Winkler Josef

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Biografie:
verunglückt an der Riffelscharte (Österreich)

Bergführer Josef Winkler (+)
Ende Oktober wurde bemerkt, daß Bergführer Josef Winkler, der nach Schluß des Tauerngasthofes in Kolm-Saigurn dort als Winterwächter angestellt war, abgängig sei. Die Nachforschungen ergaben, daß er noch am 27. Oktober zu der neuen Hütte der Sektion Hannover auf der Riffelscharte angestiegen war, um sie mit Wein zu versorgen; etwa 300 Meter unterhalb der Scharte wurde er nachmittags von einer Lawine verschüttet. Es gelang zunächst Rucksack und Stock des Verunglückten, dann am 1. November auch seine Leiche zu finden, die am 3. in Bucheben beigesetzt wurde. Winkler, der 62 Jahre alt war, gehörte noch zur „alten Führergarde", - im nächsten Jahre hätte er sein 40-jähriges Führerjubiläum, feiern können - und hat sich durch Rettung vieler Touristen aus Bergnot große Verdienste erworben. Der breitschulterige Mann mit dem wallenden weißen Bart, der Adlernase und den blauen Falkenaugen war eine charakteristische Figur und, wegen seines heiteren Wesens bei seinen „Herren" sehr beliebt.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1926, Seite 8

Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1926, Seite 53

Eine Erinnerung an Josef Winkler.
Den Tod des wackeren Seniors der Tauernführer, der im Oktober an der Riffelscharte nahe der Hannoverhütte von einer Lawine verschüttet worden ist, werden viele mit mir betrauern, die dem biederen Alten einmal näher getreten waren. Ein kleines Erlebnis zu berichten sei mir gestattet.
Es war im August vergangenen Jahres Zittelhaus auf dem Sonnblick, Dort lernte ich Josef Winkler kennen. Bereitwillig gab er Auskunft über die Gegend. Er wußte Bescheid wie ein Meßtischblatt. Dabei erzählte er so ganz nebenher und mit gewinnender Anspruchslosigkeit, wie er vor ein paar Stunden beim Aufstieg von Kolm-Saigurn aus eine Dame aus einer Gletscherspalte gerettet hatte. Nur seine Kritik des bergsteigerischen Benehmens dieser Dame verriet einen leisen Unterton gutmütigen Spottes. Seine lustigen Augen blinzelten dabei. Da nimmt er noch einmal einen Anlauf zum Erzählen. Ich denke, jetzt kommt das Wichtigste — und nun berichtet er mit traurigen Augen, daß ihm seine Tabakspfeife beim Rettungswerk in die Spalte gefallen sei und allen Bergungsversuchen sich tückisch entzogen habe; nun dauere es immerhin mehrere Tage, bis er Gelegenheit habe, eine neue Pfeife zu kaufen. Was das heißt, weiß ein passionierter Raucher zu würdigen. Da wird mir plötzlich klar, warum er meine Pfeife beim Erzählen so merkwürdig fixiert hatte. Ich stelle sie ihm — zunächst leihweise — bis zum nächsten Morgen zur Verfügung. Er dankt sichtlich gerührt und schmaucht sogleich die noch glimmende beseligt weiter. Am nächsten Morgen, als ich absteigen wollte, konnte ich mich nicht entschließen, dem Alten das Pfeifchen wieder zu entziehen, ich machte es ihm zum Geschenk. Diese Selbstlosigkeit ging über Josef Wiinklers Begriffe. Eigentlich war's gar keine, denn ich kam ja bald nach Heiligenblut, dessen „Gemischtwarenhandlungen" wie ich wußte, auch
Pfeifchen feil hielten. Meine Beschämung wuchs noch, als mir der gute Josef Winkler ernsthaft das Anerbieten machte, mich zum Dank für die Pfeife auf den Hocharn oder das Schareck zu fübren. Selbstverständlich lehnte ich ab, meine Adresse mußte ich ihm aber geben. Da kams heraus, daß ich aus der Duisburger Gegend war. Die Hütte unserer Sektion hatte Josef Winkler einweihen helfen. Ein Leuchten der Erinnerung huschte über seine wetterharten Züge. Er schwärmt vom Rheinwein, den er damals getrunken. Die guten Marken wußte er noch zu nennen. Und die hatten ihm so gut gemundet, daß er seitdem den heimischen Terlaner nicht mehr schätzte. Schade, daß Josef Winkler das für August 1926 geplante auf der Hütte stattfindende 25. Stiftungsfest der Sektion Duisburg nicht mehr erleben durfte. Seiner Rheinweinbegeisterung hätte er dann fröhnen können nach Herzenslust.
Dr. Waldemar Martin Moers (Niederrhein), S. Duisburg
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1926, Seite 81

Gestorben am:
27.10.1925