Schwarzweber Hermann

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Biografie:
geboren in Freiburg/Breisgau (Deutschland)

Prof. Dr. Hermann Schwarzweber, Freiburg i. Br., 80 Jahre alt.
In Freiburg i. Er. feierte Prof. Dr. Hermann Schwarzweber am 1. Juni d. J. in bewundernswerter körperlicher und geistiger Frische seinen 80. Geburtstag.
Den Weg zum Hochgebirge fand er bereits als junger Gymnasiast, als er 1902 von Füssen zu Fuß auf die Wildspitze 3776 m) in den Ötztaler Alpen stieg und den gleichen Weg zurück nahm. Sofort zu Beginn seines Studiums an der Universität Innsbruck trat er der dortigen Sektion des DuÖAV im Jahre 1903 bei. Tüchtig geschult und reich er-fahren, konnte er schon nach einjährigem Aufenthalt in der Tiroler Hauptstadt in zahlreichen Winter- und Sommerfahrten eine stattliche Zahl von Gipfeln über 2 000 m und zum Teil neubefahrene Skitouren im Sellrain und in den Stubaier Alpen aufzeigen. Aber auch nach Fortsetzung seiner Studien in Freiburg, wo er sich für das höhere Lehrfach in den Fächern Geschichte, Geographie und Germanistik vorbereitete, zog es ihn in allen Semesterferien zu den Tiroler Bergen hin.
Seinen Innsbrucker Sektionsfreunden blieb er treu. In ihrem Verband unternahm er die systematische Durchwanderung aller Gruppen der Ostalpen. 1907 schloß er sich dem Österreichischen Alpenclub in Wien an. 1909 wurde er Mitglied des SAC, Sektion Basel. So stand nichts mehr im Weg, den Gesamtbereich der Ost- und Westalpen von guten Standorten aus kennenzulernen. Sein alpines Tatenleben in der Frühzeit seiner Hochgebirgsfahrten beschränkte sich nicht allein auf eine sachgerechte Durchquerung der Alpenwelt. Er betrieb auch erfolgreiche Erschließungsarbeit. So ist die Erschließung der Durreckgruppe mit seinem Namen verknüpft. Kaum ein namhafter Gipfel in den Ostalpen hat in seinem alpinen Programm gefehlt. Auch im westlichen Alpenteil ist alles Wesentliche in seinen Tagebuchnotizen vermerkt. Zu seinem 70. Geburtstag bestieg er noch einen Viertausender in diesem Raum, das Allalinhorn (4010 m), 5 Jahre später zum 75. Geburtstag einen mittleren Dreitausender, das Stockhorn (3539 m). Ober diese reiche Ernte liegen viele Publikationen dieses rastlosen Alpinisten vor. Im Arbeitsgebiet der Sektion Freiburg i. Br. - er gehört ihr seit 1907 an - in den Lechtaler Alpen und deren Nachbargruppen (Rätikon, Silvretta und Ferwall) fühlt er sich ebenso zu Hause wie im heimatlichen Schwarzwald. Dem alpinen Skiläufer lag die Förderung des Skisportes besonders am Herzen. In den Jahren 1910-1914 zeichnete er als Herausgeber der „Skichronik des Deutschen und Österreichischen Skiverbandes".
Seit 1925 ist Prof. Dr. Schwarzweber 1. Vorsitzender der Ortsgruppe Freiburg i. Br., des Landesvereins Badische Heimat bis heute, seit 1952 Präsident des Gesamtvereins. Der zugedachte Raum würde weit überschritten, wollte man im einzelnen seiner vielseitigen Verdienste um Volk und Heimat, um das alpine Schrifttum, um sein meisterliches Können in der Landschaftsphotographie gedenken. Die Winterolympiade 1104 in Innsbruck, der Partnerstadt mit Freiburg, sah ihn als Ehrengast in glühender Begeisterung über das sportliche Ringen der Nationen und in stolzer Erinnerung an sein alpines Debüt in der Hauptstadt Tirols.
Dr. W. Gallion
Quelle: Der Bergsteiger 1963/64, Heft 10, Seite 758

