Angerer Franz (Innsbruck)

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Biografie:
Dipl.-Ing. Franz Angerer — ein Siebziger
Der bewährte langjährige Sachwalter für Hütten und Wege im Verwaltungsausschuß des alten (D) Alpenvereins, Dipl.-Ing. Franz Angerer — Innsbruck, feierte am 25. November 1958 seinen 70. Geburtstag.
Das Bergsteigen und die Verbindung zum Alpenverein liegt der Familie Angerer gewissermaßen im Blut: sein Vater, ein Kufsteiner Hotelier, war ausübender Bergsteiger und Ausschußmitglied der Sektion Kufstein, sein Bruder (Dr. Eduard Angerer) gehört dem jetzigen VA des OeAV an und Franz Angerer selbst ist seit seiner Kindheit ausübender Bergsteiger, seit vielen Jahren Ausschußmitglied des Zweiges Innsbruck. Neigung und Beruf führten ihn gleichermaßen ins Gebirge: beim Bau der Grödner- und Fleimstalbahn, der Karwendelbahn, bei verschiedenen großen Bergkraftwerten als Oberingenieur der Bauunternehmung Innerebner & Mayr.
Sein maßgebliches Wirken im großen Alpenverein fällt in die schwere Kriegszeit, da ihm nur etwas mehr als ein Jahr Friedensarbeit vor Ausbruch des Krieges 1939 vergönnt war. Mangel an Material und Arbeitskräften legte in den Hütten jede Bautätigkeit still und so war es Angerers Hauptobliegenheit, das Bestehende zu erhalten und den Hüttenbetrieb durch Beschaffung von Arbeitskräften und markenfreien Lebensmitteln usw. und durch Verhandlungen und Vereinbarungen mit der Wehrmacht, welche zeitweise die Großzahl der Schutzhütten für ihre Zwecke beanspruchen wollte, aufrechtzuerhalten. Nach Kriegsende gehörte Dipl.-Ing. Franz Angerer zu jenen wenigen Männern, die treibend dabei waren, daß die Tiroler Landesregierung in Innsbruck für den Gesamtverein einen Notvorstand bestellte und damit die ununterbrochene Fortsetzung der Arbeit und die vereinsrechtliche Anerkennung des Alpenvereins bewirkte. So gebühren diesem bewährten Alpenvereinsmann an seinem Geburtstage nicht nur die herzlichsten Glückwünsche, sondern ganz besonders auch der Dank des Oesterreichischen Alpenvereins.
WSW
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1958, Heft 12, Seite 129

Baurat h. c, Dipl.-Ing. Franz Angerer feierte seinen 8O. Geburtstag.
Dipl.-Ing. Angerer, geboren 25. 11. 1888. verdienstvoller Sachwalter für Hütten und Wege im Verwaltungsansschuß (1938 — 45) und seit 1969 Ehrenmitglied des OeAV-Zweiges Innsbruck, wurde kürzlich in voller Rüstigkeit 80 Jahre alt. Der Verwaltungsausschuß entbietet seine herzlichen Glückwünsche!
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1968, Heft 11/12, Seite 183

EHRENMITGLIED SAURAT h.c. DIPL. ING. FRANZ ANGERER +
Ein hartherziger, mitleidloser Sensenmann zwingt uns alle Jahre mehrere Male in unseren Klubveranstaltungen auch Trauerfeiern festzusetzen, immer dann, wenn einer unserer Klubbrüder uns verlassen mußte. Unvergeßliche, liebe, treue, um den Klub hochverdiente Klubbrüder waren unter denen, die uns im Verlauf der letzten Jahrzehnte verlassen mußten. Fast sechs Jahrzehnte schon war ich Mitglied unseres Akademischen Alpenklubs Innsbruck, aber nie noch - so empfinde ich es ¬war der Verlust größer, die Trauer schwerer und tiefer, als nun, da Franz Angerer von uns gegangen ist. Er war ja nicht nur einer unserer Treuesten, er war der Treueste schlechthin, ja mehr noch, er war uns zum Klubvater geworden und dies durch eine Vielzahl von Jahren geblieben. Gab es doch fast keine Klubveranstaltung, an der er nicht teilgenommen hat, teilgenommen hat mit einer geradezu bewundernswerten, geistigen Regsamkeit bis in sein hohes Alter, teilgenommen hat mit einer beneidenswerten Gesundheit, teilgenommen hat mit Anregungen, Vorschlägen und Ideen bis zum Schluß, ja fast bis wenige Tage vor seinem Tod.
