Anich Peter

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Biografie:
geboren in Oberperfuß (Tirol - Österreich)
gestorben in Oberperfuß (Tirol - Österreich)
einfacher Bauer, ältester und hervorragender Kartograph. Schöpfer einer Karte mit 20 Blättern (zusammen mit seinem Landsmann, dem Bauernsohn Blasius Hueber).
Besuchte mit 26 Jahren bei den Jesuiten in Innsbruck ein kurzes Studium der Mathematik und Astronomie. Gilt als Pionier der Hochgebirgskartographie;
Quelle: Archiv Proksch (Österr. Alpenklub)

Peter Anich zum Gedächtnis
Am 22. Februar 1723 in Oberperfuß bei Innsbruck geboren, jährte sich heute zum 200. Male der Geburtstag dieses genialen Mannes, der aus einfachsten, bäuerlichen Verhältnissen, aus eigenem Drang und naturwissenschaftlicher Begeisterung zum Physiker, zum Gelehrten sich entwickelte. Als Schöpfer von Erd- und Himmelsgloben wie der berühmten Karte von Tirol, damals schon selbst im Ausland geschätzt, galt er in seiner engeren Heimat, der er innig und treu ergeben blieb, wenig: Das bekannte Prophetenlos! Dies mag auch schuld gewesen sein, daß er unvermählt geblieben, einsam 1766 starb, seinen Freund und Studiengenossen Blasius Huber die Vollendung seiner großen Karte überlassend. Ihm zu Ehren trägt das Touristenklub-Schutzhaus am Hocheder seinen Namen. Und wir bringen bei diesem Anlaß die Abhandlung Mazeggers aus unserer Zeitschrift vom Jahre 1881 in Erinnerung, worin Peter Anich und seine Verdienste volle Würdigung finden.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1923, Seite 29

