Vogl Adolf

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Biografie:
geboren in München (Deutschland)
gestorben in München (Deutschland)

Quelle: Der Bergsteiger 1958/59, Seite 268 f

Adolf Vogl
Jeder, der den Komponisten und Kulturphilosophen Adolf Vogl noch vor wenigen Monaten oder Wochen sprechen konnte, war überrascht und erfreut über die für das hohe Alter erstaunliche Frische und Lebenskraft des Siebenundachtzigjährigen. Es hatte sich an seiner Rüstigkeit kaum etwas geändert, seit der ,,Bergsteiger" im Februarheft 1959 dem alten „Bayerländer" seine Gratulation aussprechen konnte (26. Jahrgang, S. 258).
Adolf Vogl, der als Komponist großer Orchesterwerke, zweier Opern und einer großen Zahl feinsinniger, warmherzig empfundener Lieder weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus gewirkt hat, wurde nun aus dem Kreise seiner Familie und seiner Freunde gerissen. Während der Föhnsturm von seinen geliebten Bergen toste und er der Radioübertragung eines Chopinschen Klavierkonzertes lauschte, erlag er zwischen zwei Atemzügen einem Herzschlag.
Ein reiches, schaffensfreudiges Leben hat so seine endgültige Erfüllung gefunden, ein Leben, das immer neue Kraft aus der Liebe zur Heimat, zu den Bergen, zur Natur gezogen hatte. Vogl war ein guter Bergsteiger, ein Kletterer, der selbst schwierige Gipfel oftmals im Alleingang meisterte, dann aber wieder verstand, mit Genuß gemächlich zu wandern. Für ihn waren die Berge kein Sportgerät, Er haßte nichts mehr als die leere „Angeberei" mit Rekorden, Seine Gipfelfahrten entsprangen der Lust, teilzuhaben an der Schöpfung ringsum, an der Schönheit der Natur, die sich nur dem völlig erschließt, der sie sich erkämpft, und sie fanden reiche Resonanz im Schaffen des Künstlers und Philosophen. Die Spanne von Adolf Vogls Leben umfaßt die entscheidenden Jahrzehnte der Neuzeit. In seiner Jugend war der Krieg 1870/71 noch in wacher, aktueller Erinnerung. München hatte keine Wasserleitung, es gab noch keine Trambahn, kein elektrisches Licht, zwischen dem Sendlinger Tor und Sendling erstreckten sich Wiesen, und Schwabing war ein Dorf „vor der Stadt'. Vogl erlebte die ganze Entwicklung Münchens zur Weltstadt und hatte tätigen Anteil an der Blütezeit des Kulturlebens im „Isarathen''. Ebenso sah Vogl die ersten ernsthaften Schritte zur Erschließung der Alpen bis zu den Auswüchsen des heutigen kommerziellen Massentourismus.
Zu den besonderen Freuden zählte für Vogt auch die Photographie. Er bewahrte immer noch die gewichtige „13/18", die er als junger Mann, zusammen mit Stativ und einem Dutzend Kassetten, neben der normalen Ausrüstung im Rucksack über so manche Dolomitengipfel getragen hatte. Viele seiner Dolomitenbilder, vor dem ersten Weltkrieg auf Lumière-Farbplatten aufgenommen, erstrahlen noch heute in der Projektion im farbigen Glanz.
Südtirol, das Kaisergebirge und die Berchtesgadener Berge waren die Landschaften, die Vogl besonders liebte. Oftmals war er Gast im Pfandlhof, bei der schönen „Moidl", und kletterte dann zur Nachmittagsrast aufs Totenkirchl. Bis zu den letzten Tagen seines Lebens nahm er regen Anteil am Schicksal Südtirols und der Menschen dieser seiner „zweiten Heimat", die er schätzen- und liebengelernt hatte.
Mit Adolf Vogl ist am 2. Februar 1961 einer der letzten alten „Bayerländer" und ein großer Mensch und Künstler von uns gegangen. In seinem künstlerischen Werk aber wird er für uns unverloren und unvergessen sein!
Quelle: Der Bergsteiger 1960-61, Heft 8 Mai, Seite 470-472


Geboren am:
18.12.1873
Gestorben am:
02.02.1961