreichte Schneider vier weitere Siebentausender Gipfel in der Kangchendzönga-Region, und verbesserte den Gipfelrekord zusammen mit anderen Expeditionsmitgliedern auf 7462 Meter am Jongsang Ri.
Damals waren insgesamt erst elf Siebentausender bestiegen worden, an fünf dieser Erstbesteigungen war Erwin Schneider beteiligt gewesen, das hatte ihm in Bergsteigerkreisen einige Berühmtheit eingebracht. So bezeichnete ihn Hermann Buhl zu Anfang seiner Karriere ehrfürchtig als den "Siebentausenderkönig".
Schneider war Mitglied der beiden ersten Deutsch-Österreichischen Alpenvereinsexpeditionen in den Peruanischen Anden. Im Zuge der insgesamt drei Expeditionen in den Jahren 1932, 1936 und 1939 wurden 12 der 18 Sechstausender der Cordillera Blanca erstbestiegen (ebenso Berge der Cordillera Huayhuash) und erstmals Bergkarten der Region erstellt. Neben seiner Arbeit als Kartograph gelangen Schneider hierbei insbesondere viele Erstbesteigungen.
Zudem war Erwin Schneider Mitglied der tragisch verlaufenen Deutschen Nanga-Parbat-Expedition von 1934. Zusammen mit Peter Aschenbrenner erreichte er eine Höhe von 7895 m, bis durch einen Wetterumschwung ein Großteil der Mannschaft umkam und die Besteigung abgebrochen wurde. Schneider und Aschenbrenner wurden in der Folge unter anderem der Verletzung der Beistandspflicht beschuldigt. Schlussendlich konnte den beiden aber keinerlei Fehlverhalten nachgewiesen werden und letztlich waren diese Auseinandersetzungen im Nachspiel auch ideologisch und durch Konkurrenzdenken motiviert.
Eine Einladung zur Teilnahme an der Expedition zum Nanga Parbat im Jahr 1953, bei der Hermann Buhl die Erstbesteigung gelang, lehnte Schneider nach Unstimmigkeiten mit der Organisationsleitung ab. Laut den Berichten Buhls hat Schneider ihm allerdings im Vorfeld wertvolle Informationen über die Beschaffenheit der Gipfelregion gegeben.
Erwin Schneider war Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft für vergleichende Hochgebirgsforschung, offizieller Kartograph des Deutschen Alpenvereins und hatte den Titel eines Professors.
In der Nachbereitung der Peru-Expeditionen wurden mehrere Karten und Bücher über die peruanischen Anden publiziert, an deren Erstellung er maßgeblich beteiligt war.
Gemeinsam mit Rüdiger Finsterwalder erstellte er ein Kartenwerk von Teilen Nepals im großen Maßstab – die sogenannten "Schneider-Karten". Diese werden von vielen Experten als weltweit unübertroffen in ihrer Abbildungsweise extremer Hochgebirgslandschaften angesehen. Insbesondere wurden hierbei die ersten qualitativ hochwertigen Karten des Khumbus und der Berge um den Mount Everest erstellt.

