Steinberger Stephan (Pater Corbinian)

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Biografie:
geboren in Obergschwend bei Ruhpolding (Deutschland)
gestorben in Anger bei Ruhpolding (Deutschland)

Quelle: DÖAV Mitteilungen 1930, Seite 126
Quelle: Deutsche Alpenzeitung 1933, Seite 377 ff

Zum 100. Geburtstag Stephan Steinbergers.
Es war ungefähr um die Mitte des vorigen Jahrhunderts. In den österreichischen Alpen hatte der Salzburger Theologie-Professor Thurwieser verschiedene jungfräuliche (meist firngekrönte) Gipfel seinem Fuß unterworfen. Sein Beispiel wirkte wohl befeuernd auf einen viel jüngeren Chiemgauer Bergsteiger im geistlichen Gewände, Stephan Steinberger, der am 14. Dezember 1833 in einem Einödhof bei Rudpolding geboren wurde. Den Knaben und Jüngling zogen die Berge seiner Heimat mächtig an, und von ihren luftigen Hochwarten glitt sein Blick auf die glänzende Schneekette der Tauern. Sie zu bezwingen, war sein heißer Wunsch; doch sein magerer Geldbeutel erlaubte es noch nicht. Inzwischen mußte er in den Chiemgauern seiner Bergleidenschaft frönen. Das war die beste Schule für seine künftigen Bergfahrten. Oft und oft, zu jeder Jahreszeit, rückte er den heimatlichen Gipfeln ganz allein zu Leibe. In dieser Hinsicht erinnert er an den „ersten Bergsteiger aus Liebhaberei", Valentin Stanig, ebenfalls ein Geistlicher, dessen verdienstvollem, alpines Wirken noch des Biographen harrt. Wie diesen, durchglühte ihn bei seinen alpinen Wagnissen „beinahe übermenschlicher Mut, um nicht ein Raub der Zagheit zu werden". Bei einer Besteigung des Sonntagshorns anfangs April 1852 kam er in eine Lawine. Glücklich arbeitete er sich heraus und stieg dann unerschrocken weiter auf den Gipfel. In seiner Bedürfnislosigkeit (meist genügte ihm ein Stück Brot zu diesen Wanderungen) und in der Sorglosigkeit bezüglich der Ausrüstung gleicht er dem Erschließer der Graubündner Berge, P. Placidus a Spescha. Abgehärtet im Ertragen aller Beschwernisse, ein erstaunlich schneller Wanderer und ein sicherer Pfadfinder, tonnte er nun größere Aufgaben wagen, vor allem die Besteigung des Tauernfürsten. Damals trugen die Eisenbahnen noch nicht wie heute den Bergsteiger an den Fuß eines Gipfels, und wer — wie Steinberger — nicht viel Geld in der Tasche hatte, konnte auch nicht den Omnibus benutzen, sondern mußte zu Fuß gehen. Von München aus pilgerte der 21jährige Theologe nach Heiligenblut. Der Anblick des Großglockners reizte ihn zur Besteigung. „Nie in meinem Leben, weder vorher noch auch nachher, sah ich einen Berg, der einen so unauslöschlichen Eindruck auf mich machte." Von seinem Vorhaben schwieg er gegen jedermann, um davon nicht abgehalten zu werden. Den teueren Führerlohn konnte er ja nicht bezahlen. Als Mundvorrat hatte er nur ein Seidel Wein und ein Stück Hausbrot bei sich; für die Ausrüstung genügten ihm Bergstock und Steigeisen. Auch auf anderen Gletscherfahrten hatte er nie einen Eispickel bei sich. Als erster Alleingeher erreichte er bei dichtem Nebel und furchtbarem Schneesturm unter unsäglichen Mühen die Spitze des Großglockners. Nach 16-stündiger Wanderung traf er wohlbehalten in Heiligenblut ein. Das Urteil Karl Hofmanns über diese Besteigung lautet: Die kühnste aller Glocknerfahrten! Im August 1854 unternahm er von der Stilfserjochstraße einen Vorstoß in das damals noch wenig besuchte Ortlergebiet, und zwar auf die jungfräuliche Königsspitze. Diesmal begünstigte leuchtender Sonnenglanz die kühne Fahrt. Auf dem Gipfel sah er, daß sich von seinem „erhabenen Standpunkt al Bergspitzen beugen mußten, während einzig und allein der breitschulterige Ortler als ebenbürtig sich behaupten konnte". Seinen Ruhm als Erstersteiger dieses Berges verkündete Mojsisovics im „Jahrbuch des Österreichischen Alpenvereins" (1865). Fast zwei Jahrzehnte später, in der „Erschließung der Ostalpen", bestritt L. Friedmann das Erstrecht Steinbergers an der Königsspitze. Die Handhabe zu diesem Zweifel boten ein paar Gedächtnisfehler Steinbergers in der Schilderung seiner Fahrt und die Annahme, daß diese in so kurzer Zeit nicht durchgeführt werden konnte. Allein, wer sich in letzterem Punkt entgegenhält, daß Steinberger auch andere Berge, so die Zugspitze, den hohen Göll, den Großvenediger und Kleinvenediger, in verhältnismäßig sehr kurzer Zeit bewältigte, der wird kaum noch Friedmanns Anschauung beipflichten. Zudem erstanden ihm in letzterer Zeit eifrige Verteidiger, unter anderen Lüder, dann Braunstein, der Steinbergers Schriften mit einem Lebensbild in der Gesellschaft der alpinen Bücherfreunde herausgab. Seine Bergschilderungen veröffentlichte Steinberger in nichtalpinen (katholischen) Zeitschriften, und der Alpenvereinsbücherei gelang es vor vielen Jähren, zwei der wichtigsten zu erwerben. Die Krone seiner alpinen Leistungen erblickte Steinberger in seiner Besteigung des Monte Rosa 1862. Als Mönch (er war als P. Corbinian in den Kapuzinerorden eingetreten) hatte er diesen höchsten Bergriesen der Schweiz bezwungen. Später hielten ihn teils dienstliche, teils gesundheitliche Verhältnisse vor größeren Bergfahrten zurück. Er selbst legte kein besonderes Gewicht auf seine alpine Wirksamkeit, die wir jedoch um so höher schätzen; denn Steinberger tat sich lange vor Weilenmann, der als „Vater der Führerlosen" gepriesen wird, als wagemutiger Alleingeher hervor.
Dr. A. Dreyer (München).
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1934, Seite 41-42

