Roessel Albin

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Biografie:
Albin Rössel
Frühsommer in Zermatt. Die großen Hotels rüsten zur Saison. Die Führerschaft lauert auf jeden Verdächtigen, der Aufwand treibt. In Der Seilerbar wettet ein Großspuriger, daß er auf dem Zinalrothorn Saisonanfang machen werde. Siegespreis ein Gipfelschampus! Dem Führer ist es recht. Dein Albin Rössel nicht. Der hört, versunken in einem Klubsessel zu und kalkuliert: Dem Manne kann geholfen werden! - Bei Nacht und Nebel steigt er auf das Horn, vorsichtig jede Spur seiner Anwesenheit vermeidend. Mit Morgendämmerung erreicht er den Steinmann, nimmt Deckung, wartet und friert. Endlich hört er die Partie heranziehen. Man ist begeistert, stolz auf des Führers Glückwunsch, man lagert zur Siegesfeier, packt aus, ein Pfropfen Knallt! Das ist der Startschuß für Albin Rössel. freundlich "einen guten Morgen und Prost Mahlzeit" wünschend, steht er urplötzlich vor den sprachlosen Siegern. In der Verwirrung der Überraschung trinkt er fast den ganzen Schampus allein aus. Dann empfiehlt er sich kurz aber höflich und verschwindet von der hohen Bildfläche. Man hat in den Zermatter Kneipen viel über diesen gelungenen "Rösselsprung" aufs Zinalrothorn gelacht.
Seither hatten die Führer Respekt vor ihm. Seine Viertausenderbeute wurde ruchbar. Selbst eine Koryphäe wie Frau Noll Hasenclever vertraute sich ihm an. Seine Erfolge tauchte er in hartnäckiges Schweigen. Selbst seine Wiener Bürokollegen - Rössel war Bankbeamter - hatten keine Ahnung von seiner hochtouristischen Betätigung. Seine Solowandfahrten im Gesäuse waren Legende. Irgendwo im steilsten Fels hatte man ihn gesehen - abends saß er stillvergnügt lächelnd und schweigend im Sportzug. Weder Bewunderung noch Spott brachte ihn aus der
Fassung. Er war eben ein Apostel des Schweigens, vielleicht ein Weiser. Eine Fülle heiterer Anekdoten wurden ihm angelastet. Darunter die ausgefallenste aus Trieft.
Albin Rössel auf der Vorderplattform eines Triebwagens der Triester Elektrischen. Ein Windstoß entführt seinen Hut. Geistesgegenwärtig erwischt er den Bremshebel, bremst ab, steck den Hebelein, springt ab und setzt seinem dahinkollernden Hut nach. Endlich hat er ihn, läuft freudestrahlend zurück setzt den Hebel brav wieder an seine Stelle und lächelt freundlich als wäre seine Verkehrsstörung das Selbstverständlichste der Welt. Allles ist verblüfft, alles lacht, schließlich auch der aufgebrachte Motorführer. Hauptsache - Rössel hat wieder seinen geliebten Hut mit dem Alpenklubzeichen!
Sein Alter und Abschied versinkt ins nebelhafte der gewollten Einsamkeit. Er verschwindet von der Bildfläche des Lebens wie damals auf dem Zinalrothorn - ohne Aufhebens.
Quelle: Berge und Heimat 1948, Heft 111, Seite 291-292

Albin Roessel:
berühmter Alleingeher, kann auf 50 Erstersteigungen und 45 Westalpenberge zurückblicken, wo er oft der Jahreserste auf den Gipfeln der Viertausender war. Seine bedeutendsten Neutourenerfolge (alleingehend) sind: Birnhorn S-Wand (mit 1500 m eine der höchsten Ostalpenwände), Eiskarlspitze NO-Grat, Verpeilspitze W-Grat, Schrandele W-Wand, Mörchnerschneidspitze direkt aus der Floite, Kellersberg NO-Grat, Gr. Wiesbachhorn O-Wand (vom Sandbodenkees, 1330 m!), Obergabelhorn durch die S-Wand zum O-Grat; Scharlachwand über den Zigarrengrat, Torstein NW-Wand und Jungfrau durch den Silberlauitobel. Über 600 Gipfel wurden von Roessel erstiegen ; darunter 3 Berge, die noch unbetreten waren.
Quelle: Jahresbericht der Hochtouristischen Gruppe „Bergland“ der Sektion Wien des ÖAV (1970-1973), Seite 11



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