Franz Angerer ist im Jahre 1906 unserem Klub beigetreten. Da er an der Technischen Hochschule in Wien studierte, wurde er bald Inaktiver und konnte so nicht im Klubausschuß mitarbeiten. In Wien wurde er auch Mitglied des Akademischen Turnvereins Wien. Sein ganzes Studium absolvierte er in Wien und kam dann als junger Ingenieur, nun schon AH im Klub, für nur kurze Zeit zur Firma Riehl nach Innsbruck. Die fol¬genden zwölf Jahre war er als Zivilingenieur bei der Baufirma Redlich und Berger in verschiedenen Orten im Pinzgau tätig. Und erst nach 1924 kam er dann für immer nach Innsbruck, trat ein bei der großen Innsbrucker Baufirma Innerebner und Mayer, in der er alsbald leitender Oberingenieur wurde und so am Aufbau dieser Firma maßgeblich mitgearbeitet hat. Sein schwerer, vielfacher Außendienst, bei dem nur allzu oft Sonn- und Feiertage zu Werktagen wurden, gestattete ihm nicht Bergfahrten in so reichlichem Ausmaß durchzuführen, wie dies vielen seiner Klubbrüder möglich war. Trotzdem sind von ihm in unseren Jahresberichten bemerkenswerte Bergtouren verzeichnet, so im Sommer im Karwendel, in den Mieminger Bergen, im Tuxer Hauptkamm und in den Zillertalern, in den Kalkkögeln-, in den Stubaiern und Ötztalern, sowie in der Ortlergruppe. Und im Winter, zunächst noch mit den Schneereifen und später dann mit den Schiern in den Tuxer Voralpen, in den Kalkkögeln, in den Sellrainer Bergen, in den Stubaiern und am Arlberg.
Sein Studium in Wien und sein jahrelanges Fernbleiben von Innsbruck in seinen früheren Berufsjahren erlaubten ihm eine regere Teilnahme am Klubleben erst nach 1924. Dann aber kam alsbald seine "hohe" Zeit für den Klub, die Zeit in der er intensiv, unermüdlich und erfolgreich für den Klub und dessen Bestand arbeitete. Vor allem war es seinem rastlosen Einsatz in den Krisenjahren des 2. Weltkrieges und der unmittelbar darauffolgenden Nachkriegszeit zu danken, daß unser Akademischer Alpenklub Innsbruck als selbständiger Bergsteigerverband, als akademische Korporation überleben, weiterbestehen konnte. Vom Jahre 1932 bis zum Jahre 1972, also 40 Jahre lang war er Obmann unseres Altherrenverbandes gewesen. Seit dem Bestehen unseres Klubs gab es unsere Jahresberichte. Der letzte dieser Jahresberichte war der 43. bis 45. Jahresbericht über die Klubjahre 1935 bis 1938. Es kam der 2. Weltkrieg und mit ihm das Ende unserer Jahresberichte. Und auch noch einige Zeit nach dem 2. Weltkrieg gab es keinen mehr. Und da war es Franz Angerer, der angeregt und mit Energie betrieben hat, daß der Klub wieder etwas derartiges, wenn auch nicht so aufwendiges herausbringen müsse. Und er war es, der im Jahre 1951 den ersten dieser Berichte, als Klubnachrichten bezeichnet, zusammengestellt und redigiert hat. Und wenn seitdem, also seit 25 Jahren, alle in und außerhalb Tirols lebenden Klubbrüder alljährlich unsere Klubnachrichten zugesendet bekommen und durch sie über das Leben im Klub unterrichtet werden, dann ist dies wohl ausschließlich Franz Angerers Verdienst.
Als begeisterter, den Bergen, ihrer Schönheit, Pracht, ihrem Zauber und ihrer Majestät verhafteter Bergsteiger, war er auch dem Alpenverein und dessen Zielsetzungen verbunden. Auch für den Alpenverein hat er sich tatkräftig eingesetzt. Im Verwaltungsausschuß des vormaligen D.u.Ö.A.V. und später dann im Ö.A.V. war er ehrenamtlicher Sachbearbeiter für Wege und Hütten, wobei ihm jedenfalls sein Wissen und Können, seine Erfahrungen als Bauingenieur von großem wert waren. Maßgeblich hat er mitgeholfen, den Fortbestand des in seiner Existenz arg gefährdeten Alpenvereins zu sichern, hat Dank seiner vielseitigen Beziehungen als hoch-geachteter Bauingenieur u.a. auch durch mehrmalige Vorsprachen bei einflußreichen und einsichtsvollen Herren des Tiroler Landtages in engster Zusammenarbeit mit Hofrat Martin Busch erreichen können, daß der fast schon rettungslos verloren geglaubte Alpenverein doch weiter bestehen konnte und nun wieder gefestigt dasteht. Unser Akademischer Alpenklub Innsbruck und ebenso der große Zweig Innsbruck des österreichischen Alpenvereins haben Franz Angerer in Anerkennung und Würdigung, in Dankbarkeit für seine vielen wertvollen Dienste und Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt und ihm damit die wohl höchste Auszeichnung verliehen, die unser Klub und der Alpenverein zu vergeben haben.