Quelle: DAV Mitteilungen 1943, Seite 41 ff
Quelle: Berge und Heimat 1947, Heft 1, Seite 5 f
Quelle: Der Bergsteiger 1955/56, Seite 21 f
Quelle: Der Bergsteiger 1979, Seite 602

Steinberger Stephan „Pater Corbinian“, * in Obergschwend bei Ruhpolding, später München,
+ in Anger bei Ruhpolding (Deutschland)
1852 Best.Sonntagshorn, (Chiemgauer Alpen)
1851 1.Alleinbest.Großglockner,3798m, (Hohe Tauern)
1854 1.vermutl.Best.(Alleinbest.)Königspitze über Südwestflanke,3857m, (Ortlergruppe)
1854 1.vermutl.Beg.Königspitze-Südwestrinne,II,50°,3859m, (Ortlergruppe)
1855 Best.Zugspitze,2962m, (Wettersteingebirge)
1862 2.Alleinbest.Monte Rosa-Dufourspitze,4634m, (Walliser Alpen)
Best.Zugspitze,2962m, (Wetterstein)
Best.Hoher Göll,2522m, (Berchtesgadener Alpen)
Best.Großvenediger,3666m, (Hohe Tauern)
Best.Kleinvenediger,3468m, (Hohe Tauern)
Gerd Schauer,Isny im Allgäu




Geboren am:
14.12.1833
Gestorben am:
28.06.1905