Macherhammer Lois

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Biografie:
30 Jahre Däumling-Kante
Eine Erinnerung an Lois Macherhammer
Der Gosaukamm ist seit mehr als 60 Jahren das Ziel und Felsenland der Linzer Bergsteiger, und neben den Vertretern der Wiener Bergsteigerschaft waren es vor allem Linzer und vornehmlich Mitglieder unserer Sektion Linz, die diese vielgestaltigen Felsberge erschlossen und ihre kühnen Führen über Grate, Wände und Kanten zu den stolzen Gipfeln empor legten. Kein Geringerer als Altmeister Dr. Viktor Wessely stand vor der Jahrhundertwende am Beginn dieser Erschließung, und mit Robert Damberger und Karl Hermüller nennen wir aus der langen Reihe Linzer Felsgeher im Gosaukamm nur zwei der hervorragendsten Vertreter nach dem ersten Weltkrieg.
In den dreißiger Jahren, es war die furchtbare Zeit der Arbeitslosigkeit, fand sich in der Scharwandhütte wieder ein Kreis von Jungmannen zusammen, der all seine Aussichtslosigkeit und Trostlosigkeit in die Berge hinauftrug, und es waren nicht die schlechtesten Taten, die damals gesetzt wurden. So manches „letzte Problem" wurde angegangen, gelöst und neue, kühne Kletterwege eröffnet. Am 10. und 11. September 1932 begingen Lois Macherhammer und Sepp Lichtenegger (Goisern) die Himmelsleiter der Däumling-Ostkante, die bis heute eine der schwierigsten Fahrten des ganzen Gebietes, ja der gesamten nördlichen Kalkalpen geblieben ist! Im September 1962 waren es 30 Jahre, seit Macherhammer und Lichtenegger diesen hervor-ragenden Kletterweg eröffneten. Beide sind längst ins Schattenreich getreten; Sepp Lichtenegger stürzte 1935 am Matterhorn, es wurde ihm mancher Nachruf gewidmet, Lois Macherhammer erlitt 1943 in Sizilien den Fliegertod. In dieser Zeit war das Sterben junger, blühender Menschen keine Seltenheit, und so ist Lois auch fast unbemerkt und unerwähnt aus dieser Welt getreten. Einer Anregung aus dem damaligen Freundeskreis zufolge habe ich es gerne übernommen, Lois Macherhammer hier einige Worte des Gedenkens zu widmen.
Lois Macherhammer wurde am 12. Mai 1912 in Linz als sechstes von neun Kindern seiner Eltern geboren. Nach dem allgemeinen Schulbesuch bezog er die Lehrerbildungsanstalt in Linz, wo er 1931 maturierte. Trotz ungeheurer Ausdauer und Zähigkeit, er schaffte die Ergänzungsmatura bei völliger Unkenntnis in Latein und Englisch in knappen drei Monaten (1), ging sein Herzenswunsch, Turnprofessor zu werden, aus finanziellen Gründen nicht in Erfüllung. So war er später als Lehrer an Landschulen tätig, übernahm als Gebietsfachwart die Leitung der Bergsteigerjugend, bis er als Navigationslehrer zur Luftwaffe eingezogen wurde, bei der er als Kampfbeobachter am 27. Juli 1943 in Sizilien den Fliegertod fand.
Er war ein geistig ungemein hochstehender Mensch, bescheiden und goldtreu, begeistert und konnte begeistern. Ein offener Charakter, der die Gerechtigkeit suchte und vorlebte und einmal als recht erkannte Dinge und Bestrebungen bis zur letzten Konsequenz verfolgte. Sein Humor und seine Musikalität und Sangeslust machten ihn zu einem liebenswerten Gesellschafter. Ebenso war er ein vielseitiger und erfolgreicher Sportsmann; Geräteturner (Zwölfkämpfer!), Leichtathlet, Schwimmer, Skiläufer, Segelflieger und so weiter und vor allem Bergsteiger. Viele junge Menschen führte er als Fachwart in die Bergsteigerei ein, die heute noch an Macherhammer als ihr großes Vorbild denken. Er war zweifellos der beste Felsgeher Ober-österreichs in den dreißiger Jahren.
Zum Bergsteigen kam Lois Macherhammer durch seine Verbindung mit den Pfadfindern und wohl auch durch die Anregungen seines Bruders Heinrich, der selbst schon mit 19 Jahren auf dem Gipfel des Montblanc stand. Auf ersten Anhieb ging er im Alleingang gleich und sicher durch die Spitzmauer-Ostwand. Während der Zeit der Postenlosigkeit holte er sich seine Meisterschaft im Fels in den Urfahr-Wänden, am Berglerkopf und Burenkogel im Weichbild von Linz. Fast belustigend war sein erstes Zusammentreffen mit Sepp Lichtenegger am Schartenmandl. Wieder ging Lois allein diesen kühnen Zacken an, während Lichtenegger mit einem Gefährten unterwegs war. Da Lichtenegger mit seinem Bruder Heinrich studierte, kannte er auch Lois schon, und verband sich alsbald mit ihm zu der so überaus erfolgreichen Seilschaft. Lois war bei allen seinen unzähligen schweren Fahrten ein vorsichtiger Kletterer, der über außergewöhnliche Kräfte verfügte und eine virtuose Technik besaß. Es wurde nie bekannt, daß er, außer einem kleinen Rutscher in der Schermberg-Nordwand, einmal stürzte.
Neben seinem Weg über die Däumling-Kante ist unter anderem die weniger bekannte Erstbegehung der Nordwand des Niederen Großwandeck und die direkte Westwand der Vorderen Kopfwand zu nennen. Weiter die erste Winterbegehung der direkten Nordwest-Kante der Vorderen Kopfwand, die er am 26. Dezember 1934 mit Sepp Lichtenegger durchführte. Selbstverständlich beging er nahezu alle namhaften Führen der Dachsteingruppe sowie viele schwere und schwerste Fahrten im Toten Gebirge, im Gesäuse, im Wilden Kaiser, in den Sextener Dolomiten usw. Vom heimatlichen Dachstein bis zu den Julischen Alpen trieb ihn die Sehnsucht nach dem steilen Fels. Und als sich der erstklassige Felsmann Lois Macherhammer erstmals den großen Westalpenbergen nahte, stürzte 1935 sein bester Kamerad, Sepp Lichtenegger, durch ein Mißgeschick am Zmuttgrat des Matterhorns tödlich ab. Bald griff dann der zweite Weltkrieg so schicksalhaft in das Leben unseres Freundes ein. Oberösterreichs Bergsteigerschaft verlor einen hervorragenden Vertreter; mit seinen Angehörigen trauern wir immer um einen der besten Kameraden aus der alten AV-Jungmannschaft Linz.
Wenn Lichtenegger über den Däumling einmal sagte: „Wenn ich der Kühnheit ein riesiges Denkmal setzen müßte, ich würde ihn vom Großwandeck absägen und mitten ins Armkar stellen." So möchte ich ergänzen, der Däumling sei und bleibe auch immerdar ein Denkmal der tüchtigen Linzer Bergsteigerjugend und eines ihrer Besten, Lois Macherhammer!
Für den Kreis der Bergkameraden:
Sepp Wallner, Linz
Quelle: Mitteilungen der ÖAV Sektion Linz 1962, Folge 6, Seite 46


Geboren am:
12.05.1912
Gestorben am:
27.07.1943

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