Peter Anich - der Bauernkartograph aus Tirol
Von Franz Fliri, Baumkirchen
Das Land Tirol und besonders die Gemeinde Oberperfuß gedachten heuer in öffentlichen Feiern eines großen Sohnes, des Bauernkartographen Peter Anich, der am 1. September 1766, vor zweihundert Jahren also, gestorben war. Es hätte freilich des Aufgebotes an Presse,
Rundfunk, Fernsehen, der würdigen Ehrung durch Land und Gemeinde sowie des neuerlichen Interesses der Wissenschaft nicht bedurft, um die Erinnerung an den Schöpfer des ersten umfassenden Kartenwerkes von Gesamttirol wachzurufen. Der Name Peter Anich's lebt ja nicht nur in den Nachkommen seiner Verwandten in Oberperfuß auch heute weiter, sondern ist unter anderem auch mit einer Straße in Innsbruck, der Bundesgewerbeschule ebenda, und nicht zuletzt mit der Peter-Anich-Hütte am Hocheder der OeAV-S. Touristenklub Innsbruck, unweit seiner eigenen Heimat also, sinnvoll lebendig verknüpft.
Das in wenigen besten Mannesjahren von Peter Anich geschaffene Werk ist in mehrfacher Hinsicht erstaunlich genug. Wollte man diesen Mann aber, wie es oft geschieht, kurz als Genie bezeichnen, käme man weder der geschichtlichen Wirklichkeit sachlich noch seiner Persönlichkeit menschlich näher. Tatsächlich konnte der Bauer Peter Anich nur zum großen Kartographen Tirols fortschreiten, weil er an seinem Wege Männern begegnete, die ihn tatkräftig förderten, nachdem sie seine Fähigkeiten erkannt hatten. Das ist ein Gesichtspunkt, der heute besonders zeitgemäß erscheinen mag, zumal man sich ja in der Bildungspolitik um die Mobilisierung der in den breiten Schichten unseres Volkes, vor allem in den Dörfern, in den Tälern und auf den Bergsiedlungen vorhandenen geistigen Reserven ernsthaft bemüht.
Peter Anich wurde 1723 zu Oberperfuß, also nahe der herkömmlichen Grenze von Ober- und Unterinntal an der Melach, als Sohn eines handwerklich und technisch begabten Kleinbauern geboren. Entscheidende Anregungen wurden ihm wahrscheinlich bereits in der sicher sehr bescheidenen Dorfschule durch den Kuraten und Lehrer Anton Burglehner zuteil, einen Nachkommen jenes Mathias Burglehner von Thierburg und Vollandsegg, der mehr als ein Jahrhundert zuvor eine bekannte Übersichtskarte von Tirol geschaffen hatte. Dieser sein Lehrer, nachmals Pfarrer im benachbarten Axams, war wahrscheinlich auch der Auftraggeber für die ersten Sonnenuhren Anich's, und vermutlich hat er auch Anich's Weg zu jenem Manne geebnet, der für sein ferneres Leben entscheidend werden sollte. Es war dies der Innsbrucker Universitätsprofessor der Mathematik und Jesuitenpater Ignaz von Weinhart, ein Verwandter Burglehners. Weinhart war vielseitig als Physiker und Techniker interessiert und zugleich als Berater der heimischen Wirtschaftetreibenden tätig. Als Schüler Weinharts schuf Anich auch sein Meisterstück, einen großen Himmelsglobus, dem er bald einen ebenso meisterhaft verfertigten Erdglobus zur Seite stellen konnte. Schon damit war sein Ruhm begründet. Die entscheidende, freilich für ihn selbst auch tragische Wende in seinem Leben am aber für Peter Anich mit dem Auftrag, ein in Südtirol vom Freiherrn von Spergs begonnenes neues Kartenwerk fortzusetzen. Dieses Auftrages konnte Anich bis zu seinem frühen Tode nicht froh werden, so aufopferungsvoll er sich auch seiner Erfüllung annahm. Einerseits waren die Weisungen der hohen Wiener Behörden von sehr geringer kartographischer Sachkenntnis getragen, anderseits erfuhr der Feldmesser Anich den Widerstand der unteren Behörden und der Bevölkerung in vielerlei Form. Fortgesetzte schwere körperliche Strapazen und endlich die Malaria im Etschland unterhalb von Bozen schwächten Anich's Gesundheit derart, daß er seine Arbeit todkrank vorzeitig abbrechen mußte. Knapp zwei Wochen nach Erhalt einer hohen Auszeichnung und Zuerkennung einer lebenslänglichen Gnadenpension starb er, erst im 44. Lebensjahr stehend.
Für Anich's Werk war entscheidend, daß er sich in seinem jüngeren Dorfnachbarn Blasius Hueber rechtzeitig einen Gehilfen und Nachfolger herangebildet hatte, der seinerseits seinen Sohn Magnus Hueber und seine Neffen Anton und Veit Kirchebner unterrichtete. Damit war Peter Anich der Schöpfer einer kleinen, aber sehr rührigen Schule von Bauernkartographen in Oberperfuß.
Peter Anich's Werk verdient zunächst fachlich kartographisch gewürdigt zu werden. Es stand so sehr auf der Höhe seiner Zeit, daß es auch vom französischen Generalstab großenteils unverändert übernommen werden konnte. Vor allem erreichte die Karte, der Atlas Tiroliensis, dank zahlreicher astronomischer Ortsbestimmungen und sorgfältiger Dreiecksmessungen im Felde eine bis dahin im Gebirge kaum bekannte Genauigkeit. Der überaus reiche Karteninhalt mit einer Unzahl von Namen von Orten, Burgen, Weilern, Einzelhöfen, Almen, Seen, Bächen und Bergen bildet nicht nur für die geschichtliche Landeskunde von Tirol eine unentbehrliche zuverlässige Quelle. Damit steht Anich's Werk am Beginn jener Bemühungen um die objektive Darstellung der Gebirgslandschaft, die später in der Alpenvereinskartographie reiche Früchte getragen haben.
Fast noch mehr und zeitloser spricht uns die charakterliche Größe Peter Anich's an. Wenn er auf seine Globen schreibt: „Ein Bauer" wagt sich an die Sternenwelt" und „Er meßt das Feld, das er bebauet hat", so erscheint hier fast ganz Unvereinbares widerspruchslos verbunden: die rührende Bescheidenheit des Bauern mit dem stolzen Leistungsbewußtsein des Kartographen. Auch noch nach zwei Jahrhunderten können wir uns dem Eindruck dieses in der tiefsten Wurzel ehrlichen Lebens nicht entziehen.
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1966, Seite 138

Geboren am:
22.02.1723
Gestorben am:
01.09.1766