Quelle: DAV Mitteilungen 1964, Seite 146

Hermann Schwarzweber
*1. Juni 1884 — (+) 26. November 1972
Er war wie der Alte vom Berg. Hochgewachsen, braungebrannt das ganze Jahr, elastischen Schrittes und über die Dinge schauend und über ihnen stehend, bis er — wie eine Eiche — fiel.
Als Sohn eines Hafnermeisters in Altfreiburg auf der Dreimsaminsel geboren, von seiner klugen Mutter her mit viel Verstand und Witz versehen, trat er früh in die Welt, da ihm die Schwarzwaldheimat, sosehr er sie liebte, kannte und pflegte, doch nicht das bot, was er suchte: das himmelragende und geheimnisvolle der Höhen, das ihm die Alpen gaben.
So war ihm das Studienjahr in Innsbruck (1903/04), das er zu archivalischen Forschungen für seine Doktorarbeit über „Die Landstände Vorderösterreichs im 15. Jahrhundert" verwendete, eines der schönsten seines Lebens. Im „Akademisch-Alpinen Verein" fand er eine Schar gleichgesinnter Bergfreunde; so konnte er Kletterfahrten und Eistouren nach Herzenslust unternehmen und sich ganz mit den Bergen verbinden wie mit leiblichen Brüdern.
Von Freiburg i. Br. und von Pforzheim aus, wo er die ersten Mittelschullehrerjahre wirkte und von wo er sich seine Frau (aus der Edelschmuck-Firma Lauer) holte, und später wieder von Freiburg aus, fuhr er fast jedes Jahr in die Alpen, nicht zuletzt in die näher gelegenen Westalpen, um sich höchste Gipfel zu pflücken. So schon 1907 das Matterhorn über den Zmutgrat und 1913 in einer Durchquerung des Berner Oberlandes Finsteraarhorn, Jungfrau usw. (mit Dr. Josef Prochaska) sowie später den Montblanc. Man kann ihn als prominenten Alpinisten der älteren Zeit bezeichnen. Er zählt auch zu den ersten, die den Schilauf im Schwarzwald geübt und verbreitet haben.
Vor allem aber galt seine Liebe Tirol, und hier wieder Südtirol. Schon als Student und junger Doktor hat er mit Bergfreunden die Durreckgruppe (zwischen Ahrn- und Reintal im Taufers) systematisch durchwandert und ihr in der Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1910 eine erschließende Monographie gewidmet. Sie zeigt, daß es ihm nicht nur um Berge und Gipfel ging, sondern auch um Landschaft und Menschen, Werden und Leben.
Als dann Südtirol verlorenging, tat sich in seinem Herzen ein Sprung auf. In zahlreichen Vorträgen, vor allem in Alpenvereinssektionen, aber auch in den Ortsgruppen des Vereins „Badische Heimat", der sich der Erforschung und Erhaltung dieses schönsten Landes an Rhein und Schwarzwald verschrieben hat und dem er dann als Vorsitzender Jahrzehnte seines Lebens widmen sollte, trat er mit eigenen, auserlesenen Licht- und Farbbildern für die Rechte seines Sehnsuchtslandes ein und warb für den Besuch der unterdrückten Freunde. In der Schrift „Südtirol. Ein deutsches Volksschicksal", die Volk und Landschaft in Vergangenheit und Gegenwart weiteren Kreisen näherbringen sollte, hat er seiner Zuneigung zu Südtirol auch literarisch Ausdruck verliehen (1934). Fast jedes Jahr führte er eine größere Schar von Badener Heimatfreunden in das herrliche Land.
Schwarzweber fühlte sich als Altösterreicher: Freiburg war durch Jahrhunderte eine österreichische Stadt gewesen, Schwarzwebers Vater war 1866 im Großherzoglich-Badischen Heer an der Seite Österreichs gegen Preußen ausgezogen.
Aus Anlaß des 500-Jahr-Jubiläums der Universität Freiburg i. Br. (1957) hat er den Beziehungen zu Österreich/Tirol ein eigenes Heft des von ihm seit 1952 geleiteten, prächtigen Jahrbuches „Badische Heimat" gewidmet.
Vor mir liegt ein Farblichtbild, das den toten Freund stehend auf dem Gipfel der Raschötz zeigt, den Blick auf die Langkofelgruppe und auf die Seiseralm gerichtet. Ein zweites Lichtbild, das vor mehr als 50 Jahren am Feldberg entstand, zeigt uns beide, wie wir gebannt nach den Alpenketten starren, die im späten Abendlicht leuchten.
Noch kurz vor seinem Tod weilte Schwarzweber in den Dolomiten, ließ sich, schon vom Ende gezeichnet, im Wagen über die Pässe fahren, um Felsen und Firne nochmals zu sehen.
Ein Bergsteigerleben ist aus, das viel vom Schönen getrunken und vielen anderen,
die es zu den Bergen führte, Gesundheit und Freude vermittelt hat.
Franz Huter
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1974, Juli/August, Folge 1396, Seite 137-138



Geboren am:
01.06.1884
Gestorben am:
26.11.1972