Rohn Johann

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Biografie:
Hans Rohn, der durch die Alpenvereinskarten bekannte Kartograph und Meister in der Geländedarstellung, wurde in Anerkennung seiner Verdienste um die kulturellen Aufgaben des Alpenvereins zum Ehrenmitglied des Zweigvereins Krummholz (Wien) ernannt.
Quelle: Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins, Deutscher Bergsteigerverband im NS. Reichsbund für Leibesübungen 1939-40, Heft 11, Seite 188

Quelle: Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins, Deutscher Bergsteigerverband im NS. Reichsbund für Leibesübungen 1940-41, Heft ??, Seite 110f

In memoriam Hans Rohn
25. 2. 1868 bis 23. 12. 1955
Zwischen diesen beiden Jahreszahlen liegt viel mehr, als 88 Jahre persönlichen Lebens und Schicksals. Es ist eine Zeit der Entwicklung der AV-Kartographie, der Hochgebirgskartographie schlechthin, an welcher der verstorbene Kartograph und akademische Maler Hans Rohn wesentlichen Anteil hatte. Sein Name ist mit zahlreichen AV-Karten untrennbar verknüpft, seine Leistung aus der Entwicklung der kartographischen Hochgebirgsdarstellung nicht wegzudenken.
Schon 1892, als man sich von der „Schraffenkarte" ab-wendet und die AV-Kartographie im Schweizer Siegfried-atlas ihr Vorbild sieht, arbeitet Rohn, der mit 14 Jahren (1882) als Lehrling in die bekannte Firma Gustav Freytag eintrat und 1885 als Gehilfe freigesprochen wurde, als Kartolithograph (Steingraveur) an Hochgebirgskarten. Bei dem ersten Versuch einer AV-Karte mit Schrägbeleuchtung (1892, „Sonnblick - Ankogel" von Freytag & Berndt) wurde die Felszeichnung von Rohn graviert.
Die Zeit zwischen 1893 und 1902, in welcher der Schweizer Ing. Simon die Karten für den Alpenverein bearbeitet, verstreicht für Rohn nicht nutzlos. Er besucht, neben seiner Tätigkeit bei der Firma Freytag & Berndt, geologische Vorlesungen an der Universität Wien, erwirbt an der Wiener Akademie der Bildenden Künste den Titel eines akademischen Malers und legt damit die wissenschaftliche und künstlerische Basis zu seiner späteren Hochgebirgsdarstellung, vor allem der Felszeichnung, in der die handwerkliche Arbeit künstlerisch veredelt und naturwissenschaftlich vertieft erscheint.
Als 1903 der Schweizer Kartograph L. Aegerter Gelände-aufnahme und Darstellung der AV-Karten übernimmt, wird Rohn mit der Steingravur der kartographischen Feldauf-nahmen betraut. Schon die zweite Karte Aegerters, Langkofel-Sellagruppe (1904), wurde von Rohn in vollendeter Form dargestellt. Jahr auf Jahr folgen nun die von Aegerter aufgenommenen und von Rohn gravierten Karten (Marmolata, Allgäuer Alpen, Brentagruppe, Ankogel-Hochalmspitze, Lechtaler Alpen, Dachstein, Kaisergebirge, Gesäuse, Brennergebiet). Dabei entwickelt Rohn immer mehr eine selbständige und eigene Darstellungsauffassung. Welche Verdienste er sich schon bei der Gravur der Felszeichnung Aegerters erworben hat, kann nur ein Vergleich der Original-Feldaufnahmen mit dem Steinstich zeigen.
Um 1920 beginnen seine selbständigen topographischen Aufnahmen. Einem Versuch, der Karte der Raxalpe von Freytag & Berndt, folgen 1924 als gelungenes Erstlingswerk die „Schladminger Tauern", deren Felszeichnung durch besonderen Reichtum an morphologischen Details auffällt. Hier wurde der unschätzbare Vorteil klar, den Vereinigung der Originalaufnahme und Lithographie in einer Hand bietet.
Mit der Entwicklung des photogrammetrischen Schichten-planes erhält das geometrische Grundgerüst auch im Fels-gelände eine bis dahin unerreichte Genauigkeit. Das auf der bildhaften, künstlerischen Darstellung liegende Schwergewicht der AV-Karten beginnt sich zugunsten der geodätischen Bearbeitung zu verschieben. Die Felszeichnung, die noch bei Aegerter im Detail, der künstlerischen Wirkung willen, bewußt von der grundrißtreuen Darstellung abweicht, kann nicht einfach in den lagerichtigen photogrammetrischen Schichtenplan übernommen werden. Rohn kann das einmalige Verdienst in Anspruch nehmen, damals mit unerübertroffenem Können die künstlerisch hochstehende Felsdarstellung ohne Verlust an Bildhaftigkeit, Plastik und Darstellungskraft in den exakten Rahmen des Schichtenplans eingefügt zu haben.
Die Karten der Loferer und Leoganger Steinberge (1925) zeigen, wie gut er der Schwierigkeiten Herr wurde. Darüber
hinaus trug diese meisterhaft durchgearbeitete Felszeichnung wesentlich dazu bei, daß die sogenannte wissenschaftliche Ausgabe der Loferer Steinberge (ein Versuch, die Fels-zeichnung zugunsten durchgezogener Schichten und einer Schummerung aufzugeben) letzten Endes für die weitere kartographische Entwicklung abgelehnt wurde. In der folgenden Karte der Glocknergruppe und im dreiblättrigen Kartenwerk der Zillertaler Alpen erreicht die Hochgebirgsdarstellung Rohns in Zuverlässigkeit und künstlerischer Wiedergabe ihre höchste Vollendung. Zweifellos hat seither die morphogenetische Felsdarstellung zugunsten der geodätischen Genauigkeit an Ausdruckskraft verloren.
Durch sein hohes Alter (fast siebzigjährig) war Rohn nicht mehr in der Lage, die Bearbeitung weiterer AV-Karten zu übernehmen und sich mit dem Problem der Schichtlinien im Fels, dem er leider ablehnend gegenüberstand, eingehend zu beschäftigen. Seine letzte Arbeit, die Zeichnung der Karte der Takht-e-Sulaiman-Gruppe (Nordiran), die 1934 von Prof. Bobek aufgenommen worden war und die Rohn nach dem zweiten Weltkrieg, als schon Achtzigjähriger, ausführte, zeigt sein Einfühlungsvermögen in eine ihm nur aus dem Schichtenplan und photographischen Aufnahmen bekannten Landschaft. Sie beweist, daß er auch bei durchgezogenen Schichtlinien (wie sie heute die AV-Karten alle bringen) eine ausgezeichnete Felszeichnung zu interpolieren verstand.
Mit ihm verliert die österreichische Kartographie einen ihrer verdienstvollsten Männer, der nicht nur Freytag & Berndt, sondern auch dem Alpenverein durch seine einmalige Leistung auf das engste verbunden war.
Dr.F.Aurada
Quelle: Edelweiss Nachrichten 1956, Folge4, Seite 29