1920 Best.Großglockner,2798m, (Glocknergruppe,Hohe Tauern)
1928 1.Beg.Sagzahn-Südostkante,2228m, (Rofan)
1928 Teilnehmer an der Deutsch-Österreichischen Pamirexpedition,Best.von Acht Sechstausender
1928 1.Best.Pik Vera Sluzkaja,5910m, (Trans-Alai Kette,Pamir)
1928 1.Best.Trapez-Pik,6048m, (Trans-Alai Kette,Pamir)
1928 1.Best.Pik Lenin (Pik Kaufmann) über Nordostgrat,7134m,
(Trans-Alai-Kette,Pamir,Zentralasien)
1929 1.Beg.Große Bischofsmütze-Südverschneidung,IV-V,2455m, (Dachsteingebirge)
1929 1.Winterbest.Aiguille Noire de Peuterey,3772m, (Montblancgebiet)
1929 1.Winterbest.Aiguille Blanche de Peuterey,4112m, (Montblancgebiet)
1930 Best.von vier Siebentausender bei der Nepal-Sikkim-Expedition
1930 1.Best.Ramtang Peak, (Himalaya,Nepal/Tibet)
1930 1.Best.(Alleinbest.) Nepal Peak,7168m, (Himalaya,Nepal/Tibet)
1930 1.Best.Jongsang Ri (Peak),7483m, (Himalaya,Nepal/Tibet)
1930 Best.Vers.Kangchendzönga über Nordwestsporn bis 6400m,8586m, (Himalaya,Nepal/Tibet)
1930 Best.Pic Lanén,7460m, (Himalaya)
1930 Best.Chorten Nyima (Dodang Nyima Peak),7150m,(6927m) (Himalaya)
1932 1.Best.Huascaran-Südgipfel „Normalroute“,6768m u. Nordgipfel,6655 m,
(Cordillera Huayhuash,Peru)
1932 1.Best.Chopicalqui über Südwestgrat,6345m, (Cordillera Blanca,Peru)
1932 1.Best.Artesonraju über Nordgrat und Nordostsporn,6025m, (Cordillera Blanca,Peru)
1932 Best.Yerupaja Grande,6634m, (Cordillera Huayhuash,Anden,Peru)
1932 1.Best.Huandoy über Südflanke,6395m, (Cordillera Blanca,Peru)
1932 1.Beg.Copa (Qupa) über die Westseite,6188m, (Cordillera Blanca,Peru)
1934 Teilnehmer Nanga Parbat Expedition, (Karakorum,Pakistan)
1936 1.Best.(Alleing.)Pucahira Süd,6046m, (Cordillera Blanca,Peru)
1936 1.Best.Quitaraju über Westgrat,6036m, (Cordillera Blanca,Peru)
1936 1.Best.Champará,5740m, (Nördliche Cordillera Blanca,Peru)
1936 1.Best.(Alleinbest.)Pucajirca Sur,6039 m, (Anden)
1936 1.Best.Siula Grande über Nordgrat,6344m, (Cordillera Huayhuash,Anden)
1936 1.Best.(Alleinbest.)Rasc,6017m, (Cordillera Huayhuash,Anden)
1936 1.Best.Versuch Yerupajá, (Cordillera Huayhuash,Anden)

Gerd Schauer, Isny im Allgäu


Ehrung für Dipl.-Ing. Fritz Ebster und Dipl., Ing. Erwin Schneider.
Für besondere Verdienste um die wissenschaftliche Hochgebirgskartographie hat die Universität Innsbruck die beiden Diplomingenieure Fritz Ebster und Erwin Schneider im Rahmen eines Festaktes in das Ehrenbuch der Universität Innsbruck eingetragen und ihnen das Ehrenzeichen „Excellenti in litteris" überreicht.
Diese Ehrung erfolgte dafür, daß die beiden Kartographen unter Anwendung der neuesten technischen Hilfsmittel und Darstellungsmethoden, die sie zum Teil selbst erarbeitet haben, die Hochgebirgskartographie zu hoher Vollendung geführt haben. Sie haben Karten geschaffen, die weit über den topographischen Zweck hinaus wertvollste Unterlagen für alle Zweige der Hochgebirgsforschung find. Den Höhepunkt ihres Schaffens stellen die Alpenvereinskarten der Stubaier- und Ötztaler Alpen und- der Mount-Everest.Gruppe im Maßstab 1:25.000 dar.
Die Ehrung der beiden Hochgebirgskartographen ist zugleich eine Auszeichnung für den Alpenverein als den Hort wissenschaftlicher Bestrebungen um die Erkenntnis des schönsten und die Forschung am meisten ansprechenden Hochgebirges der Erde.
Quelle: Mitteilungen des ÖAV,1959, Heft 8, Seite 72