Seine Ingenieurarbeiten, mit denen er vor allem nach 1924 planend und leitend befaßt war, betreffen - und das kann in diesem Rahmen nur schlagwortartig gesagt werden den Bau von Wasserkraftanlagen, Wasser-, Straßen-, Bahn-und Brückenbauten, Industriehochbauten, betreffen die Erstellung von Sportanlagen. Mit all diesen Bauten hat er sich selbst bleibende Denkmäler errichtet. Nicht unerwähnt bleibe, vielmehr mit Dank erinnert sei da auch an seine wertvolle Tätigkeit als leitender Bauherr bei Arbeiten an unserem Bergheim in den Kalkkögeln, an der Adolf Pichler-Hütte.
Ein Mann vom Format, von der Bedeutung unseres Franz Angerer hatte natürlich auch Ehrenämter bekleidet. So war er u.a. Vorstandsmitglied und Vizepräsident im Ingenieurverein, in der Ingenieurkammer für Tirol und Vorarlberg, war Senatsmitglied im Eignungsamt und Sachverständiger für Bauwesen am Landesgericht Innsbruck, war Prüfungskommissär an unserer Innsbrucker Universität.
Verschiedene Auszeichnungen wurden ihm zuteil. So wurde ihm im Jahre 1917 während des 1. Weltkrieges das goldene Ver-dienstkreuz mit Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille, Während des 2. Weltkrieges im Jahre 1944 das Kriegsverdienst-kreuz 2. Klasse für seine Kriegsdienstleistungen als Ingenieurleutnant verliehen. Im Jahre 1961 hat ihm der Bundespräsident in Anerkennung und Würdigung seiner vielen, einmaligen Ingenieurleistungen den Titel Baurat ehrenhalber zugesprochen und unser damaliger Landeshauptmann Dr. Tschiggfrey hat ihm die Urkunde dieser Verleihung in feierlicher Form überreicht. Schon einige Jahre zuvor war ihm für 25-jährige Dienstleistungen die silberne Mitarbeitermedaille verliehen worden.
Unser Ehrenmitglied Franz Angerer ist im Jahre 1967 in den Ruhestand getreten und er hätte diesen Ruhestand als nahezu Achtzigjähriger wohlverdient noch etliche Jahre genießen können. Sein Arbeitsdrang, seine Arbeitslust und -freu-de. seine Regsamkeit und nicht zuletzt wohl auch seine geradezu unverwüstliche Gesundheit ließen dies aber offenbar nicht zu, sondern zwangen ihn vielmehr an verschiedenen Stellen ehrenamtlich noch weiterhin tätig zu bleiben, um da und dort mit Rat und Tat zur Verfügung zu sein. Er war ausgezeichnet durch seinen ruhigen, besonnenen, sachlich immer gerecht bleibenden, zielbewußten Charakter. So bleibt er uns im Klub, so bleibt er all seinen Freunden und Bekannten - und er hatte nur Freunde - so bleibt er seiner Nachwelt in schönster, ehrenvollster Erinnerung. Mit der Geschichte unseres Akademischen Alpenklubs und wohl auch mit der des österreichischen Alpenvereins bleibt sein Name für immer verbunden.
Durch seinen Tod haben wir im Klub nicht nur den treuesten Klubbruder, wir haben mehr, haben unseren Klubvater verloren und stehen nun vor der Frage, wie es ohne unseren "Getreuen Ekkehard" weitergehen wird. Es muß und es wird weitergehen, wenn wir nur immer seine Weisung, sein Gebot, seinen Leitspruch "Treu sein, zusammenhalten, beinanderbleiben" beherzigen werden. Daß dieses sein wertvolles Vermächtnis für uns immer Geltung und Bedeutung haben wird, sei ihm zugleich mit unseren letzten klubbrüderlichen Grüßen versprochen.
Beispielgebend wie im Leben, war er auch im Sterben. Ohne Siechtum, ja selbst ohne ein längeres, ernsthaftes Kranksein ist er - fast möchte ich sagen - seiner Wesensart, seinem Charakter treu bleibend, zielbewußt abgetreten, so wie sich dies wohl jeder von uns wünschte, wie es aber nur wenigen Auserwählten beschert wird.
Klubvater Franz Angerer hat uns am 25. September 1976, gerade acht Wochen vor Vollendung seines 88. Lebensjahres für immer verlassen. Wir trauern um ihn mit seinen Angehörigen. Immer werden wir an ihn denken, immer wird er uns fehlen, immer und überall werden wir ihn vermissen, da er - gerade so wie ein Vater - nicht und durch niemanden zu ersetzen ist. Heil und Dank sei ihm!
Nicht ein hartherziger, mitleidloser Sensenmann hat ihn gefällt. Freund Hein hat ihn nach langem erfolg- und pflichterfüllten Leben zu sich in den Kreis der Auserwählten gerufen.
Fiducit!
Guido MACHEK
Quelle: Akademischer Alpenklub Innsbruck, Klubnachrichten 1976, Seite 26-29


Geboren am:
25.11.1888
Gestorben am:
25.09.1976