Kartograph Johann Rohn (+)
Am 23, Dezember 1955 starb in Wien im Alter von 87 Jahren ein Altmeister der Kartographie, dessen Können auch in Alpenvereinskarten seinen Niederschlag gefunden hat. Johann Rohn wurde 1868 in Wien geboren und erfuhr seine Berufsausbildung in der Kartographischen Anstalt Freytag und Berndt. Bei seiner Einäscherung widmete Prokurist Dr. Schandl dem Verstorbenen ehrende Worte: „Deine Spezialität war die Wiedergabe des Terrains, was sich im bergischen Alpengebiet unserer Heimat besonders lohnte. So wuchst du als fleißiger, strebsamer junger Lithograph mit deinen Aufgaben. Deinem künstlerischen Drange folgend, fandest du auch noch die Zeit, an der Wiener Akademie der bildenden Künste zu studieren, wo du Schüler von Rumpler, Eisenmenger und Schmidt warst, und verließest diese als akademischer Maler. Deine Ausbildung kam dir auch bei deinen Berufsarbeiten zugute, denn diese gewannen an künstlerischer Vertiefung und wurden zu Kunstwerken ganz eigener Art. Die Darstellung der geologischen Verhältnisse verdanktest du deiner Ausbildung an der Universität Wien. Als rüstiger Bergsteiger warst du imstande, das auf Papier und Stein zu bringen, was dein Auge aufnehmen konnte, so wie das Dichterwort sagt: „Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, von dem goldenen Überfluß der Welt.“ Was hast du nicht alles geschaut auf den kilometerlangen Wanderwegen im Gebirge, auf denen du unzählbare 1000 Meter Höhenunterschiede kartierend bewältigen mußtest, wobei dir Kamera und Meßinstrument, vor allem aber dein beobachtendes kluges Auge halfen, das Gesehene in Skizzen und flüchtigen Handzeichnungen niederzulegen, um später daheim Kunstwerke anfertigen zu können. Du scheutest keine Mühe und nahmst große Strapazen auf dich, um irgendein schwieriges Gelände zu erfassen und dann auf Papier zu bringen, um es der Nachwelt zu überliefern. Einer der größten Kartographen hat von dir auch gesagt, du seist der beste Geländedarsteller, den es überhaupt gibt. Auch will ich hier noch den Ausspruch des verstorbenen Dr. Moriggl zitieren, der sagte: In kommenden Jahrhunderten wird man deine Alpenvereinskarten ebenso hoch werten wie die Kupferstiche Albrecht Dürers. Dein Natursinn verband sich mit Künstlertum und handwerklichem Können."
Quelle: DAV Mitteilungen 1956, Heft 3, Seite 54



Geboren am:
25.02.1868
Gestorben am:
23.12.1955