Ehrung für Dipl. Ing. Fritz Ebster und Dipl.Ing. Erwin Schneider
Unter dem gleichen Titel konnte im Heft 8 der Mitteilungen nur kurz auf die Tatsache hingewiesen weiden. Die Ehrung der beiden Alpenvereinskartographen ist zugleich eine hohe Auszeichnung für den Alpenverein selbst, der sich ja das Kartenwesen in den Ostalpen und in außereuropäischen Gebirgen seit eh und je besonders angelegen sein lässt. Wir bringen im Anschluß einen Auszug aus der Festrede, die Univ.-Prof. Nr. Franz Huter gehalten hat.
„Als einzige deutschsprachige Universität inmitten der Alpen hat es sich Innsbruck schon immer angelegen sein lassen, verdiente Alpen- und Hochgebirgsforscher zu ehren. Eine unerläßliche Voraussetzung jeder Hochgebirgsforschung sind gute Karten großen Maßstabes, wie sie der Alpenverein in den letzten 8 Jahrzehnten für verschiedene alpine und außeralpine Gebirgsgruppen geschaffen hat.
Die Darstellung der vielgestaltigen Landschaft und der ebenso gewaltigen wie differenzierten Geländeformen des Hochgebirges stellt dabei der Katographie besonders schwierige Aufgaben. Die Alpenvereinskartographie hat sich dank des Einsatzes hervorragender Persönlichkeiten daran führend beteiligt. Die Anwendung neuer technischer Mittel, insbesonders der terrestrischen Stereophotogrammetrie, einerseits und künstlerische Meisterschaft anderseits wirkten zusammen, um immer bessere Lösungen zu erarbeiten und schließlich in den großen Kartenwerken der Stubaier- und Ötztaler Alpen sowie der Mount-Everest-Gruppe 1 :25.000 einen eindrucksvollen Höhepunkt modernster kartographischer Darstellung zu erzielen. Dieses Verdienst fällt den beiden Innsbrucker Diplomingenieuren Fritz Ebster und Erwin Schneider zu. In dem Gutachten von Prof. Dr. Richard Finsterwalder, Vorstand des Institutes für Photogrammetrie an der technischen Hochschule München, das der Auszeichnung der genannten Herren zugrunde liegt, heißt es:
Erwin Schneider hat seit dem Jahre 1937 bei der Geländeaufnahme und bei der Ausweitung der photogrammetrischen Unterlagen an Präzisionsauswertungsgeräten Hervorragendes geleistet. Er erzielte dank seiner besonderen Fähigkeit und Gründlichkeit Ergebnisse, die über den eigentlichen topographischen Zweck seiner Arbeit hinaus verwertbar wurden. So z. B. als Unterlage für den Nachweis der Gletscherschwankungen, wobei vor allem ein möglichst lückenloser Schichtenplan als tragendes Gerüst der Karte von Bedeutung ist.
Fritz Ebster hat es sich - wir zitieren wieder Prof. Richard Finsterwalder - zur Aufgabe gemacht, unter voller Erhaltung der exakten photogrammetrischen Grundlagen, insbesondere der Höhenschichtenlinien, eine anschauliche und künstlerisch wertvolle Fels- und Gebirgsdarstellung zu entwerfen. Er ist nicht nur ein handwerklicher Meister höchster Qualität, sondern hat sich auch in wissenschaftlicher Hinsicht um die Hochgebirgskartographie verdient gemacht. Er hat seine Arbeitsweise in mehreren Veröffentlichungen begründet und erläutert und dabei auch die Gedankenarbeit behandelt, die vom geographisch-morphologischen Standpunkt aus bei der Gestaltung moderner Hochgebirgskarten zu leisten ist.
Die Auszeichnung beider Alpenvereinskartographen erfolgt „für besondere Verdienste um die wissenschaftliche Hochgebirgskartographie".
Wenn die Universität-Hochgebirgskartographen ehrt, dann gilt die Auszeichnung zugleich dem Alpenverein als dem Hort wissenschaftlicher Bestrebungen um die Erkenntnis des schönsten und die Forschung am meisten ansprechenden Hochgebirges der Erde. Wir dürfen mit Stolz darauf hinweisen, daß diese kartographischen Arbeiten gerade auch durch Mitglieder des Lehrkörpers der Innsbrucker Universität gefördert wurden, die durch Jahre an der Spitze des größten Bergsteigervereins der Erde gestanden sind und stehen. Ich nenne die Namen: Raimund von Klebelsberg und Hans Kinzl."
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1959, Heft 9/10, Seite 78

Erwin Schneider und Fritz Ebster geehrt.
Im Rahmen eines Festaktes wurden am 27. Juni 1959 die Alpenvereinskartographen Dipl.-Ing. Erwin Schneider und Dipl.-Ing. Fritz Ebster in das Ehrenbuch der Universität Innsbruck eingetragen. Der Referent für Schrifttum, Wissenschaft und Vortragswesen, Hans Ackermann, schrieb namens des Verwaltungsausschusses des Deutschen Alpenvereins an die Geehrten: „Zu dieser Ehrung übermitteln wir Ihnen die Glückwünsche des Deutschen Alpenvereins und begrüßen es lebhaft, daß Ihre Tätigkeit für die Hochgebirgskartographie auf diese Weise eine öffentliche Anerkennung erfährt. Diese wiegt um so schwerer, als damit auch von seiten der Wissenschaft Ihre Lebensarbeit anerkannt und gewürdigt wird."
Quelle: DAV Mitteilungen 1959, Heft 7, Seite 128-129


Quelle: ÖAV Mitteilungen 1986, Heft 2, Seite 12
Quelle: DAV Mitteilungen 1986, Seite 200




Geboren am:
13.04.1906
Gestorben am:
18.08.1987
application/pdf Bergsteigerland Tirol - BST 1963-1, S. 44.pdf
application/pdf Erwin_Schneider_-_AV_Mitteilungen_1986-2.pdf